III. Die Slawen. 195 schließenden Stiftsbauten entstanden, und hat demnach sein Vorbild offenbar in den damals aufgekommenen quadratischen Stiftsmeierhöfen, die einen großen landwirtschaftlichen Fortschritt darstellten. Das Bei spiel der einflußreichen Prälaten wird allgemein Nachahmung gefunden haben, so daß die älteren Formen des Bauernhauses allmählich verdrängt wurden. Das unter bayerischer Herrschaft stehende Innviertel blieb hierin konservativer, wie es ja auch in seinen Stiftsbauten nicht an das ,Landl' heranreicht. Ist also nach dem Gesagten die Differenzierung der Hausformen erst neueren Ursprungs, so ist es methodisch verfehlt, aus den heutigen Verhältnissen Schlüsse zu ziehen. Ich habe bereits früher bemerkt, daß .man für die ältere Zeit auf das Material in den Archiven^), auf alte Miniaturen, Gemälde und die Literatur zurückgehen muß. Da ist bei uns noch alles zu tun. Was die Mischung mit windischen Elementen anlangt, so ist der Prozentsatz fremder Namen im Innviertel nicht geringer als im ,Landl'. Auch das heutige Altbayern weist eine erhebliche Zahl slawischer oder auf Slawen weisender Ortsbezeichnungen auf, die keineswegs, wie so häufig zu lesen ist, auf Ansiedlungen von Kriegsgefangenen, sondern hier ebenso wie in Oberösterreich auf windische Arbeiter zurückgehen, die schon die Agilolfinger und die ältesten Stifte ins Land gerufen hatten. Daher gleicht der Volkscharakter in Oberösterreich dem von Nieder bayern, der der Salzburger und Tiroler dem von Oberbayern in den wesent lichen Zügen vollständig. Man darf eben nicht Österreich nach Wien und Bayern nicht nach München beurteilen und nie vergessen, daß das alte Bayern an der Enns und den Tauern endete, Niederösterreich, Steiermark und Kärnten aber germanisierte Marken sind. Ethnographisch hat es keinen Sinn, die Österreicher weiterhin als eigenes Volk zu betrachten, am wenigsten ist aber das bei den drei west lichen Ländern berechtigt. Wir sind einfach Baiern, und wenn schon eine Unterscheidung gemacht werden soll, so kann es auch innerhalb Österreichs nur die von baierischem Stammes- und Kolonialgebiet sein^). Was aber letztlich die Frage betrifft, wo sich etwa das baierische Wesen am reinsten erhalten hat, so ist es meine begründete Ansicht, daß dies in Niederbayern mit Einschluß Oberösterreichs der Fall ist. Hier im Vor alpenland, an der wichtigen Donaustraße, lagen die Hauptorte aus der Römerzeit, und hier war in der Zeit der baierischen Landnahme nicht viel mehr von fremder Bevölkerung übrig, während sich dem Gebirge zu das romanische Element erhielt und auf die Gestaltung des oberbaierischen Typus und Volkscharakters in der Folge merklichen Einfluß nahm. A. Schönbach rechnet in seiner Waltherbiographie, S. 17, unser Land stillschweigend unter jene österreichischen Gebiete, in denen an geblich „die obere Decke der Bevölkerung deutsch, die stummen Massen 1) Bei der Ordnung der Stiftsarchive von Garsten und Gleink begegneten mir wiederholt Abbildungen von Bauernhäusern als Beilagen von Prozeßakten. R. Müllers,Herausarbeitung'eines besonderen österreichischen Stammes charakters (BfLk. 1887, S.389 ff.) ist willkürlich. 13*
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