Aktuell im Betrieb - Heft 3/1983

NUTZFAHRZEUGE UND LANDMASCHINEN Seit Februar arbeiten die meisten Betriebe unserer Firma im Großraum Steyr in Kurzarbeit — aus der Fünftagewoche ist eine Viertagewoche geworden. Das ist — vom zur Zeit sehr geringen Geldverlust abgesehen — doch eine relativ einschneidende Veränderung, aktuell im betrieb konnte also kaum daran vorbeigehen, die Kollegen in Büro und Werkstatt zu fragen: »Was sagen Sie zur Kurzarbeit?« Es kann gleich vorweggenommen werden, daß die Entscheidung der Firmenleitung, Kurzarbeit einzuführen, statt Kündigungen vorzunehmen, von allen Seiten begrüßt wurde. Trotzdem gab es — was ja bei der großen Zahl von Mitarbeitern nicht anders zu erwarten war — sehr differenzierte Meinun gen. Vom »Hurra, wir haben mehr Freizeit« bis zum nachdenklichen »Wie wird das weitergehen?«. Albert Breslmayr, Elektriker: »Wir haben gehört: Es bestehen gigantische Lagerbestände, denen geringe Aufträge gegenüberstehen — daher ist eine Drosselung der Produktion einzusehen. Kurzarbeit statt Kündigungen die Firmenleitung hat sich erfreulicherweise für das kleinere Übel entschieden. Wir müssen sparen, aber wir dürfen es nicht an der falschen Stelle tun! Forschung und Entwicklung dürfen in ihrer Arbeit nicht gehemmt werden, sie müssen gerade heute mehr denn je auf Hochtouren laufen. Nur so können wir am Ball bleiben, nur so haben wir die Chance, die Krise durchzustehen.« PROBLEMLÖSUNG ODER SELBST PROBLEM? Bei aller Verschiedenheit der Ansichten ist dennoch ein überaus positiver Faktor feststellbar: Unsere Mitarbeiter machen sich Gedanken. Sie betrachten die Lage und die sich aus ihr ergebenden Konsequenzen sachlich und scheuen sich nicht, ihre Meinung zu sagen. Folgend die Antworten einiger unserer Mitarbeiter auf unsere Frage: »Was sagen Sie zur Kurzarbeit?« Notburga Grobbauer, Stanzerin: »Kurzarbeit wird auf alle Fälle eine Umstellung bedeuten — die Arbeitswoche hat nicht mehr fünf, sondern nur mehr vier Arbeitstage! Und wenn der Freitag auf einen sonnigen Frühlingstag fällt, ist es vielleicht schöner, spazieren statt arbeiten zu gehen. Wenn auch mit einem unguten Gefühl: Auf Dauer kann es ja so nicht weitergehen! Momentan haben wir nur rund fünf Prozent Lohnverlust, das kann bestimmt noch jeder verkraften, wie lange aber wird der Verlust so klein sein? Bei aller Sympathie für freie Freitage — mehr Arbeit und damit keine Kurzarbeit wäre mir lieber!« Hans Dworschak, Kurvenscherenschneider: »Sicher ist Kurzarbeit Kündigungen vorzuziehen, besonders dann, wenn — wie jetzt — die Verluste für den einzelnen Mitarbeiter kaum der Rede wert sind. Aber der Notgroschentopf des Werkes wird nicht ewig herhalten können und auch das Sparschwein des Sozialministers ist keine unerschöpfliche Quelle. Das und die daraus resultierende Frage ,wie soll es weitergehen?' machen mir Kopfzerbrechen. Denn die Prognosen der Wirtschaftswissenschafter sind düster und die Zeit vergeht schnell; vielleicht steht im Mai die Firma wieder vor der Frage: Kurzarbeit oder Kündigungen? Ich hoffe, sie entscheidet sich dann wieder für Kurzarbeit!« Michael Theiss, Staplerfahrer: »Man hätte ein ruhigeres Gefühl, wenn wir nicht so hohe Lagerbestände und statt dessen mehr Aufträge hätten. Aber das ist leider nicht so. Daher arbeiten wir kurz. Das ist auf die Dauer kein erfreulicher Zustand, aber für den Einzelnen noch bedeutend besser, als auf der Kündigungsliste zu stehen. Ich hoffe und ich glaube, daß auch viele meiner Kollegen von den Staplerfahrern meine Meinung teilen, daß die Kurzarbeit nicht wahllos angewendet, sondern den Gegebenheiten angepaßt wird: Daß dort, wo weiterhin voll gearbeitet werden kann, auch die Staplerfahrer eingesetzt bleiben, denn sonst können wir zu Wochenbeginn die Arbeit nicht mehr bewältigen!« Dir. Dr. Constantin Breitenfeld, Spartenleiter Waffe: »Wenn wir nach langen Verhandlungen nun den Beschluß gefaßt haben, bis Ende April kurzzuarbeiten, dann verlangen wir von allen Mitarbeitern, daß sie sich mit diesem Beschluß identifizieren und wie ein Mann hinter der Firmenleitung stehen. Ganz egal, ob die Kurzarbeit selbst diesem oder jenem gefällt oder nicht. Das gilt nicht nur für diesen Beschluß betreffend Kurzarbeit, das sollte immer so sein: Wir können stunden-, tage- oder wochenlang über Probleme verhandeln. Wenn aber nach diesen Gesprächen, in denen jeder seine Meinung frei äußern kann, eine Entscheidung gefunden wird, dann gilt sie für alle! Wir werden nur dann Erfolg erzielen, wenn man auch außerhalb des Werkes sieht, daß wir alle an einem Strang ziehen und daß Steyr-Daimler-Puch eine Einheit darstellt!«

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