Tätigkeitsbericht 1980-1983 Arbeiterbetriebsrat Werke Steyr

Die letzten 3 Jahre unserer Betriebsratstätigkeit waren gekennzeichnet von den Auswirkungen der Weltwirtschaftsrezession, die vor allem auch in der Fahrzeugindustrie ihren Niederschlag fand. Es waren daher unsererseits größte Anstrengungen notwendig, um unsere Arbeitsplätze einigermaßen zu sichern und die in den letzten Jahrzehnten erreichten Sozialleistungen aufrechtzuerhalten, was uns auch weitgehend gelungen ist. Daraus kann man erkennen, wie notwendig es ist, starke Betriebsratskörperschaften zu haben, hinter denen eine geschlossene Gewerkschafsbewegung steht. In dieser Zeit, die von einer Rückläufigkeit unserer Exportgeschäfte und der daraus resultierenden Produktionseinschränkungen gekennzeichnet ist, war es für den Betriebsrat oftmals äußerst schwierig, die herankommenden Probleme einer Lösung zuzuführen. So waren wir vor allem, vorausschauend auf die weltwirtschaftlichen Veränderungen, bemüht, einen Sozialplan zu erstellen, der im Krisenfall den Arbeitnehmern Schutz bieten bzw. zugutekommen sollte. Und schon kurze Zeit danach kamen wir bereits in die Situation, diese vorsorgende Maßnahme für Krisenzeiten in Anspruch nehmen zu müssen. Heute können wir mit Recht sagen, daß wir diese Aufgabenstellung sicherlich optimal lösen konnten, obwohl wir zur Kenntnis nehmen mußten, daß der Beschäftigtenstand im Konzern der Steyr-Daimler-Puch AG - wie auch im Werksbereich selbst - wesentlich abgesunken ist! Die Steyr-Daimler-Puch AG - das wohl größte Unternehmen der österreichischen Fahrzeugindustrie - hatte in den letzten Jahren wiederholt mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Auftragssituation in mehreren wichtigen Sparten verlief nicht so, daß die Beschäftigungslage gesichert gewesen wäre. So mußten des öfteren Maßnahmen getroffen werden, die für die Arbeitnehmer Kurzarbeit, Arbeit in anderen Standorten, oder sogar Kündigung bedeuteten. Über Initiative des Zentralbetriebsrates entstand also Mitte 1982 in Verhandlungen mit der Konzernleitung ein sogenannter Krisenplan, der mit 1. Juli 1982 in Kraft trat. Die Richtigkeit und Wichtigkeit dieser vorbeugenden Maßnahme zeigte sich bereits kurz nach dem Abschluß der Vereinbarung! Bereits Ende Juli 1982 wurde dem Arbeiterbetriebsrat unserer Werke mitget~ilt, daß aufgrund von schweren . Markteinbrüchen eine personelle Überkapazität von 600 bis 700 Arbeitern in den Werken in Steyr bestehe, die abgebaut werden müsse. Es waren vor allem drei Gründe, die für diese Entwicklung verantwortlich waren: Erstens der seit einigen Jahren rückläufige Inlandmarkt. Zweitens die Nichtrealisierbarkeit von bereits abgeschlossenen Geschäften mit Ostblockländern (Polen) und drittens die Importsperre sowie Finanzierungsschwierigkeiten in einem unserer Hauptmärkte, in Nigerien. Der Betriebsrat hat in seinem ersten Gespräch mit der Bereichsleitung schriftliche Unterlagen über die wirtschaftliche Situation, die AuftFa,g-ssituation und die Personaleinsatzrechnung verlangt. Nachdem die Firmenleitung diese Unterlagen dem Betriebsrat zur Verfügung gestellt hatte, mußte sich der Betriebsrat von der Richtigkeit des angeführten Personal-Überhanges überzeugen lassen. In einer weiteren Verhandlung mit der Bereichsleitung und der Personalabteilung wurde der Forderung des Betriebsrates entsprochen, vorerst alle Maßnahmen des Krisenplanes in Kraft zu setzen und erst dann über Kündigungen zu verhandeln! Der Krisenplan hat schließlich bewirkt, daß anstelle von beabsichtigten 600 Kündigungen "nur" 196 (für uns ist diese Zahl schmerzlich genug) ausgesprachen werden mußten! Durch den Krisenplan dessen Inhalt aus den vorhergehenden Seiten ersichtlich ist, wurden eine Reihe von Maßnahmen wirksam, die alle darauf zielten, daß Kündigungen so weit wie möglich vermieden wurden. KURZARBEITIMWERKSBEREICH STEYR: Nach der im Herbst des vergangenen Jahres durchgeführten ersten Kurzarbeitsperiode, in welcher vom 27. August bis 22. Oktober im Hauptwerk - und etwas terminabweichend davon im Wälzlagerwerk und NI-Werk - an Freitagen generell nicht gearbeitet wurde, (mit Ausnahme einiger weniger Instandhaltungs- und Verkaufsabteilungen) - und dafür bereits der Krisenplan zur Anwendung kam, folgte bereits um die Weihnachts- und Neujahrszeit eine weitere Überbrückung der prekären wirtschaftlichen Situation. Hier kam es zu einer Schließung des Betriebes vom 24. Dezember bis 10. Jänner 1983 ! Für diese ausfallenden Arbeitstage . wurden fünf Tage Gemeinschaftsurlaub konsumiert und der Rest durch die interne Arbeitszeitregelung ausgeglichen. Die nächste Kurzarbeitsperiode folgte vom 4. Februar bis 29. April 1983 - im Wälzlagerwerk wieder etwas terminabweichend. Die Differenz zur Kurzarbeitsunterstützung zu 95 Prozent des Gesamtverdienstes wurde ebenfalls aus dem Krisenplan bzw. den noch vorhandenen Reserven des, von jedem Belegschaftsmitglied in den Krisenfond eingebrachten Treueprämienanteils von S 2.330,-, abgegolten. Aber auch mit dieser Kurzarbeitsperiode war das Arbeitsplatzproblem noch immer nicht gelöst und wir mußten uns in einer weiteren Solidaritätsaktion damit behelfen, daß vom 20. Mai bis 8. Juli eine weitere Kurzarbeitsperiode zustandekam, die seitens der Arbeitnehmer mit weiteren fünf Tagen Gebührenurlaub und einem von der Firmenleitung zusätzlich erreichten bezahlten Urlaubstag abgedeckt wurde, sodaß auch in dieser Zeit jeweils nur von Montag bis Donnerstag gearbeitet wurde und freitags die Arbeit ruhte. Um den Beschäftigungsengpaß auch weiterhin noch zu überbrücken, mußten, um weiterhin eine größere Anzahl von Kündigungen zu vermeiden,·abermals Verhandlungen geführt werden, die eine neuerliche Kurzarbeitsperiode vom 5. August bis 28. Oktober 1983 ergab (einschl. DO 27. 10. der anstatt FR. 21. 10. arbeitsfrei ist.)

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