Aktuell im Betrieb - Heft 3/1983

Es müssen nicht immer Zwillinge sein: Beim Job-Sharing teilen sich mehrere Arbeitskräfte einen Arbeitsplatz. NEUE KRAFT FÜR UNSERE WIRTSCHAFT DURCH Flexi In fast allen Industriestaaten bietet sich dasselbe Bild: Auf der einen Seite lauert die Arbeitslosigkeit und an den Maschinen stehen nur allzuoft Arbeitnehmer, die »nicht arbeiten dürfen«, weil die Lager voll und die Auftragsbücher leer sind. Und auf der anderen Seite geht es nicht ohne Überstunden ab, wenn ein eiliger Großauftrag raschest über die Bühne gebracht werden soll. Beide Zustände kommen auf Dauer allen Beteiligten teuer, weil sie viel Geld kosten und dadurch die Arbeitsplätze gefährden. Deshalb wurden überall in der Welt Systeme und Modelle entwickelt, die solche Probleme nach Möglichkeit ausschalten sollen. Haben wir also eine Chance? noch an gesetzlichen Möglichkeiten zur Durchführung einer in weiten Grenzen flexiblen Arbeitszeit. Theoretisch dürfte nicht einmal die »sanfWas bringt die Zukunft? Über die Möglichkeiten der Gleitzeit hinausgehende Systeme wurden in mehreren Varianten entwickelt und Gleich vorweggenommen sei: Mit »flexibler Arbeitszeit« wurden weltweit — so Experten — »nur die besten Erfahrungen gemacht«. Und je mehr die positiven Erwartungen erfüllt werden konnten, um einerseits die Forderung »Arbeit für alle« und andererseits die Notwendigkeit »Arbeitseinsatz nur dort, wo Arbeit anfällt« in die Tat umsetzen zu können. Am besten im Westen »Go flex«, raten in Kanada Plakate den Passanten, die die Untergrundbahn benützen. Und in Dänemark etwa kann ein Unternehmen mit einem Steuernachlaß rechnen, wenn es seinen Mitarbeitern die Wahl ihrer Arbeitszeit selbst überläßt. Immerhin werden nicht nur die Straßen weniger überlastet, sondern auch für die öffentlichen Verkehrsmittel ist der Begriff »Stoßzeit« mit Einführung einer flexiblen Arbeitszeit nahezu zu einem Fremdwort geworden. In diesen Staaten sind etwa die »Neun-Tage-Woche«, das »21-Tage-Monat« oder der »Sechs-Monate-Urlaub« gang und gäbe: Läßt man den gegebenen Erfordernissen freien Raum, so »gibt es bald nichts, was es nicht gibt«. Gleitzeit in den Kinderschuhen In Österreich dagegen werden erst zaghafte Versuche mit gleitender Arbeitszeit unternommen. Was aber weniger an negativen Erfahrungen der Unternehmer und der Arbeitnehmer liegt: Laut einer Ende des Vorjahres durchgeführten Untersuchung, bei der 181 Unternehmen mit insgesamt 158.000 Beschäftigten befragt wurden, mußte nur jeder zehnte die Einführung der Gleitzeit an seinen Arbeitsstätten als Mißerfolg buchen. Und auch die Arbeitnehmer rechnen scharf, wenn es um ihre Freizeit geht: Gleich viel Arbeit wie bisher, aber eine freiere Gestaltung des Terminkalenders — so lautet der Wunsch der Österreichischen Arbeitnehmer, wenn sie vor die Wahl gestellt werden, entweder 35 Stunden pro Woche nach einem starren Schema oder — bei freier Einteilung der Arbeitszeit — wie bisher 40 Stunden wöchentlich einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Vor allem fehlt es derzeit teste Form« einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung, die »Gleitzeit«, in Österreich angewendet werden. Nach dem Gesetz müssen Betriebe, die sich nach ausländischen Erfolgsrezepten bei der Arbeitszeitgestaltung richten wollen, sogar mit Schwierigkeiten rechnen: Von wenigen Ausnahmen — etwa im Schichtbetrieb - abgesehen, erlaubt das Arbeitszeitgesetz keine Übertragung von Zeigutha- ben oder -defiziten über längere Zeit. Ja nicht einmal von einer Woche auf die andere! Recht enge Grenzen wurden von Seiten des Gesetzgebers auch dem beliebten »Einarbeiten« gesetzt. Abkommen zugunsten der Arbeitnehmer Gleichsam »unter der Hand« und weitab von der gesetzlichen Regelung konnte in Österreich dennoch eine praktikable Lösung gefunden werden, die zumindest die Einführung einer Gleitzeitregelung ungeahndet läßt. Gleitzeit wurde in Teilbereichen bei SDP durch Betriebsvereinbarungen bereits eingeführt. werden mit größtem Erfolg weltweit eingesetzt (siehe Anhang »Systeme und Auswirkungen«), Zum Teil wird den Firmenangehörigen völlig freie Hand gelassen: Die Hauptsache ist nur noch, daß die anfallende Arbeit termingerecht und korrekt durchführt wird. Mehr Verantwortung Natürlich bringt diese Umorganisation nicht nur enorm viele Möglichkeiten für den einzelnen Firmenangehörigen. Vor allem ist ein großes Verantwortungsbewußtsein des Einzelnen gegenüber seiner Arbeit und gegenüber seinem Arbeitgeber unabdingbar. Falsch verstandene Freiheit darf sicherlich nicht so weit führen, daß dringende Arbeit mit dem Argument »Heute freut mich die Arbeit nicht« links liegen gelassen wird. Richtig angewendet kann aber flexible Arbeitszeit sicherlich als Waffe gegen Überbelastung eingesetzt werden: Sobald Arbeit anfällt, wird sie erledigt — ist nicht so viel zu tun, kann der Mitarbeiter auch nach Hause gehen. Ein kontinuierliches

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