Aktuell im Betrieb - Heft 6/1980

SUBVENTIONEN FÜR DAS BMW-STEYR-MOTORENWERK Androsch: ,,407 Nillionen ,om Bund, wenn .. ,,, ,,Arbeiter'' - ,,Angestellte'' aktuell im betrieb: Halten Sie, Herr Vizekanzler, heute eine Trennung der Arbeitnehmer Österreichs in „Arbeiter" und ,,Angestellte" noch für sinnvoll? Androsch: Was Bezahlung und soziale Rechte, die früher Privilegien der Angestellten waren (Urlaub, Entgeltfortzahlung bei Krankheit, Abfertigung etc.) betrifft, sind die Arbeiter in den letzten Jahren immer mehr den Angestellten gleichgestellt worden. 1985 ist die Angleichung perfekt. Die Frage ist also heute nicht einmal mehr eine Prestigefrage, denn ich bin überzeugt, daß sich kein Arbeiter in Österreich schämt, als Arbeiter bezeichnet zu werden. BMW-Steyr benachteiligt? aktuell im betrieb: Das Motorenwerk BMW-Steyr fühlt sich benachteiligt, weil die Regierung für den Bau des Werkes von General Motors in Wien bedeutend höhere Zuschüsse ausgab. Androsch: General Motors ist ein nicht wiederholbarer Ein- ~alfall , für beide Partner, für Osterreich und den amerikanischen Riesenkonzern. Uns ging es darum, einen der führenden Weltkonzerne in Österreich seßhaft zu machen. Neben wirtschaftlichen Aspekten spielten nuch sicherheitspolitische Momente eine wesentliche Rolle. Auch das BMW-Steyr-Motorenwerk bekam bedeutende Zuschüsse: 41 Millionen von der Stadt Steyr, 114 Millionen vom Land Oberösterreich, 263 Millionen vom Bund. Nun soll das Werk stärker als ursprünglich geplant ausgebaut werden. Wir sind bereit, das Vorhaben -wie bisher - weiter zu unterstützen. BMW-Steyr wollen weitere 587 Millionen Schilling. Die Bundesregierung ist bereit, 407 Millionen Schilling - also zwei Drittel dieser Summe - zu zahlen. Allerdings nur unter Vizekanzler Dr. Hannes Androsch war in Steyr zu Besuch. Er besichtigte die Hallstatt-Ausstellung im Schloß Lamberg, überzeugte sich vom Baufortschritt beim BMW-Steyr-Motorenwerk, sprach mit Generaldirektor-Stv. Dipl.-Ing. Feichtinger und Bürgermeister Weiss über Probleme des Werkes und der Stadt. Vor 450 Delegierten unserer Betriebe hielt er ein Referat über wirtschaftliche und finanzielle Fragen der 80er Jahre. ,,aktuell im betrieb" ließ sich die Gelegenheit des Androsch-Besuches natürlich nicht entgehen und stellte dem Vizekanzler einige aktuelle Fragen. der Bedingung, daß die oberösterreichische Landesregierung das restliche Drittel, 180 Millionen, übernimmt. Doch noch Chance für Zwentendorf? aktuell im betrieb: Glauben Sie, daß das Kernkraftwerk Zwentendorf Chancen hat, in Betrieb genommen zu werden? Androsch: Ich hoffe es. Selbstverständlich unter der Voraussetz"ung, daß alle Sicherheitsaspekte peinlich genau beachtet werden. Wir können es uns einfach nicht leisten, auf die Nutzung der Kernenergie zu verzichten. Und Österreich ist zur Zeit eine Insel in einem Wald von Kernkraftwerken in ganz Europa. Die Inbetriebnahme von Zwentendorf würde uns bedeutende Summen an Devisen ersparen. Die Nutzung der Kernenergie hat noch einen anderen Aspekt: Die armen Länder in der dritten Welt sind auf Erdöl als Hauptenergieträger angewiesen. Wenn die reichen Industriestaaten nun diesen kostbaren Saft um jeden Preis kaufen und verheizen, kommen die finanziell schwachen Länder der Dritten Welt zu kurz. Sie können die hohen Preise nicht zahlen, können sich mangels Energie nicht weiterentwikkeln, werden noch ärmer. Das kann so weit kommen, daß Zehn-, vielleicht Hunderttausende verhungern, weil wir ihnen das Erdöl wegnehmen. Ist (Zigaretten-)Werbung schädlich? aktuell im betrieb: Man startet nun eine Kampagne gegen die Werbung für Rauchwaren, will die Plakate der Tabakwerke verbieten. Was halten Sie davon? Androsch: Ich halte das für einen Unsinn. Die Österreicher sind mündige Menschen, sie brauchen keine Bevormundung. Sicher ist es schädlich, vielleicht 100 Zigaretten am Tag zu rauchen, es ist aber sicher ebenso schädlich, sich jeden Tag mit fettem Schweinefleisch vollzustopfen. Schuldner Comecon aktuell im betrieb: Österreich hat besonders bei den Comecon-Staaten bedeutende Außenstände. Können wir das verkraften? Androsch: Die Außenstände sind bei einzelnen Ländern tatsächlich beträchtlich, aber wir schenken nichts her. Wir sichern langfristige Kredite unserer Industrie und Wirtschaft. Wir werden das auch zur Sicherung der Vollbeschäftigung weiter tun. Daß unser Weg richtig ist, sehen wir gerade bei Steyr-Daimler-Puch: Unsere Kredite haben das Geschäft mit Polen ermöglicht, und diese Zusammenarbeit trägt nun ihre Früchte. SteyrProdukte sind nun im gesamten Comecon-Raum bekannt und werden gekauft. Zum Teil wieder über Kredite, zum Teil über Kompensationslieferungen . Im Urlaub: Lernen! aktuell im betrieb: Was halten Sie für besser: Verkürzung der Arbeitszeit oder mehr Urlaub? Androsch: Mehr Urlaub. Ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen, daß man den Bildungsurlaub stärker ausbaut. Wenn er seinem Zweck entsprechend genützt wird, haben alle was davon. Man kann nie genug lernen. Mit Vizekanzler und Finanzminister Androsch sprach „aktuell „General Motors ist ein nicht wiederholbarer Einzelfall, für im betrieb"-Mitarbeiter Franz beide Partner ..." Baumann. 5

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