Das Land ob der Enns

Das Christentum. J47 nach dem Kirchenpatron St. Quirinus Kirein-, Kreln-Münichen genannt haben, woraus dann Kleinmünchen entstand, wie aus urk. Cranveld (Mitte des 13. Jahrh.) später Kleinfelden (BA. Passau)i) und aus Chrainperh (14. Jahrh.) ein Kleinberg (Gem. Zeillern, Bez. Amstetten, NÖ.) geworden ist^). Die Hauptstützen der kirchlichen Organisation waren die Pfarr kirchen (ecclesiae parochiales, baptismales, decimatae). Daneben gab es eine Menge Privatkapellen. Es fällt auf, daß in den ältesten Urkunden mehrfach (Oö. ÜB. 1, 437 ff., n. 1, 2, 11, 15, 44, 48, 55 usw.) Kleriker begegnen, die ihren Besitz an die Bischofskirche in Passau tradieren. Man darf annehmen, daß es sich da, wenigstens in einzelnen Fällen, um Volkspriester handelt, die früher vom Kultopfer lebten und christ lich geworden das ehemalige heidnische Kulteigentum sub forma dotationis als lebenslänglichen Genuß erhielten. Dieses Kulteigentum blieb der Kirche erhalten, weil es an den Ort gebunden war, wie die vielfach dabei miterhaltenen Gaugerichte, Pferdeumritte, Volkskonkurse und Opfergaben. Der lokale Kult erhielt durch das Christentum nur einen anderen Namen^). Anfangs war die Zahl der Pfarreien natürlich klein. Heute zählt die Diözese Linz, deren Sprengel sich mit dem Lande deckt, 420 Pfar reien, während in der Zeit vom 8. bis zum Ende des 10. jahrh. nur etwa 50 Kirchen urkundlich nachzuweisen sind. Die mehrfach in geschichtlichen Werken begegnende Ansicht, daß es zwischen Enns und Innbach nur die vier und jenseits der Donau nur die eine gegeben habe, die das Protokoll der Synode von Mistelbach^) vom Jahre 991 nennt, nämlich Sierning, Schönhering, Krengelbach und Linz, jenseits der Donau Naarn, ist unzutreffend. Die Urkunde zählt offenbar nur Kirchen auf, die zum Bistum Passau in engeren Be ziehungen standen, für deren Zehentordnung sich zu interessieren also Bischof Pilgrim Anlaß hatte®). Die Pfarrkirchen wurden oft von Laien begründet und gewöhnlich mit einer Hufe (mansus) ausgestattet. Zuweilen waren Laien nicht nur die Gründer, sondern auch die Besitzer einer Kirche, daher die Namen ca. 1230 Eiz-, 1370 Aispoltskirchen (St. Thomas bei Waizenkirchen), von Agis-, Egisbald, ca. 1140 Enzinkirchin (Enzenkirchen), von Anzo, ca. 1150 Gerbolteskirchen (Geboltskirchen), von Gerbald, 820 Kundeschirichun (Gunskirchen), von Gundi, 1140 Museleschirchen (Münzkirchen), von Musil®); 1147 Niwenchirchen, später Pabenneun1) G. Maurer, Die Ortsnamen des Hochstiftes Passau, Passau 1912, S.21 Oö. Stiftsurbare III, 23, 16f. ®) Vgl. Höfler a. a. O., S.5f. *) Oö. ÜB. I, 472, n.57. Die zur Zeit des Bischofs Altmann (1065—1091) bestehenden Pfarreien des Landes sind aufgezählt bei Th. Wiedemann, Altmann, Bischof zu Passau Augsburg 1851, S. 102 ff. ' 8) Musil ist Deminutiv zu Mos, Mus (ca. 1200 Muschirchen), und dieses liegt in der umgelauteten und wahrscheinlich etwas nasalierten Form Müs dem späteren Münzkirchen zugrunde. 10*

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