100 II- Die Baiern. Diese Verschiedenheit der Formen, in denen das in 709 Namen vertretene Reut sich zeigt, ist ein Widerschein der aufeinanderfolgenden Rodeperioden. Wohl schon in ältester Zeit, z. B. in dem 777 bezeugten Suleginpah (Oö. ÜB. II, n. 1), im ganzen aber doch erst häufiger am Ausgange der zweiten Rodeperiode, kommt die Bezeichnung Schlag vor. Sie ist mit 160 Namen vertreten, einschließlich der Windpassing. Das Beseitigen des Waldes, namentlich des Niederholzes, geschah bisweilen auch dadurch, daß man die Stämme, gewöhnlich bei abnehmendem Monde, durch Anhauen, Anbohren, Abschälen u. dgl. erst abstehen und verdorren machte und dann wegräumte oder verbrannte^). Das nannte man ahd. swentan, mhd. swenden und die dadurch zur Weide, Wiese oder zum Acker gewonnene Fläche swendi, swente, und war sie größeren Umfangs, gasuendi, geswente, mundartl. Schwand, Schwend (Schwant, Schwent), bzw. Gschwant, Gschwent. Namen dieser Art gibt es bei uns rund 100. Blieben nach Säuberung einer Waldparzelle die Wurzelstöcke vor erst noch im Boden, so hieß der Platz ein Stockach, -ech, war er groß, ein Gestockach, -ech, woraus durch Einfluß der Wörter auf -eht später ein Stockeht, Gestockeht (vgl. Dickicht), mundartl. Stocket, Gstocket, wurde. Die Beseitigung des Niederholzes nannte man maissen, den damit gewonnenen Boden Maiss. Neben der großzügigen Rodearbeit der großen Grundherrschaften ging natürlich im ganzen Lande die der kleinen Edelleute, Pfarrhöfe und der freien Bauern einher^). Zwar die anderwärts für diese privaten Neurisse bezeichnenden ,Bifänge' (capturae) kommen in unseren alten Urkunden nicht vor, und wo das Wort später begegnet, bezeichnet es ein Ackerbeet. Ein Krautbifang und ein Acker, der 10 Pifang und 3 Drümer umfaßt, kommen in Innviertier Urkunden des 16. Jahrh.(Jahresber. d. Museums in Linz 1900, S. 31) vor, eine Widdumsbeschreibung der Pfarrei Münsing in Oberbayern von 1698 spricht von 1% Joch Acker, der 27, von Yz Joch, das 8 Bifänge hat. Aber dafür findet man seit der Jahrtausendwende allerorts novalia^), Infänge und Ausfänge«), Außen- und Überfänge®), die allerdings meist als eingezäunte Weideplätze auftreten, aber ihrem Ursprünge nach dem Walde abgerungenes Kulturland sind. Wie lange noch nach dem Mittelalter diese private Rodetätigkeit anhielt und welchen Umfang sie mitunter noch hatte, dafür ist eine Urkunde von 1678 ein Beispiel, wonach der Vater des Pflegers Schrenk, dem sie der Bischof von Pässau als Lehensherr ausstellt, den halben Forst am Breitenried bei Riedau, damals im Ldg. Schärding, gerodet )Schmeller II, 636. )Eine Bauernrodung begegnet z. B. bei Hörsching in einer Urk. von 1196 (Oö.ÜB. II, n. 311). ®) Eines der ältesten Beispiele sind solche im Höhnhart 1075 (Oö. ÜB. II, n. 79). Erhalten auch in dem Gehöftenamen Auffang(G. Schalchen, B. Mattighofen, und G. Waldzell, B. Ried), urk. Urvang. «) Oö. ÜB. VI, n. 522 und VIII, n.88, 14. Jahrh.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2