der Praxis des Dr. Werner Niernberger, Werk Graz Bluthochdruck: Die Beschwerden scheinen harmlos. 19.30 Uhr: Rettungsnotruf, Blaulicht, Folgetonhorn. 19.35 Uhr: Notfalluntersu chung eines übergewichti gen, 50jährigen Patienten mit auffaiiend rotem Gesicht, der über unstillbares Nasen- i bluten und Stechen im Be reich der Herzgegend klagt. 19.40 Uhr: Der Patient wird tamponiert, somit kann das Nasenbluten gestillt werden. Die erste Blutdruckmessung ergibt einen Blutdruck von 350/140 mm Hg. Sofortige Therapieeinleitung. —19.50 Uhr: Der Patient gibt an, die Schmerzen in der Herzgegend seien stärker ge worden. Der Schmerz strahlt nunmehr in den Unken Arm \ aus, bis in die Fingerspitzen. \ Gleichzeitig klagt er über zu nehmende Atemnot. Blut druck: 250/120 mm Hg. 19.52 Uhr: Wegen Verdach-, tes eines akuten Herzinfark- \ tes wird der Patient sofort in^ die Intensivabteilung verlegt., Blut wird abgenommen. Das EKG zeigt diskrete Sauer stoffmangelzeichen. Blut druck: 190/110 mm Hg. 20.00 Uhr: Plötzliche Bewußtiosigkeit des Patienten. \ Einsetzende Schnappet- j mung, unregelmäßiger Herz schlag, plötzlich Zeichen ei ner Halbseitenlähmung. Zwei Ärzte, drei Intensivschwe stern stehen im Einsatz. Der Patient wird künstlich beat met. Über die schon liegen de Infusion werden weitere Notfallmedikamente verab reicht. Blutdruck: 180/110 mm Hg. 20.07 Uhr: Plötzlicher Herz stillstand, äußere Herzmas sage, fünf Menschen kämp fen um das Leben des Pa tienten. Blutdruck: 90/60 mm Hg. 20.20 Uhr: Der Patient ver stirbt. Blutdruck: 0/0 mm Hg. Grundleiden: arterielle Hypertonie (Bluthochdruck) Todesursache: Gehirnblu tung, Herzinfarkt Der Patient hinterläßt eine nicht berufstätige Frau, zwei gerade erwachsen geworde- j ne Kinder, drei minderjährige! Kinder. Er erlebte sein Pen- ' sionsalter nicht mehr. ' Die Gattin gibt an, ihr Mann habe von seinem erhöhten Blutdruck gewußt, sei auch in ärztlicher Behandlung ge standen, jedoch habe er nur unregelmäßig die ihm ver ordneten Medikamente ge nommen. Regelmäßige Blut druckkontrollen habe er ab- ; gelehnt. Auch habe er zu gerne und zuviel gegessen. Groß angelegte Untersu chungen in den USA haben ergeben, daß 20% aller 18 —79jährigen an Bluthoch-' druck leiden. 1972 ließen sich bei einer Veranstaltung in der Schweiz 21.589 Besu cher den Blutdruck messen. 25% davon wiesen einen ab-| norm hohen Blutdruck auf. ^ j Normaler Blutdruck: weniger als 140/90 mm Hg Grenzwertiger Blutdruck: zwischen 140/90 und 160/95 mm Hg Bluthochdruck: über 160/95 mm Hg Ursachen eines erhöhten Blutdruckes: Keine erfaßbare organische Ursache bei 80% der Fälle, mit erfaßbarer organischer Ursache bei 20% der Fälle: • Nierenerkrankungen • Gefäßerkrankungen • hormonbedingter Hoch druck • Stoffwechselerkrankungen Begünstigende Faktoren: • Übergewicht • zu kochsalzreiche Er nährung • Alkohol/Nikotinmißbrauch • psychischer Streß/Lärm Erhöhter Blutdruck verur sacht häufig keine Be schwerden, daher wissen Betroffene oft nichts von ih rer Erkrankung bzw. wird die Gefährlichkeit unterschätzt. Beschwerden, die durch er höhten Blutdruck hervorge rufen werden, sind häufig uncharakteristisch. Am häufigsten kommen vor: Luftmangelerscheinungen unter Belastung, Nervosität, Schwindelanfälle, Beklem mungsgefühle in der Herzge gend, Kopfschmerzen, Luft mangel in Ruhe, häufig Na senbluten. Der unzureichend oder nicht behandelte Bluthochdruck verkürzt die Lebenserwar tung: Je höher der Blutdruck, desto geringer die Lebens erwartung Die Folgen eines unbehandelten oder nur unzurei chend behandelten Blut hochdruckes sind: Herzschwäche 43%, Veren gung der Herzkranzgefäße 36%, Herzinfarkt 15%, Schlaganfall 14%, Nierenversagen 6%, Gefäßerkran kungen 3%. Erhöhter Blutdruck bedarf einer Dauerbehandlung, wenn eine Erniedrigung durch Umstellung der Le bensweise nicht erreicht werden kann. Wichtig ist vor allem die Mitarbeit des Pa tienten. Das Behandlungsziel ist, an nähernd normale Werte, d. h. Werte unter 150/95 mm Hg zu erreichen. Die konservative Behand lung: 1) Allgemeine Verhaltens maßregeln Gewichtsreduktion, salz arme Kost, Einschränkung von Alkohol und Nikotin, ausreichendes körperli ches Training, mindestens neun Stunden Nachtruhe, erholsame Wochenende und Urlaube, Vermeidung von Aufregung (»Seelen hygiene«). 2) Medikamentöse Therapie: Es gibt eine Vielzahl blutdrucksenkender Heil mittel. Oft bringt erst eine Kombination verschiede ner Medikamente den er wünschten Erfolg, d. h. manchmal vergeht eine längere Zeit, bis die er wünschte Blutdrucksen kung erreicht wird. Folgende Regeln sollen vom Patienten beachtet werden: • Umstellung der Lebenswei se, d. h. Abbau von Über gewicht, salzarme Diät usw. • Keine ünterbrechung der vom Arzt empfohlenen Be handlung, regelmäßige Blutdruckkontrollen. • Medikament und Dosie rung müssen gemerkt wer den. • Jedem weiters konsultier ten Arzt muß die Erkran kung an hohem Blutdruck mitgeteilt werden. • Bei neu auftretenden Be schwerden soll möglichst bald der Arzt aufgesucht werden. Nach einer Aktion in unse rem Werk in Graz, durchge messen wurden 1.500 Ar beitnehmer, wurden die Be handlungserfolge genau kon trolliert. Die Statistik zeigte, daß eine konsequente Einnahme von blutdrucksenkenden Mitteln den Blutdruck auf normale Werte senkt; so können schwere Erkrankungen ver hindert und ein geruhsamen Lebensabend ermöglicht werden. Die regelmäßige Beobachtung des Blutdrucks ist notwendig, um die individuelle Wirkung der Medikamente zu erkennen. In der nächsten Nummer: Dr. Tertschek über »Vorsorge für Fern reisen« ^3
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