Die mittelalterlichen Stiftsurbare des Erzherzogtums Österreich ob der Enns II

Die ursprünglich slawische Ansiedlung Garsten bei Steyr war im 10. Jahrhundert zehentpflichtig zur Taufkirche Sierning, wurde im 11. Jahr hundert, als sich die nach Auferbung des Besitzes der Wels-Lambacher in dieser Gegend zur Macht gelangten Chiemgauer in Steyr eine Burg erbaut hatten, eine Pfarre, etwas später eine Kanouie, die bis 1107 bestand, dann den Benediktinern von Göttweig übergehen und 1111 zur selbstän digen Abtei erhoben.^ Wie aus Urkunden^ und der Vita b. Bertoldi®, des ersten Abtes, hervorgeht, war das ursprüngliche Besitztum des Klosters mager, weil es in der Hauptsache aus wenn auch ausgedehntem, so doch vorerst unpro duktivem Waldland bestand. Es erwuchs damit den Mönchen ein weites Feld der Arbeit, zu deren Bewältigung Abt Bertold sich der den Hirschauer Brüdern nachgeahmten Institution der Laienmönche bediente.'' Diese Fratres illiterati et barbati zogen hinaus in die Forste und führten das Kodungswerk durch. Ihre Exposituren hießen Obedienzen. Sie wurden nicht nur Ausgangspunkte der späteren Seelsorgebezii'ke, die dem Stifte inkorporiert wurden, sondern auch die Grundlage der nachmaligen Organisation des Grundbesitzes nach ÄmteriH, die sich infolge der andauernden Schen kungen® hier wie anderwärts als nötig erwies. Sie wurde unter Abt Friedrich 1. (1263—1281) durchgeführt.' Das gesamte Klostergut wurde in 11 Amtsbezirke eingeteilt.® ^ Vgl. V. Melzer, Zur älteren Geschichte der Benediktinerahtei Garsten (Archiv für die Geschiclite der Diözese Linz, 4. Jalirg. 1907), S. 4ff. 2 Vgl. ÜB.II, n. 95. 'Kap.IV. G. E. Friess, Geschichte de.s Benediktiiierstiftes Garsten in überösterreich (Stu dien und Mitteilungen aus dem Benediktinerorden I, 2. Heft, S, 102). ® Melzer a. a. O., S. 9 f., und Friess a. a. O., S. 102 f. Vgl. Kap. V der Vita b. Bertoldi. — Ein Garstner Amtmann in Perwend bei Wels ist c. 1277 bezeugt (UB.III, n. 519). « Vgl. den Traditionskodex, UB.I, S. 111-202. 'Friess a. a. O., 4. Heft, S. 88. Friess führt allerdings keine bestimmte Quelle für seine Behauptung an. ® Friess a. a. O., S. 88 f. Im späteren Mittelalter sind folgende Garstner Ämter nachweisbar: Garsten, Haslach, Eiezldorf, Gaflenz-Weyer, Ennstal, Weistrach, Pomunkl, Perwend, Euhalb Donau (Haselbach). 1»

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