III. Die Slawen. 197 muß man auch mit der Möglichkeit rechnen, daß sehr entstellte deutsche Namen vorliegen. Es handelt sich hier auch gar nicht um absolute Vollständigkeit^), sondern um eine Übersicht über die Verbreitung des win dischen Elementes im Lande, wobei auch Erscheinungen herangezogen werden, die auf deutsche Steirer weisen. Es ist ja klar, daß in dem Maße, als der Germanisierungsprozeß in Steiermark fortschritt, auch die zu uns kommenden Arbeiterkolonisten deutschen Stammes oder doch deutscher Sprache waren. Diese Leute übertrugen vielfach die Ortsnamen ihrer alten Heimat auf die neue. So erklärt es sich, daß wir eine ganze Reihe von Namen nicht gewöhnlicher Art auch in Steiermark finden, z. B. Micheldorf, Köstlwang, Weitersfelden, Traberg, Schildorn, Zendorf, Kopfing, Marchtrenk, Paura, um nur einige anzuführen. In diesem Zusammenhange verweise ich auf die häufige Ortsnamen bildung mit dem Suffix -aren, besonders in der Verdampfung zu -orn. Ich nenne beispielsweise: Goisern,urk.Geusaren,Lasern,Posern,Schwamming, urk. Suammaren, Wolfern, Mendorf-Wallern, urk. Henwalcharen, Pichling bei St. Florian, urk. Puhelaren, Milbing und Milling, urk. Mulwaren, Wallern bei Grieskirchen, urk. Waldaren, Sautern bei Schlierbach, längs dem linken Ufer der Donau Pulgarn, Staffling, urk. Stafflaren, Zirking, urk. Cirtenaren, Seebing, urk. Sewarn, Lebing, urk. Lawaren; Verdamp fung zeigen Munding, G. Weng, urk. Muntorn, Schildorn, Pirchorn bei Margeisberg, Falkenohren bei Vorchdorf, urk. Falkenaren. Anderseits begegnen in dem an Oberösterreich angrenzenden Teile Steiermarks auf verhältnismäßig engem Räume beispielsweise die Namen Fischern, Aiglern, urk. Aiglorn, Lantschern, Oblarn, Maitschern, B. Irdning; Tipschern, B. Gröbming; Gaishorn, B. Rottenmann, urk. Gaisaren. In diesem Suffix -aren, -seren liegt etwas Absonderndes — vgl. be sonders Camp-aron (Gampern), wo es sich um Romanen handelt —, und da eine ganze Anzahl dieser Namen von slawischen Wörtern gebildet sind, so ergibt sich die Herkunft der Leute dann von selbst. Auf deutsche Steirer ist die Bezeichnung bäuerlicher Anwesen als ,Bau' zurückzuführen, wie sie sich im Urbar des Stiftes Spital a. P. vom Jahre 1492 nicht selten findet, und die Verbreitung gewisser Per sonennamen als Mausnamen, z. B. Matzel, Ackerl (Otakar), Utz (Ulrich), im Mühlviertel Ganhör, Gotthör, Günthör, Piahör, Waldhör, Winthör, Wörnhör. Es ist selbstverständlich, daß die aus Steiermark gekommenen Leute anders sprachen als die einheimische, stammbaierische Bevölkerung. Auf diesen Unterschieden beruht hauptsächlich die Differenzierung der heutigen Mundart2). Sie zeigt sich besonders im Vokalismus. Das Stammbaierische hat die Neigung zur Diphthongierung. Wir wissen, daß es i zu ei und ü zu au entwickelt hat. Es läßt sich aber auch eine Diph thongierung von fremdem ü zu iu und von langem und gelängtem o zu Sie anzustreben, ist Sache der Detailforschung. Die folgenden sprachlichen Ausführungen geben vorläufig nur meine persönliche Auffassung wieder.
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