Namen auf -ingern. 141 anders sprechenden Leuten mitten unter _ altbaierlscher Bevölkerung müßte doch vor allem in der Mundart bis zum heutigen Tag erkennbar sein; was aber keineswegs der Fall ist. Wenn auch eine wissenschaftliche Untersuchung des Lautstandes und Wortschatzes nicht vorliegt, so ist es doch sicher, daß ein auffallender Unterschied der Mundart des alten Atergaues von der der Umgebung nicht zu bemerken ist. Es ist aber überhaupt ein Irrtum anzunehmen, daß das Verhältnis der Lehenshoheit eine unmittelbare Besiedlung von Bamberg aus in sich schließe. Das selbe gilt für Würzburg, das reichen Besitz um Wels hatte. Die Zehentund Lehengüter dieser Hochstifte waren wie die anderer weitentlegener Herrschaften in den Händen von Ministerialen und diese nutzten nähere Verbindungen aus, um sich Kolonisten zu verschaffen. Die Namen Frankenburg (1160) und Frankenmarkt (1225) haften an bambergischen Herrschaftssitzen. Hier werden ja wohl fränkische Beamte und einiges Personal von dort angesiedelt worden sein, aber darüber hinaus sind Schlüsse auf Zuwanderung ohne Grundlage^). Dopsch meint, die Namen auf -heim, -hausen und -bach für fränkisch halten zu dürfen, weil sie sich eben um Wels auf dem ehemals würzburgischen Territorium in grö ßerer Anzahl fänden^), aber erstens ist gerade das letztere nicht richtig und die Namen auf -hausen sind viel wahrscheinlicher alemannisch. Was ferner die heim-Orte betrifft, so folgen diese in einem gewissen Zahlenverhältnisse den ing-Orten schier auf Schritt und Tritt, so daß an ihrer baierischen Herkunft kaum zu zweifeln ist. Was nun die heutige Form des Suffixes, nämlich -igen, anlangt, so ist zu sagen, daß für die sprachliche Beurteilung in erster Linie die urkundliche Form maßgebend ist, und diese lautet -ingern, also nicht anders als in baierisch besiedelten Gegenden. Von fränkischer oder ale mannischer Besonderheit keine Spur. Es fragt sich nun: wenn die ersten Siedler dieser Orte des Atergaus mit ihren immerhin auffallenden Namen nicht aus Franken waren, woher sind sie dann gekommen? Da mache ich auf die Namen Ottokönigen, urk. Attakchringern, Otzigen und Lessigen aufmerksam. Den zwei ersteren liegt offenbar der steierische Personenname Otakar, bzw. dessen Kurzform Ozi zugrunde, und Lessigen erinnert an Lassing im steierischen Ennstal, urk. Lessingen»). Es ist daher die Vermutung berechtigt, daß die -ingern, -igen-Orte des alten Atergaus von steierischen Kolonisten^) 1) Anders steht die Sache bei Klostergründungen. So scheinen die Zister zienser von Langheim, die sich nach 1200 im oberen Müheltal niederließen, fränkische Siedler mitgenommen oder hergezogen zu haben. Wenigstens heben sich noch heute die Bewohner einer Reihe von Ortschaften dieser Gegend merk lich von der übrigen Bevölkerung ab (L. Pröil, Das Obermühlviertler Bauern haus, S.85 f.). 2) Lf. Urb., S. 147 der Einl. 3) Zahn 297. ") Verstärkt wird dieser Eindruck durch den Namen Kühschinken, Df. bei Frankenmarkt, der an Priesching bei Wels, urk. Prüschinken, erinnert, einen Namen von zweifellos steierischer Herkunft. Vgl. steierm. Prueschmgkhoff, Zahn 71.
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