Aktuell im Betrieb - Heft 3/1983

12 STEYR WÄLZLAGER Kennen Sie den Titicacasee? Oder die Urwälder des Amazonasgebietes? Haben Sie das wilde Kurdistan erlebt und die Palmenstrände Thailands bewundert? Sicherlich, wer kennt nicht all das — vom Bildschirm des Fernsehgerätes. Tag für Tag werden uns die Sehenswürdigkeiten dieser Welt via »Flimmerkiste« ohne Strapazen und spottbillig ins Haus geliefert. Kurt Ebner, Jahrgang 1949 und als Einsteller in der Montage beschäftigt, sowie Walter Mit so einem Binsen boot, wie es Kurt Ebner vom Titicacasee mitgebracht hat, überquerte Thor Heyerdahl den Atlantik. Inspruckner, Jahrgang 1955 und in der Bauschlosserei von Steyr Wälzlager tätig, ist 'diese Methode »viel zu billig«. Sie haben es sich in den Kopf gesetzt, die Welt mit eigenen Augen zu sehen. Auf ihren Reisen rund um den Globus haben die beiden bereits tausende Kilometer zurückgelegt: Im Jumbojet, per Bus und Bahn, mit dem Motorrad, zu Fuß, auf Schiffen, Motorbooten und Einbäumen. Solche Reisen, wie die beiden Globetrotter von Steyr Wälzlager sie unternehmen, sind kein Spaziergang. Es geAuch nicht jedermanns Sache ist es, wenn einem über Nacht Blattschneiderameisen das halbe Zelt auffressen oder man gemütlich einen Fluß durchwatet und erst nachher erfährt, daß es darin von Piranhas nur so wimmelt. Das Glück darf einen nicht im Stich lassen, wenn man nach stundenlangem Flug mit einem klapprigen »Dschungelbomber« durch Regenschauer und Nebelschwaden endlich die halbverwachsene Landepiste mitten im Urwald finden will. »Man muß die großen Hoter paläste meiden«, schildern die beiden Globetrotter, »mit den Eingeborenen am Lagerfeuer lernt man Land und Leute viel besser kennen«. Sprachkenntnis ist für dieses Hobby unbedingt erforderlich, doch was Englisch und ein paar hundert Worte Spanisch nicht erreichen, kann auch durch Mimik, HandFortsetzung »Männer, die aus dem Koffer /eben« entfernt! Nach tagelangen Verhandlungen weiter nach Mexiko. Im Hotel wurde versichert, der Platz in der Linienmaschine sei reserviert. Am Flugplatz freilich stellt sich heraus, daß das ein Irrtum war. Die nächste Maschine fliegt erst ein paar Stunden später, also wieder einmal warten; und in Mexico-City kommt Dkfm. Miltner erst zur Geisterstunde an! Wieder mit dem Bus ins Hotel, das ist jedoch ausgebucht. Im Nächsten bekommt er »gnadenhalber« ein Zimmer: Wenig Zeit zum Schlafen, denn die Kunden warten und verlangen Pünkt- lichkert! Wieder Verhandlungen nach stundenlangem Warten in den Vorzimmern der Chefs — und nach einer Woche ab nach Buenos Aires, der Stadt am Bio de la Plata. Aber Dkfm. Miltner hat keine Zeit für die herrliche Landschaft: Besprechungen, Verhandlungen und eine Woche später wieder nördlich nach Sao Paulo, der angeblich letzten Reisestation, denn von dort aus soll es theoretisch sofort zurück nach Steyr gehen. Jedoch die Praxis sieht anders aus. So heißt es: Von Sao Paulo wieder hinauf nach New York, dort wartet ein wichtiger Kunde! Also den Flug stornieren, umbuchen, und ab nach New York. Keine Pause möglich, drei Stunden Autofahrt zum Kunden, wieder Warten, verhandeln. Und endlich, nach vier Wochen schlägt doch die Stunde, in der die Maschine zurück nach Europa startet. Man ist hundemüde. »Geschafft«, wie man so schön sagt. Aber das interessiert niemanden. Interessant ist nur das Ergebnis der Reise — und das kann sich sehen lassen: Aufträge in der Höhe von rund 30 Millionen Schilling! Und man denkt schon an die nächste Reise, denn in ein paar Wochen geht es wieder auf große Fahrt für Steyr Wälzlager. xi us Peru stammt der prächtige Fe/Iteppich, den Kurt Ebner von seiner Südamerikareise mitgebracht hat. hört eine eiserne Kondition dazu, beinharte Gesundheit ... und manchmal auch stählerne Nerven! Etwa im Amazonasgebiet, wo der Marsch durch ein paar hundert Meter Urwald mehrere Stunden in Anspruch nimmt. Oder bei einer Fahrt mit der Andenbahn, wo sich ein Europäer in 4000 Meter Höhe von den Eingeborenen zusätzliche Atemluft mit einem ledernen Blasbalg in die Lungen pumpen lassen muß. Oder wenn es gilt, in tagelangen Verhandlungen mit Eingeborenen den günstigsten Tarif für Überfahrt oder Führung auszuhandeln. und Fußbewegungen ersetzt werden. Solch weite Reisen sind doch enorm teuer? Kurt Ebner winkt ab: »Wichtig ist es, die Fahrten rechtzeitig zu planen, sich umfassend zu informieren — und einen großen Bogen um ,renommierte' Reisebüros zu schlagen. Mit Studentenreisen kommt man viel billiger weg!« So hat ein siebenwöchiger SüdamerikaAusflug — ohne Hin- und Rückflug allerdings — 9000 Schilling gekostet. Dieses Jahr zieht es ihn und Walter Inspruckner nach Borneo. Dort warten neue Abenteuer auf die beiden.

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