BUNDESKANZLER DR. KREISKY »Neuenärk Bundeskanzler Dr. Bruno Krelsky besuchte am 19. November die Region Steyr. Bei einer Besichti gung unseres Hauptwer kes führte er Gespräche mit den leitenden Herren unseres Konzernes. Unmittelbar nach der Begrü ßung des hohen Gastes durch GD Malzacher, GDStv. Feichtinger, VD Her zig und VD Wengersky er klärte der Bundeskanzler im Waffensaal, seine vordring lichste Aufgabe sehe er wie auch bisher in der Bekämp fung der Arbeitslosigkeit. Wörtlich meinte Dr. Krelsky, Zeiten wie in den 30er Jahren unseres Jahrhunderts dürften nie wieder möglich sein. Nachdem GD Maizacher dem Bundeskanzler und seinen Begleitern — neben örtlichen Funktionären der SPÖ auch LHStv. Grünner und Staats sekretär Lacina — die Füh rungskräfte unseres Haupt werkes vorgestellt und die derzeitige Situation des Kon zernes erläutert hatte, zogen sich die Gäste mit den leiten den Angestellten unseres Konzerns zu einem längeren vertraulichen Gespräch zu rück. Anschließend an eine Werks besichtigung, deren Schwer punkt eine Vorstellung der neuesten Typen unserer LkwProduktion bildete, ließen sich die Gäste vom Küchen chef unseres Hauptwerkes bewirten. Nach Abschluß des offiziellen Teiles enstand das folgend abgedruckte Inter view, das unser Redakteur Franz Baumann mit dem Bundeskanzler führte; aib: Nachdem es über einen verhältnismäßig langen Zeit raum durch unterschiedlich ste Einflüsse und Maßnah men gelungen war, die Re gion Steyr vor Arbeitsmarktprobiemen und Beschäfti gungssorgen zu bewahren, ist es nun auch hier zu Schwierigkeiten gekommen. Wie sehen Sie die Situation der Region Steyr? BK Kreisky: Steyr als tradi tioneller Industriestandort wird auch in Hinkunft seine ä, Vertrauliches Gespräch im Sitzungszimmer, von links nach rechts: Der Bundeskanzler, GDStv. Feichtin ger, VD Herzig, VD Wengersky, Staatssekretär Lacina und GD Maizacher. Bedeutung halten können, dafür sorgt unter anderem die Ansiedlung eines neuen Unternehmens der Firma BMW-Steyr. Hier werden moderne Dieselmotoren für den Bedarf der deutschen Werke und für den Export in die USA erzeugt. In der er sten Ausbaustufe werden fünf Milliarden Schilling inve stiert, bis zum Ende des Jah res 1983 werden mindestens 1000 Menschen, 650 Arbeiter und 350 Angestellte, beschäf tigt sein. Die Bundesregie rung hat sehr wesentlich, wie auch die Stadtgemeinde Steyr, zur Realisierung dieses Investitionsvorhabens beige tragen. Nun geht es um die zweite Ausbaustufe, die eine Erweiterung mit Investitionen von zweieinhalb Milliarden Schilling vorsieht und eine zusätzliche Beschäftigung von 800 Menschen, von 550 Arbeitern und 250 Angestell ten, bringen wird. Die Bun desregierung ist bereit, auch dieses Vorhaben mit be trächtlichen Förderungsmit teln zu unterstützen, erwartet jedoch, daß sich das Land Oberösterreich mit einem Drittel der Förderungssumme beteiligt. aib: Steyr-Daimler-Puch ist ein Konzern, der zum über wiegenden Teil Zivilprodukte herstellt, jedoch durch die Produktion von Kettenfahr zeugen wiederholt ins Schußfeld gerät. Weiche grundsätzliche Haltung nimmt die Bundesregierung gegenüber der Erzeugung von Militärprodukten durch österreichische Firmen — be ziehungsweise den Verkauf solcher Erzeugnisse ins Aus land — ein? BK Kreisky: Grundsätzlich bin ich der Meinung, daß ei ne gewisse Eigenversorgung mit Geräten und Material für das österreichische Bundes heer unter neutralitätspoliti schen Aspekten anzustreben ist. Die Größe des österrei chischen Marktes bedingt, daß solche Produktionen, sollen sie nicht übermäßig teuer sein, nur dann einge richtet werden können, wenn auch für ausländische Märkte produziert wird. Ais neutrales Land sind uns beim Export von Kriegsgeräten jedoch ei nige Beschränkungen aufer legt, wir dürfen nicht in Spannungsgebiete liefern und müssen jene gesetzlichen Be schränkungen beachten, die uns durch das Bundesgesetz über die Ein-, Aus- und Durchfuhr von Kriegsmaterial auferlegt sind. Da die Bünd nissysteme selbst über große und leistungsfähige Rü stungsindustrien verfügen, ist es für österreichische Erzeu ger nicht leicht, sich mit sol chen Produkten auf dem Weitmarkt zu behaupten. Kurzfristigen Gewinnmöglich keiten auf vielen Märkten, dje zweifellos gegeben sind, steht das Risiko gegenüber, aufgrund unserer politischen Beschränkungen angesichts der politischen Krise in der Welt nur unter großen Schwierigkeiten Absatzmärk te zu finden. Wir müssen da her bemüht sein, die Abhän gigkeit von Betrieben und Regionen, wie der Region Steyr, von solchen Produk tionen möglichst gering zu halten. Dies kann nur dann gelingen, wenn wir die Pro duktion von zivilen Gütern ausdehnen. Ein gutes Beispiel dafür scheint mir das Moto renwerk BMW-Steyr zu sein. aib: Steyr-Daimler-Puch un terhält eigene Forschungs und Entwicklungsabteilun gen, wie sie als eine Voraus setzung für die Eigenständig keit von Unternehmungen angsehen werden. Weicher Stellenwert wird In Zukunft
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2