Das Land ob der Enns

Fränkische Besiedlung. 137 gewonnene Ergebnis auch von dieser Seite her eine wichtige Unterstützungi). Wenn man Leute aus Burgund hierher verpflanzte, so ist mit Wahr scheinlichkeit anzunehmen, daß sie deutsch gesprochen haben, daß also das Westfränkische damals im dortigen Volke noch lebendig war®). Es könnte von Wert sein, die Mundart der Bezirke Kremsmünster und Neuhofen auf den Wortschatz®) hin zu untersuchen, der vielleicht noch Spuren fremden Sprachgutes zeigt. Auch die alten Trachten*), Bräuche, Siedlungs- und Hausformen wären da heranzuziehen, sie scheinen mir Eigenartiges genug zu bieten. Es ist also im Umkreise von Kremsmünster fränkische Besiedlung anzunehmen®). Möglich, daß das Experiment schon vorher und in der Folge unter den Karolingern n andern Stellen des fiskalen Bodens an gewendet wurde, z. B. in Neuhofen an der Krems, wo sich eine bis 788 herzogliche, dann bis 888 königlich fränkische Forst- und Domänen verwaltung befand®). Sehr wahrscheinlich ist es im polit. Bezirk Braunau, wo es eine ganze Anzahl von Königshöfen gab und die wieder holte Anwesenheit der Herrscher ein gewisses weitergehendes Interesse derselben für diesen Besitz bekundet, das die Bestellung und Verwaltung der ausgedehnten Güter durch mitgebrachte, mit ihren wirtschaftlichen Absichten und Wünschen vertraute Leute annehmen läßt. Das in dieser Gegend häufige Vorkommen von Ortsnamen auf -stat und den nur im oberen Innviertel nachweisbaren Gebrauch der Aus drücke Watschar (Grundstück), Gewanne') (Ackerflur) und Ester (es-tor = Fallgatter des Fahrtweges durch einen geschlossenen Flur bezirk)®) möchte ich damit in Verbindung bringen. 1) Von dem bezeichnenden Ortsnamen Ried bei Kremsmünster war schon die Rede. Fränkisches Sprachgut dürfte auch der Ortsname Heischbach bei Steinerkirchen a. d. Traun sein, urk. 1300 Heibs, aus ahd. hiwiski ,FÄmilie, Familiengut'. Diese Bezeichnung findet sich bei uns sonst nur noch in de'f Nähe des einstigen agilolfingischen Fiskalhofes (vilia publica) Alkofen. Vgl. Oö. UB. VIII, n. 268 (1366). 2) An ein Fortleben des Burgundischen ist ja kaum zu denken. ') Vgl. Höfers Wörterbuch und Pillweins Traunkreis, S. 138f., 155 f. Material fände sich m. E. am ehesten in den älteren Prozeßakten des Stifts archivs, weil die Aussagen bei den Verhören vielfach wörtlich wiedergegeben sind und die Steckbriefe Angaben über di . Tracht enthalten. ^) Ich mache auf das prächtige Bauernehepaar aus der Gegend von Krems münster aufmerksam, das im Band Oberösterreich der „Österr.-ung. Monarchie in Wort und Bild" auf der chromolithogr. Tafel zwischen S. 122 u. 123 abge bildet ist. ^) Vielleicht sind der ersten Kolonie späterhin noch weitere Stammes genossen gefolgt. ®) Im Jahre 888 schenkte sie K.Arnulf dem Stifte Kremsmünster. Oö. UB. 11, n. 22. Der Name des Oberforstmeisters Fuondimuh bedarf der Aufklärung. ') Z. B. in einem Gemarkungslibell des Stiftes Ranshofen von 1714 und im Volksmunde wohl noch heute (Gwantn). ®) Auch in Ortsnamen,z.B.Holzöster, Wallöster(= Wald-estor), Romester.

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