Die mittelalterlichen Stiftsurbare des Erzherzogtums Österreich ob der Enns I

Ranshofen war ursprünglich eine herzogliche, dann königliche und später wieder herzogliche Pfalz mit einer Kapelle, zu der bekanntlich K. Arnulf ein ansehnliches Widtum stiftete.1 Wie aus einer Urkunde K. Heinrichs vom 9. Januar 1040 hervorgeht, bestand damals bereits in Ranshofen eine Art Kollegiatstift von Weltpriestern, die die Pfarre mit ihren Filialen zu versehen hatten.1 2 Im Jahre 1125 erfolgte durch Heinrich den Schwarzen, Herzog von Bayern, die Umwandlung in ein Stift der reg. Augustiner-Chorherren, an das der bisherige Besitz der Kirche überging, vermehrt durch die im Stift¬ brief3 ausgesprochenen neuen Schenkungen im Pfalzgrafenland und im heutigen Bayern. Uber den mannigfachen Zuwachs an Besitz, den Ranshofen vor und nach der Gründung des Chorherrenstiftes erhalten hat, berichtet für die Zeit bis c. 1230 der Traditionskodex,4 für die spätere bis zum Ausgange des Mittelalters eine Reihe von Urkunden.5 Allem Anscheine nach ist das Aufhören der Eintragungen in den Traditionskodex nicht nur in Wandlungen des Urkundenwesens, sondern auch in einem auffallenden Versiegen der bisherigen Zuflüsse begründet gewesen. Es kamen um die Mitte des 13. Jahrhunderts schlimme Zeiten für das Stift, die ihm auch das noch nahmen, wTas es seit den ersten Tagen seines Be¬ standes besessen hatte. Die Schilderung des Notstandes in der Supplik des Propstes Siegfried an den Papst Klemens IV. vom 8. September 1266 spricht von vielfacher Entziehung des Stiftsbesitzes.6 Erst Propst Konrad (1277—1311) vermochte durch erfolgreiche Revindikationen das finanziell heruntergekommene Stift wieder zu heben und 1 UB. II, n. 31 und 33. 2 UB. II, n. 63 und 64. 3 UB. II, n. 108. 4 UB. I, S. 207—272. Vgl. jetzt Archiv für die Geschichte der Diözese Linz, 5. Jahrgang 1908, 2. Heft. 5 Abgedruckt in den Mon. Boica und im Urkundenbuche des Landes ob der Enns. Ungedruckte Urkunden im Kopialbuche des Propstes Konrad im Allgemeinen Reichs¬ archiv in München, Cod. Ransh. 1. 6 UB. III, n. 371.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2