Tätigkeitsbericht 1980-1983 Arbeiterbetriebsrat Werke Steyr

Die berufstätige Frau ist in der Wirtschaft, so auch in unseren Werken, nicht mehr wegzudenken. Einer männlichen Belegschaft von derzeit 5.621 Kollegen stehen 804 beschäftigte Kolleginnen gegenüber. Der stark sinkende Beschäftigtenstand bereitet gerade den Frauen in unseren Werken große Sorge. Im Bereich Steyr haben wir seit Jänner 1980 1.674 Arbeitsplätze verloren. Davon waren 1.288 Männer und 386 Frauen betroffen. In Prozenten ausgedrückt heißt das, daß sich das Arbeitsplatzangebot bei den Männern um 18,7 OJo, bei den Frauen um 29,4 OJo verringert hat. Aus dieser Entwicklung ergibt sich schlüssig, daß die Frauenarbeitsplätze in unseren Werken noch mehr als die Männerarbeitsplätze gefährdet erscheinen, dies vor allem deshalb, weil der Großteil der weiblichen Beschäftigten im Wälzlagerwerk oder in der Waffenabteilung beschäftigt sind. Die Gründe für den Beschäftigungsrückgang liegen auf der Hand. Im Wälzlagerwerk ist es zweifellos die darniederliegende Nachfrage im Investitionsgüterbereich, bei der Waffenabteilung findet die laufende, im besondere·n gegen unsere Werkegerichtete Abrüstungsdiskussion, ihre negativen Niederschläge. Die ständigen Angriffe der Waffengegner, die bedauerlicherweise keine realisierbaren Alternativvorschläge gebracht haben, richten sich daher vor allem gegen unsere Kolleginnen und Kollegen, die in der Waffenabteilung beschäftigt und auf diese Beschäftigung aus Existenzgründen angewiesen sind. Zudem kommt, daß an und für sich ein Minderangebot an Frauenarbeitsplätzen in unserem Bezirk vorhanden ist, sodaß die wegfallenden Arbeitsplätze auch nicht anderweitig ersetzt werden können. AKTIVITÄTEN UNSERER BETRIEBSRÄTINNEN In der abgelaufenen Funktionsperiode war es daher auch Aufgabe der Betriebsräte, in die öffentliche Diskussion einzugreifen und auf die mit der Abrüstungsforderung verbundene Existenzgefährdung hinzuweisen. Die in der Sparte Waffe beschäftigte Betriebsratskollegin Hilde Mitteramskogler, ist Mitglied einer Reihe von mit Abrüstungsfragen beschäftigten Arbeitskreisen und hat sich dort und auch in öffentlichen Veranstaltungen engagiert für die Sicherung der in diesem Bereich beschäftigten Kolleginnen eingesetzt. Nur durch konsequentes Eintreten wird es möglich sein, daß die sicherlich berechtigten Friedenszielsetzungen nicht allein auf Kosten der betroffenen Arbeitnehmer ausgetragen werden, sondern daß gemeinsam nach tragbaren Lösungen gesucht wird. Unsere Kollegin Anni Jeloucan hat, erstmals in der Geschichte der gewerkschaftlichen Frauenarbeit in unserem Betrieb, als Frau in voller Verantwortung einen geschlossenen Abteilungsbereich voll verantwortlich als Betriebsrätin übernommen. Sie vertritt damit die gesamte Belegschaft der Halle 4 des Wälzlagerwerkes und setzt sich mit den vielfältigen Aufgaben, die aus Die Frau • ID Beruf und Gewerkschaft diesem Titel an sie herankommen, erfolgreich auseinander. Beide Kolleginnen haben sich die Aufgabe gestellt, auch in Zukunft in engster Zusammenarbeit mit den Abteilungsbetriebsräten, im besonderen die Frauenbelange und die Interessen der Frauen in unseren Werken wahrzunehmen. Ihr besonderes Augenmerk wollen sie in der nächsten Funktionsperiode der Gleichbehandlung von Frauen auf dem Lohnsektor zuwenden, sowie der Beseitigung des Vorurteils, daß Frauen nicht auch in bisher traditionellen Männerberufen eine gleichwertige Leistung bringen können. BAHNBRECHENDE ERFOLGE BEI BERUFSAUSBILDUNG Gerade auf dem Sektor der Berufsausbildung ist durch den Einsatz der Frauen im Betriebsrat, ein entscheidender Durchbruch gelungen. In der abgelaufenen Funktionsperiode des Betriebsrates ist es nämlich möglich geworden, daß weibliche Lehrlinge nicht mehr nur als Bürokaufmann oder technische Zeichnerinnen ausgebildet werden, sondern daß darüber hinaus auch Mädchen in gewerbliche, bisher traditionelle Männerberufe, vorgestoßen sind. Damit, daß unsere Lehrwerkstätte nunmehr auch Mädchen als Waffenmechanikerinnen und Autoelektrikerinnen ausbildet, ist neuerlich, wie schon zuvor auf vielen Gebieten, auch in diesem Bereich eine Schrittmacherleistung in unseren Werken erzielt worden. In der nächsten Zeit wollen sich unsere Betriebsrätinnen dafür einsetzen, daß Frauen mit einer Fachausbildung auch als Facharbeiterinnen eingesetzt werden. Über den betrieblichen Rahmen hinausgehend, sind auch unsere Betriebsratskolleginnen als Mitglieder des ÖGB-Frauenausschusses bestrebt, den berufstätigen Frauen bestmöglichste Aufklärung und Wissensvermittlung über rechtliche und soziale Belange angedeihen zu lassen. ÜBERBETRIEBLICHE AUFGABEN Dazu dienen vor allen Dingen die gewerkschaftlichen Frauenkonferenzen und Vortragsreihen über Themen aus der Arbeitswelt des Konsumentenschutzes oder der Sozialpolitik. Diebetriebliche und überbetriebliche gewerkschaftliche Frauenarbeit wird durch eine sehr rege und erfolgreiche Kurstätigkeit ergänzt. So wurden in den letzten drei Jahren mehr als 70 Nähkurse mit 540 Teilnehmerinnen, 21 Kochvorträge mit rund 360 Teilnehmerinnen, 6 Bastelkurse mit 90 Kolleginnen durchgeführt. Den Abschluß der Nähkurse bildete immer eine umfangreiche Modenschau, die stets großen Anklang über den Kreis der Beteiligten hinaus fand. Auch die Fitness kam nicht zu kurz. An 60 Abenden wurde mit 1.040 Teilnehmerinnen aktive körperliche Betätigung und Gymnastik betrieben. Mit diesem breitgefächerten Kursangebot, das sich einer großen Beliebtheit und Nachfrage erfreut, wird ein sinnvoller Beitrag zur Freizeitbeschäftigung geleistet. Zusammenfassend dürfen wir feststellen, daß die berufstätige Frau aus dem heutigen Wirtschaftsleben nicht mehr wegzudenken ist. Den Verantwortlichen der Wirtschaft sollte dies bewußt sein und in seiner Bedeutung besser erkannt werden. Diese Entwicklung kommt nicht zuletzt auch einem verbesserten Familieneinkommen und damit wiederum der Volkswirtschaft zugute. Der Betriebsrat wird daher auch in seinen künftigen Bemühungen die Wünsche, Zielsetzungen und Forderungen der Frauen entsprechend, einbeziehen und in engster Zusammenarbeit mit den Gewerkschafterinnen, unseren Vertrauensfrauen und Betriebsrätinnen dafür sorgen, daß die noch offenen und berechtigten Forderungen der Frauen erfüllt werden können.

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