Fränkische Besiedlung. 135 Pratsdorf und Fratstrum hängen, wie die urk. Formen Broteszeigen, mit mhd. brote;5:?e zusammen, d. i. einer, der das Brot (eines andern) ißt, also ein Mensch in dienender Stellung^). Während der Beisatz -dort nur die Besonderheit der Siedlung zum Ausdrucke bringt, betont das Grundwort -trum ,Ende' auch die Lage der Ansiedlung an der Flurgrenze. In den Fällen, wo die Relation zwischen Gutshof und Gesindedorf oder Knechtshufe noch klar erkennbar ist, z. B. bei Aisthofen, Hofkirchen a. d. Trattnach und Aterhofen, läßt sich daher wohl ein Schluß auf die ursprüngliche Ausdehnung des Sallandes ziehen. Es ist klar, daß die gewaltige Arbeit der Erschließung des Bodens mit den einheimischen Kräften allein nicht gemacht werden konnte. Man'zog also in Ausnutzung weitreichender Beziehungen von auswärts Arbeiter heran. Die Weitfahne hatten von den aus der Ferne gekommenen Siedlern die im Jahre 777 um Kremsmünster angesiedelten Familien. Strnadt zog aus der Tatsache, daß Herzog Tassilo dem von ihm 777 gegründeten Stifte Kremsmünster als Mitgift unter anderm 40 von weiterher in diese Gegend gebrachte (aliunde adtractos) hörige Familien (casatas)zuwies, den Schluß,daß es hier an Leuten gemangelt habe. Dopsch^) meint nun, diese Folgerung sei zu weitgehend, und bezweifelt selbst die Tatsache der Verpflanzung, m. E. mit Unrecht^). Unter den zahlreichen in der Umgebung von Kremsmünster vor kommenden, von Personennamen gebildeten Ortsbezeichnungen auf -dorf, die auf Kolonisation weisen, fallen bei näherer Betrachtung drei auf: Klebing, 12. Jahrh. Chlowasinsdorf, Krügeidorf, 13. Jahrh. Chrugelndorf, und Krotendorf, 13. Jahrh. Chlotendorf. Will man sie befriedigend erklären, so kommen wohl nur die Personennamen Hlut-, Hlotwin, Hrugilo (Hrocilo) und Hlodeo, Hloto in Betracht. Da sich nun die chl, ehr für hl, hr hier in Schreibung und Aussprache erhalten haben, so müssen das importierte westfränkische Formen sein, und zwar aus einer Zeit, die den Schluß gestattet, daß sie auf die von Tassilo nach Kremsmünster gebrachten Leute zurückgehen. Daß man diese in der Umgebung verteilt hat, sagt ja der Stiftbrief: in his (den vorher genannten) componere locis. Die Agilolfinger darf man als Franken ansehen^); ein in der alten Heimat gebliebener Zweig war im Besitze der Kirchengüter von Auxerre in Burgund. Von dorther waren vermutlich die 40 nach Kremsmünster gebrachten Familien, vielleicht sogar die ersten Mönche der Abtei®). Das Patrozinium St. Salvator der ') Diese Namen kommen auch in Steiermark vor. Vgl. dazu den oberösterr. Familiennamen Fleischess. 2) A. a. 0. S. 178. ®) B. Pösinger, Die Stiftungsurkunde des Klosters Kremsmünster, S.52, hält die 40 casati für behauste und abgabenpflichtige Untertanen, ohne die Frage ihrer Herkunft zu berühren. Vgl. Riezier, Geschichte Baierns I, 72. Pösinger, Die Rechtsstellung des Klosters Kremsmünster (Archiv f. d. Gesch. d. Diöz. Linz III), S.57 ff., hält den ersten Abt Fater für den gleich namigen Kaplan Tassilos, aber dieser Name war nicht selten. Und woher waren dann die Mönche?
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