Von der alten Eisenstadt zum modernen Industriezentrum Herbert Tagini Der Raum um Steyr ist nachweislich seit der Steinzeit be siedelt. Wahrscheinlich lag in der Gegend des heutigen Stadt platzes ein keltisches Dorf; außerdem wird in der Lage des Schlosses ein römischer Wachtturm vermutet. Die Stadtwerdung selbst reicht aber (im Unter schied etwa zu Enns, Linz oder Wels) nicht auf die Römer zurück. Die Wurzel der späteren Stadt ist die um 980 von dem Geschlecht der Traungauer errichtete Styraburg. Sie bleibt bis 1186 deren Residenz als Mark grafen bzw. Herzoge der Steiermark, die von Steyr den Namen erhalten hat und außerdem das gemein same Wappen, den feuerspeienden Panther auf grünem Grund. Durch das Aussterben der Traungauer kommt 1192 vereinbarungsgemäß die Steiermark an das Her zogtum Österreich, damals regiert von den Baben bergern.Im Jahre 1254 wird die ehemalige Hauptstadt mitsamt ihrer näheren Umgebung (Unteres Ennstal, Steyrtal, Teicheltal und oberes Kremstal) von der Steiermark abgetrennt und dem ,,Land ob der Enns" angegliedert. Damit ist für die Stadt die politische Be deutung verloren; aber ihre Bürger verstehen es, sich auf wirtsdiaftlichem Gebiet schadlos zu halten. Steyr erhält mannigfache Handelsprivilegien und wird fortan ein Hauptsitz des Eisenhandels und der Eisenverarbei tung. Steyr wird Sitz der Innerberger Gewerkschaft (Innerberger Stadel). Das Eisen wird vom Erzberg auf der danach benannten Eisenstraße und auf der schiff bar gemachten Enns ((Schiffweg) vorerst hieher ge bracht und dann teils als Roheisen, teils verarbeitet (z. B. Messer und Schwerter) weiter verkauft. Die von der Wasserkraft abhängigen, zahlreichen Betriebs stätten befinden sich im Wehrgraben und außerhalb der Stadt, in den Seitentälern der Enns. Die jahrhundertealte Tradition des Eisenhandwerkes bietet Josef Werndl (1831—1889) die beste Basis für die Gründung der Waffenfabrik. Schon im Jahre 1890 hat das Werk zirka 10000 Beschäftigte, während des Ersten Weltkrieges sind es deren 15 000. Nach dem Krieg wird die Produktion auf Personenautos umge stellt; einer der Steyrer Konstrukteure ist Ferdinand Porsche (Porsche Villa). Im Zweiten Weltkrieg wurde das Werk viermal bombardiert und schwer getroffen. Steyr-Daimler-Puch AG. ist heute Österreichs größter Privatkonzern mit zusammen 18000 Arbeitnehmern - zirka 8000 davon in Steyr. Steyr-Lastkraftwagen, Traktoren,Jagdwaffen und Wälzlager sind bestens be währt und werden in alle Welt geliefert. Die heimische Eisentradition wird auch von anderen Betrieben fortgesetzt. Die GFM-Gesellschaft für Fer tigungstechnik und Maschinenbau hat 1 000 Bedienstete und Auftraggeber aus allen Kontinenten. Die HackWerke erzeugen traditionelle und moderne Messer und Bestecke. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ennskraftwerke AG Steyr gegründet. Von elf Elektri zitätswerken an Enns und Steyr können im Schwell betrieb mit Durchlaufspeicherung jährlich 1 762 Mill. KW-Stunden Strom geliefert werden, ein ganz gewal tiger und wichtiger Beitrag zur Energieversorgung. 12
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