Das Land ob der Enns

]9g III, Die Slawen. darunter aber slawisch" sindi), und Hansjakob will in seinen „Letzten Fahrten", S. 72, gar unter dem Landvolke um Wels slawische Gesichter gesehen haben. Von all dem kann aber keine Rede sein, zumal doch nach neueren Forschungen, besonders Toldts, die bei uns eingewanderten Slawen in ihrem Typus geradezu einen Gegensatz zu dem darstellen, was man jetzt als slawischen Typus versteht, indem sie lange Köpfe, starke Nasenstachel und keine hervortretenden Backenknochen auf wiesen^). Die Frage, ob die Slawen des Mühlviertels Slowenen oder, wie man aus der Nachbarschaft von Böhmen vermuten könnte,Tschechen waren®), erledigt sich für die erste Kolonisationsperiode durch den Hinweis auf die Tatsache, daß die Raffelstettener Mauturkunde von ca. 904 die Sla wen des Mühlviertels Sclavi, die Tschechen aber Baemanni vel Rugi nennt. Damit ist für die karolingische Zeit erwiesen, daß es sich um Windische handelt. Aber auch für die zweite große Kolonisationsperiode ist slowenischer Zuzug anzunehmen-, besonders in der Riedmark, wo die Otakare von Steyr und das Stift Garsten Besitz hatten, die ihre Leute wohl aus dem ihnen zunächst gelegenen windischen und halbgermanisierten Gebiete dahin gebracht haben. Erst die weiter nach Norden ausgreifende Rodung im 13. und 14. Jahrh. hat auch das tschechische Element heran gezogen, wie man aus einigen Ortsnamen schließen darf. Die Bezeichnung Peheim ist aber dabei nicht ohne weiteres auf Tschechen zu beziehen, da die deutsche Bevölkerung sie auch für die Windischen gebrauchte, die ihr nicht als eigene, von den Tschechen verschiedene Nation erschienen*). Ich gehe nun an die Besprechung der slawischen Nomenklatur Oberösterreichs im einzelnen®), wobei ich mich auf jene Namen beschränke, die sicher oder doch sehr wahrscheinlich in Betracht kommen«). Es ist gar keine Frage, daß es in Wirklichkeit mehr sind''), aber wenn keine älteren Formen zu Gebote stehen, wie das leider zumeist der Fall ist, 1) Ahnlich schon J. Rank, Aus meinen Wandertagen, Wien und Leipzig 1864 S 265 f., und K. Schober, Die Deutschen in Nieder- und Oberösterreich usw.,' Wien u. Teschen 1881,der S. 39 ebenfalls einen ,spezifisch österreichischen Stamm' erfindet. Richtiges und Unrichtiges vermengt auch die Charakteristik des Oberösterreichers von J. Fr. Koch im Jahrbuch der Geseilschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich, 25. Jahrg. (1904), S. 152 ff. 2) Altslawische Gräber sind m.W. bisher nur bei Ferg aufgedeckt worden (Gaisberger, Archäolog. Nachlese, im Jahresber. des Museums 1864, S.61 ff.). ä) Vgl. darüber Stroh a. a. O., S.67 ff. *) Im ,Helmbrecht' wird allerdings der Beheim vom Wint geschieden, aber diese Dichtung ist, wie ich gezeigt zu haben glaube, nicht in Oberöster reich entstanden. 5) Die Erklärungen fußen im allgemeinen auf Miklosichs bekannten Ar beiten, insbesondere auf seiner Abhandlung „Die slavischen Ortsnamen aus Appellativen" II (Denkschriften der Wiener Akademie d. Wissenschaften, 23. Bd., Wien 1874). ®) Soweit sie bereits Strnadt in seiner Abhandiung „Die freien Leute der Riedmark"(Archiv f. österr. Gesch., 104. Bd.) herangezogen hat, ist auf seine Nummern jeweils verwiesen. ') Verdächtig sind beispielsweise die Namen Stelzen, Wagrein, Wartberg (von brd Berg?), Stickel(Stückler) und vielleicht auch manche Zell und Str^ß.

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