Das Land ob der Enns

I. Kelten und Römer. hat, anderseits zeigen, daß schon in prähistorischer Zeit auch sonst hier im Norden stellenweise Leute wohnten^). Im Jahre 15 v. Chr. kam das Land als Teil Norikums unter römische Herrschaft. Die schon früher bestandenen regen Handelsbeziehungen von Aquileja herauf hatten hier der augustischen Grenzerweiterung vorgearbeitet wie nirgends sonst im Donaugebiet. Daher genügte für die spätere Umwandlung dieses ,Königreiches' in eine römische Provinz^) wahrscheinlich die bloße Ankündigung^). In den nächsten Jahrhunderten wurde die Bevölkerung vollständig romanisiert. Aus der Geschichte wissen wir, daß die römische Herrschaft bis gegen Ausgang des 5. Jahrhunderts dauerte und schließlich dem Ansturm der Germanen erlag. Die Angabe der Vita s. Severini, Kap.44, 7, daß im Jahre 487 alle römischen Provinzialen Ufer-Norikums abgezogen seien, ist, wenn sie sich überhaupt auf Oberösterreich erstreckt^), jedenfalls nicht wört lich zu nehmen®). Die zahlreichen vordeutschen Fluß- und Ortsnamen des Landes, die den einwandernden Baiern doch übermittelt worden sein müssen, die in "den Urkunden wiederholt vorkommenden zinspflich tigen Romanen, die an den ehemaligen Römerstraßen auftretenden altrömischen Kirchenpatrozinien, endlich die Tatsache, daß der baierische Herzog Otilo die ersten Mönche der von ihm 748 gegründeten Abtei Mondsee®) aus Montecassino berief, sind deutliche Beweise dafür, daß sich eine größere Anzahl von Romanen weit in die baierische Zeit forterhielt. Auch die von ausgesprochen kelt.-röm. Personennamen gebildeten Ortsbezeichnungen der Urkunden des 8. und 9. Jahrhunderts, wie Quartinespach, Quartinaha, Eugendorf, urk. Jubindorf'), Flurnsbach, Fuschel im Salzburgischen, Irssee, urk. Urisesseo, ein verschollenes Papinrisch®), Pellndorf, urk. Papilindorf®), Triendorf, urk. Trogindorf, usw. von Quartinus, Jovinus, Florinus, Fusculus (Busculus), Urso, Papo, Papilo, Trogo usw. gehören hierher^®). 1) Einen Überblick über die ältesten Siedlungen im Mühlviertel auf Grund der Funde gibt F.Stroh, Vorgeschichtliche Funde im Mühlviertel(Heimatgaue, 1. jhrg. 1919/20, S.81 ff.). 2) Unter M. Aurel (161—180). , 3) Mommsen, Römische Geschichte V, 180. Es geht also auch nicht an, aus der fast kampflosen Erwerbung dieser Landstriche auf einen unkriegerischen, passiven Voikscharakter zu schließen, wie man manchenorts lesen kann. *) Strakosch-Graßmann, Geschichte der Deutschen in Österreich I, S. 183, stellt es in Abrede. Vgl. auch Kämmel, S. 126f. ö Vgl. Sommerlad 13 und A. Dopsch, Wirtschaftliche und soziale Grund lagen der europ. Kulturentwicklung 1, Wien 1918, S. 136. ®) Es mag hier auch erwähnt werden, daß sich im Gebiete des Stiftes aus dem Urbar von 1416 das sonst nirgends erhaltene romanische Lehnwort lek jBund', von lega, liga nachweisen läßt. ') Salzb. UB. I, 11 (790). 8) Oö.UB. I, 449, n. 19. n Ebd. II, n. 28. , 1°) Römerhaid (Archiv f. österr. Gesch., 94. Bd., S. 638), 14. Jahrh. Romelhaid, heute vermutlich Kranzelhaid, G. Ried, B. Kremsm., und Römersdorf, G. Witzersdf., B. Lembach, sind nur Entstellungen und haben mit den Römern nichts zu tun. Der Name Romaney, Romeney (Oö. Stiftsurb. III, 325, 330),

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