20. Sängerbundfest Steyr 1978

Schuberts in den Programmen großer und kleiner Konzerte immer noch einen hohen Stellenwert einnehmen, beweist den Dauerwert seiner Ton dichtungen und wir wollen in unserer Begeisterung für das Lied — so wie Schubert — auch für die menschlichen Ideale als Sänger eintreten, weil wir wissen, daß die Seele, wenn sie keine Ideale mehr kennt, früher oder später veröden muß. Große gesangliche und damit künstlerische Leistungen können nur dann erzielt werden, wenn der Kulturarbeit Ideale zugrundeliegen. Der Ober österreichisch-Salzburgische Sängerbund ist bemüht, diese Ideale zu hegen, sie zu fördern, sie immer wieder aufs Neue zu wecken, damit die große Sängergemeinschaft zu einer verschworenen Kulturgemeinschaft wird, de ren Ziel nicht allein das Singen ist, sondern die genau weiß, daß in der Zeit unserer Wohlstandsgesellschaft der Mensch wieder in den Vorder grund gerückt werden muß. Das kreative Schaffen, das Mitsingen, das Mitgestalten von Festen verbindet die Menschen. Aus dem Nebeneinan der soll ein Miteinander werden, denn wir müssen in unserem Nächsten wieder den Bruder, die Schwester sehen, gleich welchem Stand, welcher Partei, welcher Religionsgemeinschaft er angehört. Wir sind bemüht, unse ren Bundesvereinen zur Erreichung des Zieles zu helfen, sie organisatorisch und musikalisch zu betreuen, ihnen in Singwochen, Chorleiterseminaren und Funktionärsschulungen jenes Rüstzeug zu geben, das sie befähigt, ihre Aufgabe als Kulturträger erfüllen zu können. Die Pflege des Liedes, des Chorgesanges ist gleichbedeutend mit der Pflege der Gemeinschaft in der die Sänger leben. Die Erhaltung und Pflege aller aufbauenden, der Gemeinschaft dienenden Kräfte, muß eine zusätzliche Lebensaufgabe für jede Sängerin und jeden Sänger sein. Wir scheuen nicht die Konfrontation mit einer angeschlagenen, aufgerissenen Welt; wir wissen um unser Kul turgut und es darf uns nicht gleich sein, wer im Wettlauf zwischen Kultur und Technik das Rennen gewinnt, der Computer oder der Mensch. Deshalb stellt sich die große Sängerorganisation in den Dienst des Vaterlandes, das wir besingen, das wir lieben, das wir verteidigen gegen alle schädi genden Einflüsse, gleich woher sie kommen. So wird das 20. Sänger-Bundesfest 1978 in Steyr wiederum ein Meilenstein in der ehrwürdigen Geschichte unserer großen Sängerfamilie werden. Allen Sangesschwestern und Sangesbrüdern, die tatkräftig zur Gestaltung dieses Hochfestes des Gesanges in den einzelnen Bundesvereinen, in der erweiterten Bundesleitung sowie durch ihre Arbeit im Festausschuß beigetragen haben, spreche idi meinen aufrichtigen Sängerdank aus. Dabei möchte ich besonders dem Gauobmann des Traungaues, Herrn Ing. Max Bernegger, der für die Organisation und Gestaltung des Festes verantwortlich zeichnet, und dem Obmann des Inngaues, Herrn Prof. Hermann Edtbauer, der in mühevoller Arbeit die Fest schrift geschaffen hat, danken. Allen Festteilnehmern entbiete ich ein herzliches Willkommen und wünsche den Veranstaltungen ei nen vollen künstlerischen Erfolg, damit die kräftigen Impulse zu einem neuen Ansporn werden in unserer Arbeit zum Wohle einer gedeihlichen Weiter- und Auf wärtsentwicklung des Gesanges in unserer oberösterreichisdi-salzburgischen Heimat. 10

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