Aktuell im Betrieb - Heft 10/1985

Steyr-Daimler-Puch AG Josef Werndl. Die Überlieferung berichtet, hener Bohrerschmiedemeister daß an jenem 26. Februar und führte eine Armaturen1831, als in der alten Eisen- Werkstätte, als sein zweiter und Schmiedestadt Steyr am Sohn geboren wurde. Am Tag Wieserfeld Nummer 44 der der Geburt konnte er es sich zweite Sohn des Leopold leisten, seine Freude zu zeiWerndl geboren wurde, ein gen Für die etwa vierzig oder fahrender Sänger mit seinem fünfzig Gesellen und Lehrlinge Tanzbären und einer jungen, seines Schmiedebetriebes schwarzhaarigen Begleiterin gab Meister Werndl ein Festdas Tagesgespräch in der essen und je einen SilbergulStadt gewesen sein solle. Und den. Zu einem entsprechend eben dieses Mädchen - nach großen Fest gestaltete sich dem Tod des Spielmannes auch die feierliche Taufe des und des Bären für einige Tage kleinen Josef in der Kirche zu im Hause Werndls aufgenom- St. Michael in der Vorstadt von men - habe Josef Werndl eine Steyr Die Tafel bog sich unter große Zukunft vorausgesagt: der Last der Speisen: Allein »Wird sein ein König, junger zwei Seiten lang stellt der Herr, hat guten Stern.« Gleich- Chronist die Speisenfolge dar wohl ob gut erfunden oder - von der Leberknödelsuppe wahrheitsgemäß überliefert- (mit sechs Knödeln pro Gast) Josef Werndl prägte in seinem bis zur Linzertorte. Leben das Schicksal seiner Heimatstadt Steyr wahrschein- Ein eigenwilliges Kind lieh mehr als jeder andere vor oder nach ihm. Josef Werndl wurde von sei4 Leopold Werndl war angese- nen Lehrern in der Folge als JOSEF WERNDL: Ein Leben für Steyr Steyr-Daimler-Puch: ein großes Unternehmen mit einer großen Vergangenheit. Vergangenheit, auf die wir stolz sein können und auf der unsere Gegenwart und unsere Zukunft aufbaut. Doch was wäre ein Unternehmen ohne die Menschen, die in seinen Hallen und Büros arbeiten - >aktuell im betrieb< hat aus diesem Grunde eine Serie von Biografien zusammengestellt: Abrisse aus dem Leben von Menschen, deren Namen weit über die Grenzen unserer Werksstandorte hinaus bekannt und berühmt sind und die das Schicksal unseres Unternehmens geprägt haben. Den Anfang macht - nicht nur symbolisch, sondern mit der Gründung der ersten fabriksmäßigen Produktion in Steyr auch ganz real - Josef Ritter von Werndl. recht eigenwilliges Kind be- eher Auseinandersetzung schrieben, das sich nicht Werndls mit dem eigenen V: gerne in seiner Freiheit ein- ter. Josef Werndl zog es in die schränken ließ. Nach der Fremde Er ließ sich freiwillig Schulzeit erlernte der junge zum Militär einziehen und Werndl wie sein Vater das wurde dank seiner beruflichen Handwerk eines Waffen- Kenntnisse in die damalige schmiedes. Sein erster Lehr- staatliche Waffenfabrik in meister war der Büchsenma- Wien-Währinq abkommaneher Frühwirth in Wien. Nach diert. Dort erlangte er Kenntnis Steyr zurückgekehrt, fühlte über den Zusammenbau der sich Josef Werndl allerdings in damaligen Armeegewehre dem nach strengen, altherge- und arbeitete an modernen, brachten Handwerksregeln ge- aus Amerika eingeführten Maführten elterlichen Betrieb schinen für die Massenpronicht wohl. duktion. Bereits zu diesem Zeitpunkt hörte er zum ersten Mal über Aufbruch maschinelle Herstellungsver- zu neuen Methoden fahren. Doch er war der einzige, der sich in seiner Heimat- Neuerliche Unstimmigkeiten stadt dafür aufgeschlossen in der Familie ließen Josef zeigte Die alteingesessenen Werndl wieder aufbrechen: Handwerker der Stadt Steyr Nach Amerika, wo er seine waren und blieben den tradi- Kenntnisse in den leistungsfätionellen Methoden verhaftet. higen amerikanischen GeDiese Bodenständigkeit um je- wehrfabriken vervollkommnen den Preis führte auch zu man- konnte; so etwa in llion bei Re-

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