Die mittelalterlichen Stiftsurbare des Erzherzogtums Österreich ob der Enns I

Das Benediktinerinnenstift Traunkirchen am Traunsee, das älteste Frauenkloster in Oberösterreich, wurde um das Jahr 1020 vom Grafen Willi, von Raschenberg-Reichenhall gegründet und dotiert.1 Die ursprünglichen Schenkungen waren Wälder um den Traunsee, im Salzberggebiete bei Ischl und Hallstatt, ferner Güter im Alpenvorlande, an beiden Ufern der Traun von Gmunden bis Lambach. Die im Norden bis an die Donau und östlich in die Besitzsphäre von Kremsmünster vorgeschobenen Besitzungen sind ebenso wie die Güter im Ennstale erst später angegliedert worden. Auch die Weingartenrechte in Niederösterreich dürften der Mehrzahl nach erst aus dem 14. Jahrhundert stammen. Von den ausgedehnten Klosterländereien wurden in der Folge so manche weggegeben. Die ersten großen Verkäufe fallen in die Mitte des 15. Jahrhunderts. Im Jahre 1448 wurde der Besitz in Trafoiach, unter der Äbtissin Barbara von Kirchberg (1530—1534) der vierte Teil des Gesamtbesitzes auf landes¬ fürstlichen Befehl veräußert.1 2 In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts bröckelte unter dem wach¬ senden Einflüsse des Luthertums auch sonst manches ab,3 das Stift war bald dem Erlöschen nahe. Nach dem 1566 erfolgten Tode der letzten freigewählten Äbtissin be¬ stand der Konvent nur mehr aus zwei Nonnen. Kaiser Maximilian II. er¬ nannte eine derselben, Magdalena Dietrichinger, zur Vorsteherin, überließ jedoch das Kloster, das nach dem Tode der letzten Ordensschwester als ein „vazierendes“ erklärt worden war, mit mehreren anderen dem ober- und niederösterreichischen Prälatenstande gegen ein Darlehen von 20.000 Gulden.4 Die ganz dem Protestantismus ergebene Äbtissin Magdalena II. wurde 1 G. Frieß, Geschichte des ehemaligen Nonnenklosters O. S. B. zu Traunkirchen, Wien 1895, S. 13. 2 Das betreffende Patent Ferdinands I. ist datiert vom 4. Februar 1530. Der Er¬ lös sollte zum Kampfe gegen die Türken verwendet werden. 3 Im Jahre 1522 z. B. verkaufte das Stift die Weingüter zu Oberdöbling an die Augustinernonnen zu Tulln (Quellen zur Geschichte der Stadt Wien II, 1957). 4 Frieß a. a. O., S. 61, 63.

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