I. Kelten und Römer. Die Kontraktion hat nichts Auffallendes an sich. Wie Agusing zu Aisingi) werden konnte, so auch lateinisches Augustum über vulgär lateinisches Agustum®) zu Austum. Die spätere Monophthongierung des au vor Dental®) ist in der Mundart des Landes auch sonst nachweis bar, z. B. in Astätt aus urk. Austeti, Rat aus Raut, Rüt = Riut. Die Fortbildung der Endsilbe -um zu -un, -en (-in) ist ebenfalls normal. Man wird diese Asten, die nicht mit den alpinen Asten, die zu äsen gehören, also Weideplätze sind^), verwechselt werden dürfen, für Plätze ehemaliger Standbilder®) des Kaisers halten müssen, vielleicht des Kai sers Augustus, der sich um den Ausbau des römischen Straßensystems hervorragende Verdienste erworben hat. Daß Kaisern und Statthaltern Statuen und Ehrendenkmäler für Verdienste von den Frovinziallandtagen votiert wurden, ist mehrfach bezeugt®). St. Florian. Der Ort, heute ein Marktflecken mit stattlichem Augustiner-Chor herrnstift (gegr. 1071), hieß ursprünglich Buch (Puoch =Buchenwald), wie wir aus der bekannten Reginolfurkunde (c. 830) der Passauer Tra ditionen wissen. Die Behauptung Strnadts'), daß Örtlichkeitsbezeichnungen, die auf Buchenbestände hinweisen würden, um St. Florian nirgends vorkämen, ist unzutreffend, da das Urbar des Stiftes vom Jahre 1445 noch ein Haus (domus) im Puochech im Orte St. Florian selbst verzeichnet®). Es fallen daher auch die von ihm an seine vermeint liche Feststellung geknüpften weitgehenden Folgerungen in sich zu sammen®). Als in Buch eine christliche Kultstätte und später eine Zelle ent standen war, wurde der Name St. Florian üblich. Über den Heiligen und seinen Kult an diesem Orte besteht eine ansehnliche Literatur. Es ist viel Für und Wider. Mit historischen und paläographischen Argu1) Schatz a. a. O. § 71, S. 80. Es ist aber nicht, wie er meint, Agusing > ♦Agising > Aising, sondern Agusing > *Ausing > *Äusing > Äising anzu setzen, weil die Aussprache heute Aising und nicht Oasing ist. ^) Vgl. F. Kluge in der Zs. f. deutsche Wortforschung Vlll, 143 ff., der deshalb Formen wie Augsburg und Äugst (bei Basel) für keltisch hält. Anders wird Gustmanoth (Schmeller 54) zu beurteilen sein. Auch der Thesaurus linguae lat. nimmt für das Austum, das er aus der Literatur verzeichnet, Kontraktion aus Augustum an. ®) Im keronischen Glossar ist astrologus mit sunderstat wiedergegeben, der Übersetzer dachte also an Auster und locus. ^) Schmeller I, 157. ®) Vgl. ähnliche Ortsnamen, wie ad statuas (Gönyö bei Szegszärd in Un garn), ad mures, die Kenner, Noricum und Pannonia 141, allerdings für Aus hängeschilder der Einkehrhäuser hält. ') Joog. Römer und Romanen, S. 30. ') Archiv f. österr. Gesch., 99. Bd., S. 880 ff. Vgl. dazu meine Bemer kungen in den Mitt. d.' Inst. f. österr. Oeschichtsf., Bd. 37, S. 485, Anm. ®) Oö. Stiftsurb., hg. von K- Schiffmann, III, 247, n. 121. ') Auch dann, wenn Sekker recht hätte, der das Puochech am Schiitenberg bei Ebelsberg sucht (Heimatgaue 11, S. 23, Änm. 2), obwohl unmittelbar vorher Häuser genannt sind, die zweifellos ,hic in villa', also in St. Florian selbst, standen.
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