Rodungen. 97 Die Neugereute in dem von Bischof Heinrich von Würzburg mit dem Rechte der Rodung 1160 dem Stifte Lambach überwiesenen Wald gebiete an der oberen Alm waren zur Zeit des Bischofs Dietbald von Passau (1171—1190) noch inculta, quasi solitudo, also Wildboden, erst 1224 werden sie als zehentpflichtig und damit als urbar bezeichneti). Im Mühlviertel war im Jahre 1010 zwischen 11z und Rotel noch viel Urwald^), noch 1108 vergabte Eppo von Windberg zwischen Großer Mühel und Rotel einen Waldkomplex in der bedeutenden Ausdehnung von 70 Meßruten im Gevierte an St. Florian®). Noch im Jahre 1260 be standen zwischen der Ranna und der Kleinen Mühl nur die Pfarren Sar leinsbach und Pfarrkirchen und Tannberger Schläge werden erst 1357 erwähnt^). Auch in der Riedmark begegnen wir geschlossenen Forstgebieten noch in späterer Zeit. So verkauft z. B. Leutwein von Sünberg 1295 um 133 Pfund an Ulr. von Kapellen den .Praitenwald' (östl. von Helmonsödt). Aus der Höhe des Betrages ist auf beträchtliche Ausdehnung zu schließen. Das Zisterzienserstift Baumgartenberg scheint in der ersten Zeit nur in der näheren Umgebung tätig gewesen zu sein, denn der Waldbesitz um Königswiesen (50 Mansen), den es bei der Gründung 1141 erhielt, war im Jahre 1209 noch unberührt®). Dagegen scheint das Chorherren stift Waldhausen, 1147 errichtet, im Beinwald energisch zugegriffen zu haben, da es schon im Jahre 1158 sich um die pfarrlichen Rechte auf den Neubrüchen daselbst bewarb®). Daß der extensive Ausbau des Landes so ungemein langsam sich vollzog, erklärt sich zum Teil aus der Tatsache, daß Besitzstörungen eine dauernde Erscheinung waren und daher die Unternehmungslust fast ebenso lähmten, als das Streben der Grundherrschaften nach Ver mehrung der Zinsgüter die Erweiterung des Kulturbodens,begünstigte. Einen Einblick in die verheerenden Wirkungen der fortwährenden gewaltsamen Eingriffe in den Besitzstand des Nachbars auf die Volks wirtschaft gewährt eine Zusammenstellung der Einkünfte des Passauer Bischofs aus dem 14. Jahrh., wonach beispielsweise in der Umgebung von Mehrnbach infolge gewaltsamen Vorgehens 80 Anwesen verödet (desolate) waren'). Diese Unsicherheit von Hab und Gut wird aber auch den intensiven Anbau der gewonnenen Kulturflächen im allgemeinen schwer beein1) Oö.ÜB. II, n. 206 u. 446. 2) Oö. ÜB. II, n. 57. ^) Traditionskodex, abgedruckt im Anhang der Geschichte des Stiftes St. Florian von J. Stülz, S. 200, n. II. *) Strnadt, Velden, S. 205. Daß die Passauer Bischöfe hier die Waid rodungen lange Zeit außer acht ließen, beweist das späte Auftreten ihrer Mini sterialen im Abteilande (nach 1160). Vgl. Strnadt im Archiv f. österr. Gesch. 99 647. Oö. ÜB. II, n. 172 u. 360. ») Ebd. II, n. 196. ') MB. 28^ 458. 7 Schiffmann, Das Land ob der Enns.
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