Das Land ob der Enns

198 Die Slawen. §0 nachweisen. Beispiele: lat. crüc- erscheint mhd. als kriuz^), das roman. *jüb- als Bergname Joifen; slaw. Glunich in späteren Urkunden ^s Gleunch; lat. jüg- als mhd. jiuch, jeuch, mundartl. jö aus älterem *jeo; der Flußname *Lüraha im 11. Jahrh. als Liuraha; lat. monistor-ium (Nebenform von monasterium) als urk. Munstiure(ON.) aus *Mun(i)stür, heute Münsteuer; slaw. Rüna später als Reun (Stift in Steiermark); Raab heißt 955 Rurip, 1100 aber Riurip, die Traun im 8. Jahrh. Truna, später auch Treun, Troyn; mhd. püse ,Pause' begegnet mundartlich auch als Pois^),slaw. urad, ured ist in Ortsnamen urk. Eurd, heute Oidner, usw. Als fremd wurde offenbar auch deutsches ü®) empfunden, wenn es einem nichtbaierischen Wort angehörte, wie das z. B. beim alem. bür der Fall ist. Dieses Wort begegnet bei uns urk. als -biuren,-beuren (z. B. Michael-, Benedikt-, Ottobmren), als biur in Beuerbach, urk. Piurpah, daneben aber als Pur- in urk. Phrpach, wie auch heute noch mundartlich Beorw» und Bilrw» nebeneinander gesprochen werden. Außer dieser Diphthongierung von fremdem ü zu iu fällt in unserer bodenständigen Mundart auch die von langem und gelängtem o zu §o auf, soweit nicht Umlaut § (z. B. ngtn nötigen, lesn lösen, §ksl Öchsel, strewün ströhern, in Ortsnamen Henhart, urk. Hohinhart, Sergelhub, urk'. Sörgilhub, Exenberg, urk. Öchsenperig, Rettenbach, urk. Rotinpach, Nettingsdorf, urk. Notingsdorf, Röhenberg,_urk. Hohinperg^usw.) eingetreten ist. Der Bauer sagt also ngod Not, dgod Todjjtot; Igos los; h^ hoch; df5f Dorf;^rt Ort, Stück, Ende;s^ra Sorge,1^ Lohn usw.*) Anderseits werden die alten Diphthonge bewahrt, die neuen monophthon giert: neben mhd. kriuz steht der ON. Chrutzen, Croucen®), heute Kreuzen, gespr. Kraitsn, neben Joifen der Jaufen®); Gleink schreiben die Urkunden auch Gläunch, nhd. Jauchert gehört zu lat. jüg-, die urk. Luraha heißt heute Laurach'); statt Reun begegnet in den Urkunden auch Räun;das heutige Raab(Mkt.in OÖ.)ist die Fortsetzung von Rurip (über Raurip, urk. Rörip) usw. Beispiele für ü aus iu: Boiodurum,jünger Boitro, lebt heute fort im Bachnamen Beiderbach und im Flurnamen Beiderwies, beide nächst der Innstadt in Passau. Dieses Beider, gespr. Baider, zeigt ein ai, das ein offen gesprochenes äu sein muß wie in laichtn ,leuchten', daits ,deutsch', laid, ,Leute' usw., deren ai ich nicht für den Umlaut von iu (aus germ. eu), an den auch vom phonetischen Stand punkte aus schwer zu glauben ist, sondern für den Umlaut äu aus dem zu ü monophthongierten iu halte®). Boitr- ist also zunächst zu Buitr, 1) Auch in Ortsnamen, z. B. Kroissing, 1299 Chreutzaren. Die heutige Form zeigt, daß iu nicht Umlaut, sondern wirklich Diphthong ist. 2) Schmeller I, 411. ä) Vereinzelt ist (ich) biuwe zu büwen. *) In den Urkunden lassen sich die eo seit dem 13. Jahrh. nachweisen. Vgl. Oö. UB. IV, n. 328, 331 (1299); V, h.44(1311). 5) Ebd. 11, 237, 239. ®) Schmeller I, 1203. ') FO.ä 11, 114. ®) Vgl. meinen Aufsatz über das nhd. eu in der Zs. f. österr. Gymn. 1902, S. 193ff.

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