112 II. Die Baiern. solche Vermehrung gestattete und die zunehmende Ausdehnung der Kulturflächen sie forderte. Es tauchen immer mehr neue Namen auf und an der Verbreitung derer auf -dorf, -öd (edt), -berg usw. läßt sich die fortschreitende Erschließung der Wälder ablesen. Die sog. redenden Ortsnamen mit Eiche, Buche, Tanne usw. als Grund- oder Bestimmungs wort zeigen uns noch heute, welcher Art die Bestände waren, die da der Axt oder dem Feuer zum Opfer gefallen sind. In Oberösterreich gibt es rund 700 Orte auf -dorf, darunter etwa zwei Dutzend, die schon im 8. und 9. Jahrh. bezeugt sind. Da ein Teil der dorf-Namen heute an Einzelhöfen haftet, so ist zu vermuten, daß dies in älterer Zeit in noch größerem Umfange der Fall war, zumal die überwiegende Mehrheit der Namen mit einem Personennamen zu sammengesetzt ist. Die Auffassung, die in der Bezeichnung Dorf eine Unterscheidung des Außergewöhnlichen des Zusammenwohnens vom Gewöhnlichen der Einzelsiedlung erblicken wilP), ist jedenfalls für unsere Gegenden unzu treffend und jene vorzuziehen, die dasWort in der Bedeutung.Zusammen kunft', ,Schar', in der es ursprünglich auf ein lateinisches turba zu rückgehen mag, scharf trennt von Dorf in der Bedeutung ,Fachthof', .Landgut', wofür die idg. Wurzel tergb. bzw.tergbh, lit. troba, lat. trabs vorausgesetzt wird^). Was Dopsch®) über die niederösterreichischen dorf-Namen sagt, findet auf oberösterreichischem Boden keine Bestätigung, nämlich daß sie durch besonders große Ausdehnung der Dorffluren und planmäßige Gewanne charakterisiert seien. Wir finden vielmehr in Oberösterreich die Dorfsiedlungen meist auf ehemaligem Waldboden oder an den Rän dern, ja die Hauptmasse derselben, nämlich 438, erscheint in ausge sprochenen Rodungsgebieten, vor allem im Bez. Kremsmünster und in der Riedmark. Die meisten ,Dorf'Siedlungen gehören einer späteren Zeit an, von denen aber, die nach einer Persönlichkeit benannt sind, ist ein Teil sicher noch der ersten, der karolingischen Kolonisationsperiode zuzuweisen. Bei einigen läßt sich das urkundlich oder indirekt feststellen«). Kronsdorf, Pfarrdorf im Bez. Enns, heißt 834-GranesdorfS). Es ist das sehr wahrscheinlich eine Verkürzung aus *Gramannesdorf und sonach wird man wohl an Graman, den nahen Verwandten des Salz burger Erzbischofs Arn(806—810),denken dürfen, von dem auch Kronsöd bei Dorfen (urk. Gramannesöd) und Gronsdorf bei Trudering (urk. Cramannesdorf), beide in Bayern, ihren Namen haben"). 1) E. Schröder, Stadt und Dorf in der deutschen Sprache des Mittelalters (Gött. Nachr., Oeschäftl. Mitteilg. 1906), S.3f. r2) Vgl. Kluge, Etym. Wörterb. 95; Paul, Deutsches Wörterb. 112; FalkTorp, Norwegisch-dänisches etym. Wörterb. 11, 1274. 3) Lf. Urb., Einl., S. 127. _ A Natürlich kann auch hier eine Benennung an Stelle einer älteren ge treten sein, die Örtlichkeit also in eine noch frühere Zeit zurückreichen. 5) Oö. ÜB. 11, n.9. «) Fastlinger, Die wirtschaftliche Bedeutung der Klöster, S. 16.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2