Namen auf reut. 99 Verschieden von der Brennkultur und später auch viel häufiger war das eigentliche Roden, wobei als Hauptwerkzeug nicht der Feuer brand, sondern die Axt in Tätigkeit war. Die Bäume wurden geschlagen, Wurzeln und Gestrüpp zu Aschendünger versengt, dann aber wurde der Neubruch dem bei altem Kulturlande üblichen Verfahren unterstellt. In unserem Lande überwiegt in der Bezeichnung der Rodeform weit aus das Wort Reut als Ausdruck für den eben geschilderten Vorgang, und zwar in der ahd. Zeit in der Form Reod, Ried. So heißt in einer zu Pilgrims Zeiten (Ende des 10. Jahrh.) entstandenen, von 823 da tierten Urkunde Ried bei Mauthausen Reoda^) und die Raffelstettener Mauturkunde von ca. 904 nennt die Bewohner dieser Gegend Reodarii^). Man kann sagen, daß die Örtlichkeiten namens Ried alle vor dem Jahre 1000 entstanden sind, also im 8. und 9.Jahrh. Später tritt Riut, Reut auf. Dieses Nebeneinander von Reod und Riut, also des gebrochenen und un gebrochenen Lautes in ein und demselben Worte und in gleicher Gegend wird von Schatz S. 28 f. zwar vermerkt, aber nicht erklärt, während Behaghel geneigt ist, darin Einflüsse einer Art von Gemeinsprache schon im Ahd. zu sehen 3). Soviel scheint mir sicher zu sein, daß der ge brochene Laut aus anderen Formen in den Ortsnamen eingedrungen ist und daß die Leute, die so sprachen, einem anderen Stamme (Franken?) angehört haben müssen als jene, die nach dem Jahre 1000 Riut sagten. Dieses Riut (ahd. riuti, jo-Neutrum) erscheint mundartlich als Reod und mit Umkehrung des Diphthongs^) als Roid, anderseits aber als Raid, meist Reit geschrieben, das auf eine Entwicklung mit monophthon giertem iu, also auf Rüt> Raut> Räut, mit offener Aussprache heute Raid, zurückgeht. Alle drei Stufen sind in den Urkunden des Landes nachweisbar. Daneben begegnet in manchen Strichen ein mundartliches Red, geschrieben Rod, das ein Reod mit Monophthong ist, wie er auch z. B. in ned, geschrieben nöd, net, aus niut ,nicht', Nehomz)> Niuheimer, Stefmuüdü ,Stiefmutter' usw. zutage tritt, und ein s°ehr häufiges Rad, das aus Raut durch Monophthongierung des au entstanden ist®). 0 Oö. ÜB. II, n. 6. 2) Ried bei Kremsmünster erscheint in einer Urkunde von ca. 990 (Oö. UB. Ii, Anh. n. 8) als Riut. Da diese Form aber nur in einem Kopialbuche des beginnenden 14. Jahrh. überliefert ist, muß sie aus der Vorlage stammen, die nicht das Original gewesen sein kann, das der heutigen Form entsprechend Reod oder Riod, Ried geschrieben hätte. Da Riut sich nicht aus Reod, Riod, Ried entwickelt hat, so muß letzteres als mundartlich verschieden oder alter tümlich empfunden worden sein, wenn 'ein späterer Schreiber sich veranlaßt fühlte, es zu ändern. Ö Geschichte der deutschen Sprache(Pauls Grundr.2,Straßburg 1905),S.704. ^) Diese dürfte hier und in anderen, noch zu besprechenden Fällen (ie> el, uo> ou) auf windische, halb germanisierte Leute zurückgehen, die sich so die ungewohnten Laute zurechtlegten, wie sich umgekehrt die Eindeutschung slowenischer Wörter mit Umstellung der Konsonanten vollzieht. ®) Die monophthongierten Formen von ahd. riuti, mhd. riute könnten auf windischen Einfluß zurückgehen, da auch im Slowenischen ruf ,Rodung' ist (Miklos. n. 541). 1*
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