Aktuell im Betrieb - Heft 3/1983

des Betriebsarztes Dr. Franz Reich Kromag der Blutzuckergehalt von einem Durchschnittswert von 60 bis 100 Milligrammprozent erhöht, um die Glucoseaufnahme der Zellen zu erzwingen. Diabetes Mellitus und die Folgen jeh einem Blutzuckergehalt Fen 160 bis 180 mg % wird jedoch die Niere in ihrer Funktion überfordert und es erscheint Zucker im Harn, anstatt im Blutkreislauf zu bleiben. Die Körperzellen leiden durch das Fehlen von Glucose unter Energiemangel und verwenden in zunehmendem Maße andere Energieträger, um ihre Lebensfunktionen aufrecht erhalten zu können — vor allem Fett. Das Fettgewebe wird langsam abgebaut und die Blutbahnen werden mit abgebauten Fetten förmlich überschwemmt. Es tritt eine Gewichtsabnahme auf. (Achtung: Nicht jede Gewichtsabnahme muß auf Diabetes Mellitus zurückgeführt werden. Es gibt auch noch eine Unzahl anderer Ursachen dafür!) Die Erhöhung der Blutfette führt zu einer raschen Verkalkung der Blutgefäße. Bedingt durch den erhöhten Blutzuckerbedarf werden mit der Zeit die Kohlehydratvorräte des Körpers aufgebraucht, und der Organismus muß sämtliches zugeführte Eiweiß in Kohlehydrate umwandeln. Durch diesen Eiweißmangel des Körpers kommt es zu ei^ ner erhöhten Anfälligkeit des Patienten für Infektionskrankheiten. Komplikationen Bei gut eingestellten Diabetikern treten eher selten Komplikationen auf. Voraussetzung ist auf jeden Fall, daß die vom Arzt verordnete Behandlung (Insulinspritzen oder Tabletten) gewissenhaft durchgeführt und die Diät eingehalten wird. Diabetisches Koma: Ein lebensgefährlicher Zustand, der durch krankheitsbedingt erhöhten Insulinbedarf — etwa Infektionen, Erbrechen, Durchfall, Operationen oder Streß-Situationen ebenso hervorgerufen werden kann wie durch ein Fehlen der vorgeschriebenen InsulinInjektion. Es kommt zu Bewußtlosigkeit infolge einer exzessiven Blutzuckersteigerung auf einige hundert (oft auch bis zu eintausend) Milligrammprozent. Auch ein Nichtbeachten der vorgeschriebenen Diät kann zu einem - leider sehr oft tödlich verlaufenden — Koma führen. insu/inschock (»Hypo«): Gleichsam das Gegenteil des Komas, denn hier kommt es zu motorischer Unruhe, zu Krämpfen und zur Bewußtlosigkeit durch eine Insulininjektion ohne gleichzeitige Zufuhr von Kohlehydraten. Eine Traubenzuckerinjektion in die Vene — oder im Notfall auch der Verzehr eines Stückes Zucker — kann schlagartig die Beschwerden beseitigen. Gefäßleiden: Die Verkalkung der Blutbahnen tritt rascher auf als bei nicht zuckerkranken Personen, und zwar sind sowohl große als auch kleine Blutgefäße betroffen. Eine Erkrankung der großen Blutgefäße kann Schlaganfall, Herzinfarkt und Durchblutungsstörungen nach sich ziehen, die Verkalkung der kleinen Blutgefäße führt zu Augenhintergrundveränderungen (die Sehstörungen und sogar Erblindung hervorrufen können). Die Gefäßleiden sind auch verantwortlich für Nervenschädigungen, von denen vor allem die Beine betroffen sind. Zusammen mit den Durchblutungsstörungen führen die Nervenschäden zu zunehmender Gefühllosigkeit in den Gliedmaßen. In schweren Fällen hilft dann nur noch eine Amputation! Es kommt auch zu Ausfällen der »sensiblen« Nerven, das heißt, der Patient ist unempfindlich für Schmerz, für den Unterschied kalt—warm, auch Lagesinn und Tastsinn funktionieren nicht mehr vollwertig. Anfälligkeit für Infektionen: Der Patient wird sehr leicht von immer wiederkehrenden Infekten heimgesucht, zu denen Hautinfektionen (Furunkel, Abszesse), Harnwegsinfektionen und Pilzinfektionen zählen. Eine erhöhte Anfälligkeit für »Grauen Star«, der zur Erblindung führen kann, und für Schwangerschaftskomplikationen konnte bei Diabetespatienten ebenso festgestellt werden wie die Tatsache, daß etwa ein Viertel aller jugendlichen Zuckerkranken an Impotenz leidet. Behandlung: Diät und Spritze? Hier kommt der Unterscheidung zwischen absolutem und relativem Insulinmangel wesentliche Bedeutung zu: Bei Auftreten eines absoluten Insulinmangels, wie er vor allem bei Jugendlichen aus bisher noch nicht eindeutig geklärter Ursache vorkommt, muß eine strenge Diät eingehalten und durch die regelmäßige Zufuhr von Insulin ergänzt werden. Die Dosis und die Verteilung über den Tag muß bei jedem Patienten eigens ermittelt werden. Seit kurzer Zeit wird auch die Verwendung einer elektronisch gesteuerten Miniaturpumpe diskutiert, die automatisch den Insulinspiegel im Blut konstant hält. Relativer Insulinmangel, wie er im Alter durch Übergewicht und erbliche Belastung hervorgerufen werden kann, ist unter Umständen alleine durch eine Gewichtsreduktion in den Griff zu bekommen! In anderen Fällen kann eine Kombination von Diät und Tabletten sich als wirksam erweisen, und in manchen Fällen muß auch hier die Diät mit Insulininjektionen kombiniert werden. Wie erkenne ich Diabetes? Bei Auftreten von Symptomen, wie sie zu Beginn beschrieben wurden, ist eine Untersuchung durch den Hausarzt auf jeden Fall anzuraten: Die Zuckerkrankheit ist eine ernstzunehmende Krankheit, deren Nichtbeachtung eine Reihe von nicht mehr heilbaren Folgen nach sich ziehen kann! In der nächsten Nummer: Dr. Schmid über Saunabesuche.

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