CHBl «SUBF DURCHHALTEN ALS HOBBY Die Marathon-Männer Vor gar nicht so langer Zeit fand in Wien der zweite Stadtmarathon-Lauf statt und wirbelte in der Presse viel Staub auf. Auf der inter essanten Strecke Rathaus - Ring - Prater- Reichsbrücke - Donaupark - Stephans platz - Heldenplatz (außer Schönbrunn wurden also alle touristischen Sehens würdigkeiten berührt) nah men auch drei Mitarbeiter der Werke Wien teil! Drei Werksangehörige von Steyr-Daimler-Puch verteidig ten die Ehre unseres Unter nehmens bei derleilnahme am 2. Wiener Stadtmarathon: Kurt Palme, Otto Schreiber und Hubert Höfer, alle aus der Abteilung Konstruktion. Sie selbst berichten exklusiv für >aktuell im betriebe Otto Schreiber, 47: »Mit ge mischten Gefühlen gehe ich in den Starterraum. 42,195 Kilometer - eine fange Strecke, noch nie bin ich so weit gelaufen. War das Trai ning ausreichend? Wird das verletzte Knie durchhalten? Vor eineinhalb Wochen bei der Generalprobe über 32 Kilo meter gab es eine Seitenbandverletzung am Knie. Seither bin ich zur Schonung nur noch kurze Strecken von etwa fünf Kilometern gelaufen. Nach dem Startschuß setzt sich das Feld langsam in Be wegung. Wir müssen die er sten Meter gehen, dann erst kann man langsam laufen. Kol lege Höfer und ich beschlie ßen, vorerst gemeinsam zu laufen. Es geht noch immer sehr langsam, man kann nicht überholen, das Feld ist zu dicht. Dementsprechend schlecht ist auch die erste Zwi schenzeit: 27 Minuten für fünf Kilometer. Nach meinen Trainingszeiten müßte ich die Marathon-Di stanz in 3 Stunden und 50 Mi nuten laufen können, da ich mir aber 3:40 vorgenommen habe, müßte ich die fünf Kilo meter jeweils in 26 Minuten zurücklegen. Bis zehn Kilometer laufen wir «.r'-m Bei Kilometer 14 in der Prater-Hauptallee: links Hubert Höfer, rechts Otto Schreiber. dann 23 Minuten, der Rück stand ist also bei weitem auf geholt. Kurz vor Kilometer 15 spüre ich die ersten Schmer zen im Knie und beschließe, deshalb langsamer zu laufen. Wir trennen uns, und jeder läuft nun nach seinem eigenen Zeitplan weiter. Ich halte ab jetzt exakt meine 26 Minuten für fünf Kilometer ein und die Schmerzen im Knie lassen nach. Bei Kilometer 30 fällt mir auf, daß ich ständig andere Läufer überhole und selbst schon lange nicht mehr über holt wurde. Das gibt gewalti gen Auftrieb für die restlichen zwölf Kilometer- ich habe mir also meine Kräfte gut einge teilt. Ab Kilometer 35 sieht man, daß manche Läufer Steigun gen nur mehr gehend bewälti gen können. Das spornt natür lich noch mehr an. Allerdings muß ich nun schon wesentlich mehr Kraft aufwenden, um mein Tempo zu halten. Die Füße tun weh, die Muskeln schmerzen. Noch einige hun dert Meter, dann der Helden platz - und mit 3:36 im Ziel - endlich geschafft! ich könnte eigentlich zufrieden sein, die Zeit ist besser als er wartet, mein Zustand eben falls: Ich bin noch relativ frisch. Doch die Freude verfliegt et was, wenn ich mich zum Ziel umwende und sehe, wie an dere nur noch mit letzter Kraft das Ziel erreichen - wie sie be reit waren, sich total zu veraus gaben. Hätte ich mich ähnlich an meine Leistungsgrenzen gewagt, wären sicherlich noch einige Minuten zu holen ge wesen. « Hubert Höfer, 34: »Den Lauf sport betreibe ich nun schon längere Zeit. Allerdings bis vor ein paar Jahren nur, um für meine Bergtouren konditioneil gut gerüstet zu sein. Dabei lief ich fast nur im Gelände, was für mich nach wie vor die schönste und wirkungsvollste Art ist, sich fit zu halten. Das >Lauffieber<, das schließ lich auch auf Österreich über griff, dürfte auch mein Gemüt etwas erhitzt haben, denn mitt lerweile habe ich nun schon den zweiten Marathonlauf >heruntergestrampelt(, der noch dazu für mich recht gut verlief. Es dürften aber auch noch an dere Faktoren mitgespielt ha ben, wie Freude an der Bewe gung, einfache Sportart ohne großen Aufwand, die gewisse Selbstüberwindung und die Atmosphäre beim Wettbe werb. Auf alle Fälle ist so ein Marathonlauf eine gute Gele genheit, den >Winterspeck< loszuwerden und die Früh jahrsfitness zu erproben. ^ Als nächster Schritt kommt jetzt natürlich in der wärmeren Jahreszeit die Technik mehr zum Einsatz und mit einem Puch-Rad wird fleißig weiter gestrampelt.« Kurt Palme, 52: »Ein wunder bares Erlebnis! Obwohl mich auf den letzten Kilometern starke Muskel schmerzen quälten, und Ich nur mit Mühe innerhalb der li mitierten Zeit bleiben konnte, ist es ein herrliches Gefühl, das Ziel zu durchlaufen. Besonders freute ich mich über die vielen Zurufe aus dem Publikum, die mich auf munterten und mir Mut mach^ ten: >Es wird schon gehenh >Mach nur so weiterh >Gib nicht au,f du schaffst es schonh. . . Ein beglückendes Erlebnis - man wird bewundert! Werden wir aber nicht über heblich. Denken wir an die vielen alten, kranken oder behinderten Menschen, die sich täglich überwinden und ganz Enor mes leisten. Denken wir an die Menschen, die auf geistigem oder künstlerischem Gebiet hohe Leistungen vollbringen. Es gibt aber auch >Leistungen<, jedoch nicht im her kömmlichen Sinn, die wir ganz besonders achten sollten, wie Güte, Freundlichkeit, Hilfsbe reitschaft, Liebe... Marathon - ein sehr schönes Erlebnis, eine neue Erfahrung - könnte man nicht auch dar aus lernen, anderen Mut und Hoffnung zu geben?«
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