Aktuell - Heft 3/1969

Linke Seite: Puch-Motorräder gingen schon 1908 bis nach Shanghai, im Bild eine 2-PS-,,Kolibri" (links), daneben bewährten sich Puch-Motoren auch in Anatol und Alexander Renners „Estaric", dem Luftschiff, das 1909 über Graz und Wien zu sehen war (oben). Schon 1901 überraschte Puch die Grazer Bevölkerung mit seinem ersten Automobil (unten). Rechte Seite: Wie modern Plakate schon anno 1898 waren, zeigt der Werbedruck der „Grazer Fahrradwerke Werner & Comp.", die Puch 1899 übernahm (oben links). Darunter das Faksimile des Briefes, den Puch 1899 an den „löblichen Stadtrath" von Graz richtete. Wie rasch die Fabrik Johann Puchs größer wurde, läßt sich aus einem BIid des Jahres 1909 erkennen (oben rechts). Groß• fabrlkant Puch mit Gattin in einem Puch-Auto vor der ,,Villa" Im Werk Puch-Straße (unten). Maschinen. Ähnlichen Erfolg hatten die PuchAutos: bis 1914 wurden 14 Modelle entwickelt, darunter der bekannte Alpenwagen (Typ VI 11) , der 1912 die Bewunderung von Fachleuten und Sportlern erregte. Zahlreiche Siege bei Rennen und Wertungsfahrten gaben Zeugnis von der hervorragenden Qualität der Puch-Erzeugnisse. Beim Semmering-Rennen 1907 stand der PuchWagen ebenso an der Spitze wie bei der militärischen Übungsfahrt Wien-Berlin 1908 und bei den klassischen Prinz-Heinrich-Fahrten 1908 und 1909. Für jede verkehrstechnische Neuerung zu begeistern, wandte sich Puch schließlich sogar dem Flugwesen zu. Er wollte Flugzeuge bauen. Für die beiden „Renner-Buben", Anatol und Alexander Renner, deren Ballonluftschiff 1909 in Wien und in Graz ungeheures Aufsehen erregte, entwickelte er einen 25-PS-Flugmotor. Der entscheidende Erfolg blieb ihm in dieser Sparte jedoch versagt. 1912 zwang ihn sein Herzleiden, den Direktorsposten niederzulegen. Noch immer aber war er in den ständig wachsenden Hallen und Büros zu finden. Puch-Fahrräder hatten die Welt erobert, seine Kraftfahrzeuge setzten sich durch. Mehr und mehr Zeit widmete er nun seinen Pferden. Nach einem Traber-Meeting in Agram am 19. Juli 1914, bei dem auch seine Pferde mit Erfolg liefen, inmitten einer angeregten Unterhaltung mit seinen Sportfreunden, bereitete ein Herzschlag dem Leben des erst 52jährigen ein Ende. Bei seinem Tod beschäftigte das Unternehmen über 1100 Personen: allein 1914 wurden 16.000 Fahrräder, 300 Motorräder und 300 Autos erzeugt. Der wenige Tage nach dem Tode Johann Puchs ausbrechende Weltkrieg zertrümmerte die österreichisch-ungarische Monarchie. Der große Wirtschaftsraum zerfiel in kleine Nationalstaaten. Die Puch-Werke aber bestanden weiter. Sie überdauerten auch einen Zweiten Weltkrieg. Das Werk Thondorf und der Betrieb Puch-Straße zählen heute sogar zu den führenden Betrieben der europäischen Fahrzeugindustrie. Aus der Mühle in den Murauen ist ein modernes Werk geworden, dessen Produkte den Namen des südsteirischen Schlossers in fast alle Länder der Welt tragen. 33

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