Sarning - Pyrach - Reichenschwall

23 Burgfriedgrenze Die Grenze des Burgfrieds, also des Bezirks des Steyrer Stadtgerichts, war im Süden nicht mit der Grenze der heutigen Katastralgemeinde identisch. 1512 wurde erstmalig die Grenze festgelegt. Die Grenze begann an der Enns bei der heutigen Eisenbahnbrücke, führte durch das Kraxental, dann hinauf zur Pyrachstraße, quer über die Wiese nach Sarning zur heutigen Leopold-Werndl-Straße, dann in den Leitenweg, hinauf zum Fuxortnergut, hinunter in den „Deubswinkel“, über den Teufelsbach zum Laichbergweg, hinunter zum Teufelsbach und diesem folgend zum Wasserfall und zur Steyr.189 1584 wurde durch die kaiserlichen Räte Georg Hoheneck von Hagenberg, Georg Neuhauser zu Stadlkirchen und Christoph Strutz, Landschreiber, ein schont seit 1523 zwischen der Stadt Steyr und dem Kloster Garsten schwebender Streit zugunsten der Stadt entschieden. Garsten wollte nämlich der Stadt vor dem St.-GilgenTor bei der Stadtpfarrkiche keinen Burgfrieden zugestehen und behauptete, die Hofmark des Klosters erstrecke sich bis an die Stadtmauer, bis dahin, wo früher der Sarningbach durch den Leichperg in die Enns geflossen und wo jetzt das neue Tor in Reichenschwall sei, indem der Sarningbach ihre Grenze bilde, der nun oberhalb des Hundsgrabens beim Zaun am Stieglhof abgegraben und in die Steyr abgeleitet worden sei. Dies wurde von den Steyrern bestritten.190 Wasserleitungen Die Burg Steyr und der Ansitz Engelsegg wurden von einer Wasserleitung versorgt, deren Quelle beim Gwenghof unterhalb der Laichbergleite lag. Das Überwasser aus dieser Leitung wurde 1806 an das Haus Blumauerstraße 21 (Knr. 182) abgegeben. Auch das Haus Blumauergasse 19 zahlte Brunngeld an Engelsegg. 1811 wurde das Überwasser aus dem Schlosspark an das Haus Blumauergasse 10 (früher Vogelsang 8) angegeben. Als 1582 die Herrschaft diese Leitung, die über Stadtgründe führte, ausbesserte, unterließ sie es, dies der Stadt zu melden (sie zu „begrüßen“) worüber sich die Stadt beschwerte. Die Herrschaft erwiderte, dass auch die Steyrer Bürger, deren Leitung über Herrschaftsgründe führe, die Herrschaft bei Ausbesserungsarbeiten nicht begrüßen müssen, wenn sie keine Beschwerung verursachen.191 Eine andere Quelle, die am Fuß des Laichberges entsprang, wurde zur Versorgung des Stieglhofes/Neulust eingefangen. Vermutlich wurde dieser Rohrbrunnen 1729 beim Steinmetzmeister Max Laidl in Steinbach nach einem vorgelegten Modell bestellt. Er kostete inklusive Transport 200 fl. Eine dritte Quelle, zwischen dem Laichberg und dem Teufelsbach gelegen, lieferte dem ehemaligen Kapuzinerkloster frisches Trinkwasser. Als aber 1903 die städtische Wasserleitung in die Garstnerstraße (LeopoldWerndl-Straße) verlängert wurde, schloss man auch die Werndlvilla an die Leitung an. 1909 wurde sie zu den Häusern Leopold-Werndl-Straße 16 und 18 geführt.192 Die Brotfabrik Reder (Leopold-Werndl-Straße 48) bezog das Wasser von einem Brunnen, der an der Ecke Stelzhamerstraße/Leitenweg vor dem Haus Stelzhamerstraße 41a lag. Dort stand in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhundert ein hohes Windrad, der die Pumpe antrieb. Die Leitung führte zu einem kleinen Brunnenhaus am Leitenweg auf dem Gelände der Brotfabrik, von dem das Wasser verteilt wurde. Dieses Häuschen existiert heute noch. Kanalbau Im Dezember 2009 wurde das Kanalbau-Projekt im Bereich Reichenschwall, Neuluststraße und Sarninggasse abgeschlossen. In acht Monaten wurde ein 700 Meter langes Kanalsystem erneuert, Straßen und Gehsteige saniert und die Bushaltestelle an der Sarninggasse behindertengerecht gestaltet. Dabei wurden 10.000 Kubikmeter Erdreich bewegt und eine Fläche von 6000 Quadratmeter asphaltiert. Gegraben wurde bis zu einer Tiefe von sechs Metern. Insgesamt kostete das Projekt 1,3 Millionen Euro.193 189 Friedrich Berndt, Die territoriale Entwicklung der Stadt Steyr, Steyr 1935, 5 190 Rolleder, Heimatkunde von Steyr, 397; Friedrich Berndt, Der Laichberg bei Steyr, Linzer Tagespost 26.2.1933 191 Stadtarchiv Steyr, Bau- und Straßensachen 192 Friedrich Berndt, Die Wasserversorgung Steyr, StKal 1960, 73 193 Amtsblatt der Stadt Steyr 12/2009, 392

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