Aktuell - Heft 3/1969

6 PS, die nur darauf warten, ausgeschöpft zu werden. Beim Lehrgang hält der untersetzte Belgier die Zügel straff in der Hand. Wer es sich zu leicht macht, muß mit einem Verweis rechnen: ,,Du - noch 3 Runden!" Bis in Einzelheiten genau wird die Fußhaltung in Kurven erklärt und geübt. Weiters: ,,Bergab auf keinen Fall die Kupplung ziehen!" Eine Regel, die häufig mißachtet wird. Am Schräghang kommt es zu dramatischen Szenen, wenn einer aus dem Pulk am kritischen Punkt in Schwierigkeiten gerät. Nicht immer sind die mutigsten Fahrer auch die sichersten. ,,Sie müssen lernen, das Fahrzeug immer unter Kontrolle zu behalten - niemals auslassen!" Roberts Grundprinzip: ,,Immer gleichmäßig fahren!" Also am Beginn nicht zu schnell, am Ende nicht zu langsam. Gegen Konditionsschwierigkeiten, wie sie bei vielen Fahrern schon nach knapp 15 Minuten auftreten, hat Robert ein Spezial26 rezept parat: ,,Ein altes ungefedertes Motorrad - damit einmal pro Woche 3 bis 4 Stunden intensives Training im Gelände!" Und er erzählt von Belgien, wo Moto Cross ebenso beliebt ist, wie bei uns Fußball: ,,Da gibt es ein 24-Stunden-Moto Cross, bei dem sich vier Fahrer mit zwei Maschinen jede Stunde abwechseln: hier zeigt es sich, was Kondition bedeutet." Robert selbst fährt seit seinem r 2. Lebensjahr Motorrad. ,,Mein Vater hat gesagt, wenn du fahren willst, nimm das alte Motorrad, das neue ist zu schade für dich - und so bin ich jahrelang mit einem uralten, harten Vehikel durchs Gelände gehopst. Auf diese Weise habe ich gelernt, was es heißt, Moto Cross zu fahren." Ehrfürchtig lauschend stehen die Fahrer im Kreis. Aber Robert läßt sie nicht zur Ruhe kommen. ,,20 Minuten Nonstop!" Der Kurs wird von Mal zu Mal schwieriger, aus der Wiese ist eine Sandbahn geworden. Schwitzend, mit staubverklebten Gesichtern mühen sich die 25 Mann über die Piste. Unerbittlich brennt die Sonne vom Himmel. Am Nachmittag des dritten Tages geht es in Richtung Hartberg. Auf dem privaten Moto Cross-Gelände des Motorsport-Förderers Graf Herberstein wird der Endlauf ausgetragen. Zweimal 20 Minuten auf einer mit Hindernissen gespickten Bahn. Walter Leitgeb ist im ersten Lauf nicht zu halten: er hält die Führung bis zum Ende der Runde. Hinter ihm Michael Weiß und Heribert Dietrich. Im zweiten Lauf setzt sich Weiß an die Spitze. Gesamtsieger: Michael Weiß vor Walter Leitgeb und Heribert Dietrich. Ein Lehrgang, in seiner Art einzigartig für Österreich. ,,Großartig war es", meinte einer der Teilnehmer am Schluß, ,,auch wenn der Lehrgang ein, zwei Tage länger hätte dauern können. Ich persönlich habe eine ganze Menge mitbekommen." Und darum ging es.

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