Aktuell im Betrieb - Heft 1/1970

ung Qden? nisse bilden oder Schulden in Kauf neh men muß. Bei so gut wie allen technischen Artikeln insbesondere — vom Handmixer bis zum Kraftfahrzeug — müßte schon der Teufel die Hand mit im Spiel haben, wenn man als ,,Abstotterer" besser dran ist denn als braver Ansparer (rein finanziell ge sehen, versteht sich, denn wieviel es einem wert ist, zwei Jahre früher vor dem Flim merkasten zu sitzen, läßt sich nicht in Geld ausdrücken). In diesem technischen Bereich ist es jedenfalls eher die Regel, daß die Geräte sogar billiger werden oder daß die neuen Modelle bei fast gleichem Preis mehr leisten. Das ist aber zugleich jener Bereich, in dem wir am häufigsten vor der Frage stehen: Sparen oder Schulden machen? Dagegen sollte es in einem halbwegs ordentlichen Haushalt diese Alternative nicht schon bei kurzlebigen Gebrauchsgütern geben: Wer auf Raten Dinge kauft (Kleidung, Schuhe u. dgl.), die vielleicht früher kaputt als ausbezahlt sind, lügt sich auf jeden Fall in die eigene Tasche. Am anderen Ende der Skala stehen Aus gaben, bei denen auch der verbohrteste Puritaner nicht gegen jegliches Schulden machen sein kann: der Bau eines Häus chens, der Kauf einer Wohnung und wohl auch die ersten großen Anschaffungen für deren Einrichtung. Ganz abgesehen davon nämlich, daß man jungen Leuten nicht zu muten kann, mit dem Heiraten zu warten, bis sie die -zigtausend Schilling für ein eigenes Heim zusammengespart haben, sprechen hier auch ganz nüchterne wirt schaftliche Überlegungen für eine Kombi nation von Ansparen und ,,Absparen", wie sie beispielsweise ein Bausparvertrag dar stellt: 30 Prozent werden angespart, 70 Pro zent der Vertragssumme gibt die Bauspar kasse als meist 16"/:,jähriges ßVzprozentiges Hypothekardarlehen. Hier gewinnt nur der Kreditnehmer den Wettlauf mit der Teue rung, denn seit Jahr und Tag steigen die Baukosten so stark, daß ein früherer Bau beginn den Zinsenaufwand weitaus wett macht. Es gibt also durchaus den Fall, daß man mit dem Schuldenmachen die Teuerung überrundet. Aber der Regelfall ist das kei neswegs, und wer unbesehen alles auf Raten kauft, soll sich nicht einbilden, damit der Geldverdünnung ein Schnippchen zu schlagen. Daß sich mancher da selber ein X für ein U vormacht, liegt vielleicht auch an der Art, wie Ratenzinsen berechnet werden: Wenn es beispielsweise heißt: ,,1 Prozent Zinsen pro Monat", sind das nur scheinbar 12 Prozent im Jahr. Die Zinsen werden nämlich nicht von dem — von Monat zu Monat sinkenden — Betrag berechnet, den man noch insgesamt schuldig ist, sondern von der vollen anfänglichen Kreditsumme. (Um zu unserem Bei spiel zurückzukehren: Das eine Prozent Zin sen, das auf jede Rate aufgeschlagen wird, beträgt bei einem Kaufpreisrest von 2400 Schilling monatlich 24 Schilling; dies aber auch noch bei der zwölften Rate, wo man doch nur noch 200 Schilling schuldig war, und aus 1 Prozent sind unversehens 12 Pro zent pro Monat geworden.) Geht es nur um geringe Kaufsummen und wenige Monatsraten, mögen die Beträge nicht ins Gewicht fallen, die auf diese Weise sinnlos vergeudet werden. Jawohl, sinnlos, denn auch wer nicht warten will oder warten kann, bis er (was in den weitaus meisten Fällen die wirtschaft lichste Vorgangsweise ist) den Betrag für irgendeine größere Anschaffung zusammen gespart hat, kann besser wegkommen als beim Ratenzahlen: Er nimmt bei einer Spar kasse, Raiffeisenkasse, Volksbank oder Bank ganz regulär einen Kredit auf, und zwar tunlichst einen solchen, der ,,kontokorrentmäßig" verrechnet wird (was bedeutet, daß die Zinsen nur vom jeweils aushaftenden Betrag berechnet werden und daß jede zusätzliche Zahlung — etwa aus der Weihnachtsremuneration — die Kredit kosten vermindert). Das hat nicht nur den Vorteil, daß die Zinsen nur etwa halb so hoch sind wie bei den meisten Ratenkre diten, sondern auch noch einen zweiten, in bares Geld ummünzbaren Vorzug: man tritt im Geschäft als Barzahler auf und kann sich zumindest einen mehrprozentigen Kassaskonto herausschinden — ganz abge sehen davon, daß man dann nicht mehr dort zu kaufen braucht, wo die meisten Monatsraten offeriert werden.,. Das Ergebnis dieser Überlegungen? Ob es uns paßt oder nicht; wir müssen mit der Teuerung zu leben lernen, denn auch in günstigeren Zeiten als den augen blicklichen wird der Schilling jedes Jahr ein Stückchen kleiner. Das bedeutet aber nicht, daß das Sparen sinnlos geworden und daß das Schuldenmachen der Stein der Wei sen sei. In neun von zehn Fällen kommt man beim Ansparen auch heute noch bes ser weg als beim ,,Absparen"; wo man aber, weil der Preisauftrieb besonders rasant ist, als braver Sparer das Nachsehen hätte, überrundet man die Teuerung besser nicht mit einem Berg von Ratenschulden, sondern mit einer wohlüberlegten Kreditaufnahme bei einem Geldinstitut! Prof. H. Knapp

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