Das Land ob der Enns

Flußnatnen. 205 von 1256 Altenwald genannt, einige Jahre später aber bereits Altenvelden^). Das aufstrebende nahe Velden, dessen Pfarrkirche hier stand, hatte diese Namensänderung bewirkt. Und mehr als ein Jahrhundert später, um 1390, erscheint Velden in den Urkunden als Neufelden. Das beruhte auf einem Mißverständnis. Altenfelden hängt nämlich nicht mit alt im Gegensatze zu neu zusammen, sondern heißt ursprünglich Alten wald, vom ehemaligen, nun abgeholzten Wald „auf der Alten", einer Flur, die sich vom Pernholz und von Blumau bis zur Mühl hinzieht®). Was bedeutet nun der Flurname „auf der Alten"? Da der Boden hier heute noch teilweise sumpfig, moorig ist und Teiche aufweist, ist m. E. kein Zweifel, daß das Wort Alten aus windischem Slatina, von slato ,Sumpf, entstanden ist, also Sumpfboden bedeutet. Der lautliche Vorgang ist so gewesen, daß dieses windische Slatina von der deutschen Bevölkerung Zlatin (vgl. Zwettl von svetlu) und bald mit Umstellung des 1 Zalten gesprochen wurde®), worauf sich das an lautende z, das man als Präposition z(e) empfand, leicht vom Wortkörper löste und das heutige Alten so entstand, wie Agram aus Zagreb, Wiesel burg aus Zwisila (10. Jahrb.) oder Ulmerfeld aus Zudamaresfelt (995) geworden ist. Jetzt sagte man die Alten und auf der Alten*). Daß die Gegend um Altenfelden schon in prähistorischer Zeit be siedelt war, lehren die obenerwähnten Tumuli und die von Karner er forschte künstliche Höhle bei Maierhof. Wir wissen, daß die kl. Mühel in den älteren Urkunden die riui^ische genannt wird. Dieses Beiwort weist, wie aus dem Vorkommen der Be zeichnung Rugi für Böhmen in der Zollurkunde von Raffelstetten zu schließen ist, auf die karolingische Zeit. Daher muß der Fluß damals schon Muhel geheißen haben. Weit höheres Alter als das der ersten Be lege verrät auch die Bildungsweise des Namens, die ganz dieselbe ist wie bei Aist, Mattig, Antisen usw., nämlich elliptische Verwendung eines Orts- oder Personennamens. In die Mühel fließt bei Haslach die Jaunitz, älter *Javornica, von javoru ,Ahorn', mit der Lanitz,1341 Lädnicz®),wohl von ledina,Wildnis', terra inculta®). Die große Rotel nimmt bei Grammastetten eine Ranitz auf, älter Ragnitz, Regenz''), aus *Raknica, von raku ,Krebs'. Ein größerer Fluß mit slawischem Namen ist die Gusen®), 12. Jahrb. Gusina, Gusen®). FG.® I, 1141 denkt an ahd. gusi ,plötzlich hervor1) Oö. ÜB. I, 504, n. 29. 2) Vgl. K. Haßleder, Neufelden, S. 15 f., und Strnadt, Das Land im Norden der Donau (Archiv f. österr. Gesch.,94. Bd.), S. 209. ®) Vgl. Palta (Paltenbach bei Mölln) aus blato .Sumpf, Zwentipolch aus Swentipluk (Swatopluk), und das zweimalige Saig für Slag (Stift Schlägel) in einer Aufzeichnung von 1300 (Oö. UB. IV, n.402). , *) Wie bei dem steierm. Zlaten (Bergabhang bei Trofaiach), s. Zahn 520. ') Strnadt, Velden, S. 197. •) Miklos. 195. ') Oö. Stiftsurb. III 369, n. 22. ®) Von Pritz, Gesch. d. Landes ob der Enns I, 74, und Mommsen irrtüm lich für den antiken Cusus gehalten. ») Oö.UB. II, 165, 682.

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