204 III. Die Slawen. ein allem Anscheine nach ebenfalls slaw. Porles-(Podles-, Polles-) B'ach, jetzt Krummbach^), bei Wendling zu nennen. Eine größere Anzahl slawischer Flußnamen weist, wie zu erwarten, das Mühlviertel auf. Dazu gehört in gewissem Sinne auch die Mühl, von der der Landstrich den Namen hat. Sie begegnet in den Urkunden(zuerst 1222) als Muhela, Muhila^), und zwar unterschieden in eine maior und minor oder superior und inferior^) wie heute. Mundartlich lautet der Name Miö, auch Michö. Es wurden schon verschiedene Erklärungen versucht, die sämtlich in die Irre gingen, weil sie auf der falschen Voraussetzung beruhten, daß es sich um einen Flußnamen handle. Es liegt aber hier eine ursprüngliche Ortsbezeichnung vor. In einer Urkunde von 1109 heißt das heutige Kleinzell Cella ad Mouhile und im Jahre 1142 bezeichnet sich Bernhard von Blankenstein als Bernhardus iuxta Mouhelle^). In beiden Fällen hat man bisher all gemein an den Fluß gedacht, aber abgesehen davon, daß die große Mühl in Oberösterreich 56 km lang ist, mit einer Ortsbestimmung ,an der Mühl' also nicht gedient wäre, kennzeichnet schon die deutsche Dativ endung Muhele als Ortsnamen. Wäre der Fluß gemeint, hieße es sicher Muhelam. Die Lage von Kleinzell und der ehemaligen Burg Blanken stein läßt nun keinen anderen Schluß zu, als daß das Plateau, auf dem heute der Markt Neufelden steht, zu Beginn des 12. Jahrh. Muhil geheißen hat. Was ist das? Zweifellos nichts anderes als was in preuß. Mücheln, kärntn. Möchling, niederösterr. Groß-Mugl steckt, nämlich slaw. mogyla tumulus, Grabhügel®). Wir dürfen somit in dieser Anhöhe eine prähistorische Begräbnisstätte sehen, weit und breit bekannt, so daß man nach ihr die Lage von Orten bestimmen konnte. Mit diesem Totenberg in Zusammenhang stehen offenbar die Grabhügel (Tumuli), die sich vom Dorfe Hühnergeschrei an der kl. Mühel, G. Altenfelden, über den Scheiblhoferberg, die Ruine Schönberg an der gr. Mühel, Lah in der Nähe des Sachsenhofergutes bis an die Rauschemühl beim Turm bauer, 0. Neudorf, G. u. B. Haslach, hinziehen®). Auf dem Plateau selbst zerstörten wahrscheinlich die christlich gewordenen Umwohner die heidnischen Gräber und legten zunächst Felder an'). Darauf ent standen später Siedlungen und im ersten Viertel des 13. Jahrh. taucht in den Urkunden hier der Ortsname Velden auf. Eine eigene Bewandtnis hat es mit dem Namen des benachbarten Pfarrdorfes .'kltenfelden. Der Ort wird zuerst in einer Urkunde®) ^) Archiv f. österr. Gesch. 99, 241, 248. 2) Oö. ÜB. II, n. 438. ') Daher die Bezeichnung Obermühl und Untermühl für die Ortschaften an der Mündung der kleinen bzw. großen Mühl. «) Oö. ÜB. II, n. 91 u. 137. °) Vgl. Miklos. n. 354. Die Schreibung Mouhil zeigt den Übergang von Mohil zu Muhil. °) O. Vielhaber, Skizze der älteren Geschichte des oberen Mühlviertels (Mühlviertler Nachrichten 1908). ') Noch heute heißt der Hauptplatz von Neufelden das Haberfeld. 8) Oö.ÜB. I, 492, n. 20.
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