Das Land ob der Enns

202 III. Die Slawen. Am rechten Ufer münden: nahe der steierm. Grenze die Frenz, 12. Jahrh. Frudenize, Frodniz, Frudnitzi), von brodu ,Furt', die Reif ling, 13. Jahrh. Rifnich^), aus *Ribnich, von ryba ,Fisch', weiter unten bei Weyer die Gaflenz, 12. Jahrh. Abilenze, Gavlentz®), aus *Jablanica, von jablani ,Apfelbaum', und die Jeserling, älter *Jasenich, von jasenu ,Esche', ferner die zwei Ramingbäche, wie die ,reiche' Raming urk. als Rubinich^) bezeugt, von rovu ,Graben', und nahe bei Steyr die Frei sing, urk. Früznich, Fruznich®), von brusu ,Fels'®). Der Garstenbach bei Steyr hat seinen Namen vom Orte Garsten, ist also nicht, wie Müller gemeint hat, eine urk. Garstina. Der Stiftbrief (777) von Kremsmünster') nennt die Sirnicha und die Todicha. Da aber beide Bezeichnungen in der gleichen Zeit für die Orte Sierning und Dietach auftreten, so werden sie wohl keine Flußnamen sein, sondern Sierninger, Dietacher Bach bedeuten. Der Name Sierning ist von 2iru ,Viehweide' abzuleient®). Todich, mund artlich Dlüda, führe ich auf *Ztodich, mit dem bekannten Verlust des für die Präposition z(e) gehaltenen Anlautes, zurück, also auf dasselbe dunkle Wort, das in Stoder vorliegt. Ein zweites Dietach, urk. Tudich, liegt bei Schleißheim an der Traun®). Die späteren urk. Formen Düdich, Tudich, Tüedich, Tüedich'") lassen auf eine Grundform *Ztodich > *T6dich schließen, deren 6 sich wie germ.6 im Ahd.entwickelte. Dietach ist nur Andeutschung. Slawische Namen tragen eine Reihe kleinerer Bäche im Flußgebiete der Traun, und zwar im Süden des Landes, wo das aufs engste mit Ober steiermark zusammenhängende Benediktiner-Nonnenstift Traunkirchen kolonisierte, jedenfalls aber auch schon früher windische Siedler neben den romanischen sich niederließen. Da finden wir den am Nordabhang der Hohen Schrott entspringenden Gimbach^i) und die am Westufer in den Hallstättersee mündende Gosach, 1231 Gosah. Nach FO®. I, 1141 wäre an ahd. gusi ,plötzlich hervorbrechendes Wasser', also an deutsche Herkunft des Namens zu denken, aber eine Brechung gibt es in so später Zeit nicht. Ich nehme daher an, daß hier jenes in windischen Gegenden häufig vorkommende gos- (vgl. die Namen bei Zahn 222) vor liegt, der zu gozd ,Wald' gehört. Gosach, mundartl. Gös», heißt dem nach Waldbach. 1) Oö. UB. II, 134, 185. 2) Lf. Urb. 251, n.47. ä) Oö. UB. I, 120, 193; II, 188. Miklos. 173. «) Oö.UB. I, 122; II, 116, 133. ») Ebd. I, 122, n. 10; 161, n. 121. «) Miklos. 148. ') Oö. UB. II, n. 2. Miklos. n. 576 denkt an siru ,Hlrse', aber da wäre bei dem hohen Alter des Namens wohl Zlrnlcha zu erwarten. ®) Der Bach dort heißt Im 15.Jahrh.Tueden-, Tuetenpach(Strnadt,Haus ruck und Atergau 172). w) Oö. UB. I, 173; II, 618. Vgl. die steierm. Qibina, urk. an der Glbni, Gibmach, Zahn 212.

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