Aktuell im Betrieb - Heft 3/1983

»ZWEIRAD- UND GELÄNDEFAHRZEUGE ARBEITSPLATZ- ODER HOBBYREPORTAGE? Er hat die Roboter im Griff Computergesteuerte Fertigungsstraßen, in denen kaum ein Mensch zu sehen ist — Mikroprozessoren, die menschliche Arbeit ersetzen — all das sind Schlagzeilen, die uns in der letzten Zeit immer häufiger begegnen. Die Angst geht um: Werden uns die Roboter verdrängen? Wir haben uns einen der Roboter in unserem Werk einmal genauer angesehen — und die Leute, die mit ihm arbeiten. es ist faszinierend, wie exakt der Arm des Schweißroboters die Schweißpistole ansetzt, wie gleichmäßig er die notwendigen Schweißoperationen durchführt — aber es erscheint auch beängstigend, wenn man sieht, wie er seinen Arm hebt, einzieht, dreht, schwenkt und senkt, ohne daß eine Person anwesend wäre, die all das steuert. Die Lösung sei gleich vorweggenommen: Die Steuerfunktionen übt hier ein Schaltschrank aus. Darin befindet sich ein Magnetband, auf dem die Steuerimpulse aufgezeichnet sind. Dieses Band hat große Ähnlichkeit Bit einer Tonbandkassette, ohd das nicht nur äußerlich: So wie es ohne bespieltes Band keine Musik aus dem Recorder gibt, so steht ohne programmiertes Magnetband auch der Roboter still. Immer wieder hört man, daß Roboter menschliche Arbeitskraft wegrationalisieren; aber sie schaffen auch Arbeitsplätze! Denn alleine gelassen ist die Maschine hilflos. Mit einem der Männer, die die Magnetbänder für unsere Schweißroboter programmieren, haben wir uns unterhalten. Gerhard Parti von der Kostenstelle 4550 arbeitet bereits seit dreizehn Jahren in unserem Werk. Als gelernter Spengler kam er gleich nach Absolvierung des Bundesheerdienstes zu Puch. Seine Karriere, startete Gerhard Parti im Rahmenbau als Schweißer. »Tag für Tag hatte ich meine Das Einrichten des Schweißroboters ist eine Arbeit, die viel Geschick und Gedankenarbeit erfordert: Gerhard Parti und sein »Lehrmeister« Kar! Klein. Ist Gerhard Parti mit der Programmierung zufrieden, kann der Schweißroboter seine Arbeit beginnen und liefert dann Schweißnähte von größter Qualität. Stückzahlen herunterzuarbeiten«, erinnert er sich heute. Und er wartete oft schon kurz nach Arbeitsbeginn auf die Pause und wer immer froh, wenn um 14 Uhr die »Bölln« ertönte. Als Ausgleich widmete er umso intensiver seine Freizeit seinem Hobby — der Elektronik. Er baute Alarmanlagen, Radioempfänger — und die Beschäftigung mit Bauteilen wie Transistoren, Widerständen und Kondensatoren bereitete ihm viel Freude. Daß Gerhard Parti dieses Hobby auch im Beruf weiterhelfen sollte, erwies sich erst 1977, als die ersten Roboter im Werk installiert wurden. Und von 1980 an wurde die Beschäftigung mit unseren Schweißrobotern endgültig zu seinem neuen Aufgabengebiet. »Am liebsten würde ich nach Feierabend noch weiter arbeiten, so sehr interessiert mich diese Aufgabe. Jedes Programm bringt ganz neue Probleme mit sich und ich bin erst zufrieden, sobald das Programm klaglos läuft«, gesteht Kollege Parti. Es steckt tatsächlich ein enormer Arbeitsaufwand dahinter, wenn es gilt, das Schweißprogramm für den Rahmen eines Minimaxi zu erstellen: Es müssen geeignete Vorrichtungen auf den Drehbahntischen — vier davon gibt es zurzeit in unserem Werk — montiert werden. Darauf werden dann die ersten Teile eingespannt. Der nächste Schritt ist das Heranführen der Schweißpistole an das Werkstück. Das muß Schritt für Schritt geschehen und je näher der Roboter an das Werkstück kommt, desto langsamer geht es voran — der Roboter sieht ja nicht, wann er anhalten muß. So wird die Pistole erst an den Beginn der ersten Schweißnaht geführt, die aus Schritten von fünf bis zwanzig Millimetern Länge besteht — je nachdem, ob es sich um einen gekrümmten oder einen geraden Teil handelt. Bei jedem dieser Schritte muß nicht nur eine Funktion des Roboterarmes eingegeben werden (wie neigen, heben, drehen, schwenken, vor- und zurückfahren), sondern auch mit welcher Stromstärke, mit welchem Drahtvorschub und mit welcher Geschwindigkeit die Elektroschweißung durchgeführt werden soll. Ist die gesamte Schweißnaht einmal vorgegeben, so muß der Roboter — diesmal noch ohne Strom an der Elektrode — die Bewegung nochmals selbständig durchgehen. Ist Gerhard Parti zufrieden, so geht er zur nächsten Schweißnaht über, ansonsten muß eben korrigiert werden, bis der Roboter seinem »Dompteur« gehorcht. So wird jede einzelne Schweißnaht vorgegeben. Und dann kommt der »große Augenblick«: Der Roboter, führt die erste Schweißung durch. »Da glaubt man, daß dann alles reibungslos funktioniert. Aber leider erkennt der Roboter nicht, ob zwischen zwei Werkstücken etwa ein millimeterbreiter Spalt klafft, weil die vorgelagerten Abteilungen einfach die Teile nicht mit der Präzision herstellen können, die der Roboter braucht«, ergänzt Gerhard Parti. »Aber auch dieses Problem haben wir schon im Griff. Dann fertigt der Roboter Schweißnähte von enorm gleichmäßiger Qualität, während an einem anderen Tisch von einem Mitarbeiter bereits die nächsten Werkstücke eingespannt werden«. 13

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