Aktuell im Betrieb - Heft 3/1983

Bedingt durch die Über/änge unserer Reportage über die Situation im Hauptwerk Steyr müssen die übrigen Bericht aus dem Bereich Nutzfahrzeuge und Landmaschinen in dieser Ausgabe leider entfallen. Wir ersuchen um Ihr Verständnis. Die Redaktion Josef Baumann, Galvaniseur: Ing. Peter Kainrath, Versuchsabteilung: »Firmenleitung und Betriebsrat sind auf einen Nenner gekommen: Kurzarbeit statt »Daß Kurzarbeit statt Kündigungen die bessere Lösung darstellt, darüber dürfte es wohl keine Frage geben. Ich kann aber nicht verstehen, daß sich manche Kollegen di- »Iht freuen, dreizehn Freitage nicht arbeiten gehen zu »müssen«! Meiner Meinung nach verkennen diese Kollegen die Situation vollkommen! Kurzarbeit ist kein fast geschenkter Freitag, sondern eine Notlösung. Ich halte auch die Forderung nach der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich für ein Hirngespinst. Natürlich wäre es schön, nur vier Tage zu arbeiten und dafür viel Geld zu bekommen. Aber wie soll das realisiert werden, wenn bei den Billigproduzenten in Asien und Südamerika fünfzig Stunden Wochenarbeit gang und gäbe sind? Wir würden mit unseren Produkten zu Gestehungskosten kommen, die einen Absatz unmöglich machen. Dann hätten wir im Handumdrehen die Nullstundenwoche — allerdings auch zum Nulltarif!« Kündigungen. Ich begrüße das. Die hohe Vergütung an den freien Arbeitstagen allerdings gibt mir zu denken! Es gibt doch Abteilungen, die unbedingt arbeiten müssen. Meiner Ansicht nach gehört auch die Abteilung Entwicklung von der Kurzarbeit ausgenommen, denn die Entwicklung von heute sichert die Arbeitsplätze von morgen. Was die hohe Vergütung betrifft, so scherzen Kollegen bereits, wir würden für ,fünf Prozent arbeiten', denn die anderen fünfundneunzig Prozent bekämen wir sowieso geschenkt! Abgesehen davon, daß dieses ,Geschenk' auf die Dauer nicht tragbar sein wird, halte ich eine derartige Haltung für grundverkehrt. Wir vom Versuch neiden keinem seine geschenkten' 95 Prozent. Trotzdem warne ich eindringlich vor dieser Philosophie! Sie nagt wie ein böses Insekt an einem der Pfeiler der Gesellschaft, an der Arbeitsmoral; und ohne die kann kein Betrieb überleben!« Ing. Reinhold Täuber, Versuchsabteilung: »Kurzarbeit kann, obwohl sie Kündigungen vorzuziehen ist, nicht eine perfekte Lösung darstellen. Ich bin jedoch optimistisch und rechne fest damit, daß es wieder aufwärts gehen wird. Wenn Bestellungen nur spärlich einlangen, könnte man etwa versuchen, den eigenen Arbeitsanteil am Produkt zu erhöhen. Das Geschäft mit Saudi-Arabien läuft ja Gott sei Dank einigermaßen zufriedenstellend. Die Aufbauten für die von uns an diesen Staat gelieferten Fahrzeuge werden von Fremdfirmen gefertigt. Selbstverständlich ist es nicht möglich, Kranaufbauten oder Sattelauflieger selbst zu fertigen. Aber vielleicht könnte man versuchen, manche extern vergebenen Arbeiten wieder in Eigenfertigung zu übernehmen. Kurzarbeit soll keinesfalls .nach Schema F' durchgeführt werden. Wir müssen flexibel sein. Wo Aufgaben in vollem Umfang wahrzunehmen sind, muß weiter gearbeitet werden. Wo der Bedarf nicht in vollem Umfang gegeben ist, muß man jedoch die Bremse ziehen.« Karl Siessl, Werkzeugmacher: »Bei dem derzeitigen hohen Lagerbestand und den geringen Aufträgen hatte die Firma zwei Möglichkeiten: Kündigungen oder Kurzarbeit. Ich bin froh, daß man sich für Kurzarbeit entschieden hat. Nicht nur, weil zurzeit der Reallohnverlust sehr gering ist, sondern weil Kündigungen die Existenz von Familien gefährden. Ich denke da nicht an mich und die Kollegen meiner Altersgruppe. Wir Facharbeiter mit vielen Dienstjahren stehen zwar auch nicht unter Denkmalschutz, trotzdem ist unser Arbeitsplatz einigermaßen sicher. Ich denke aber an die vielen Jungen, die bei Kündigungen immer die Listenführer sind, weil sie keine Familie zu erhalten haben und ihre Dienstzeit logischerweise sehr kurz ist. Unser Verlust bei der Kurzarbeit ist — wie schon gesagt — sehr gering. Aber wenn sich die Zeiten nicht bessern, wird er größer werden. Aber auch dann plädiere ich für Weiterführung der Kurzarbeit. Auch wenn wir bei hohem Lohnverlust nur vier Tage arbeiten, ist das besser, als junge Kollegen kündigen zu müssen!«

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2