Steyr-Daimler-Puch AG - Werk Steyr Angestellten Betriebsrat 1968-1971

Betriebliches Vorschlagswesen - ein modernes Schlagwort ohne pratkische Bedeutung oder ein alter Hut? - Diese Alternativen tauchen meistens auf, wenn das Betriebliche Vorschlagswesen zum Gegen- stand eines Gesprächs oder einer Diskussion wird . Beide Meinungen sind gleichermaßen unrichtig . Denn was sich ein Herr Krupp um die Jahrhundertwende unter Betriebliches Vorschlagswesen vorgestellt hat, deckt sich nur teilweise mit unseren heutigen An- sprüchen und Erwartungen. Und zum Zweiten: Das Argument „Es muß nicht alles Moderne schlecht sein", ist sicherlich zu wenig stich- hältig. Aber ohne auf die praktische Bedeutung näher eingehen zu wollen, seien kurz folgende Daten erwähnt: IBM steht an erster, Semperit an dritter Stelle einer Bewertung des Betrieblichen Vorschlagswesens, die vom deutschen Institut für Betriebswirtschaft durch- geführt wurde. IBM hat bei 127.400 Beschäftigten eine Gesamt-Jahresersparnis von ca. 385 Mill. Schilling d. s. ca. S 3.030.- pro Person Semperit bei 9.200 Beschäftigten eine Gesamt-Jahresersparnis von ca. 25 Mill. Schilling d. s. ca. S 2.750.- pro Person Vergleichsweise nehmen sich die Ziffern für die Werke Steyr eher bescheiden aus : bei 10.000 Beschäftigten eine Gesamt-Jahresersparnis von etwa 3 Mill. Schilling d. s. ca. S 300.- pro Person Es wäre jedoch falsch, sich von diesen Zahlen beein- drucken zu lassen, ohne über das Wesen und den Wert eines Betrieblichen Vorschlagswesens Bescheid zu wissen, der nach Meinung vieler maßgeblicher Per- sönlichkeiten aus Wissenschaft und Praxis eigentlich nicht in der Erzielung eines hohen direkten Nutzens liegt, der durch die Jahres-Nettoersparnis ausgedrückt wird. Auf diesen Bereich beschränkt, wäre das Be- triebliche Vorschlagswesen bloßes Rationalisierungs- instrument, also eine betriebliche Institution, deren Aufgabe darin liegt, Anregungen aus dem Kreis der Mitarbeiter, die die Verbesserung des Betriebsgesche- hens betreffen, aufzugreifen und zu verarbeiten. Die Einsatzmöglichkeiten eines Betrieblichen Vorschlags- wesens sind jedoch vielfältiger Art . Der Wert der Einsatzmöglichkeit eines Betrieblichen Vorschlagswesens ist nicht allein in Schillingen zu er- rechnen. Der dauernde Erfolg und die Konkurrenzfä- higkeit einer Unternehmung hängt jedoch in starkem Maße von der Durchsetzung dieser Einrichtung ab, die als dauernde Institution in unserem Unternehmen erst seit 1968 Eingang gefunden hat. Die Steyr-Daimler- Puch-AG, als größtes Privatunternehmen , stellt einen bedeutenden Faktor der österreichischen Wirtschaft dar und muß beispielgebend im Erfassen und Bewer- ten neuer Ideen sein. Eine ständige Betreuung des Vorschlagswesens durch bestellte Vorsch l.:,igsberater und die korrekte Bearbeitung der eingebrachten Ver- besserungsvorschläge in unseren Werken, verbürgen eine objektive Bewertung . Die Zuerkennung beachtli- cher Prämien durch die Prämienkommission, in der Betriebsräte aktiv mitwirken, ist Dank und Anerken- nung für die Mitarbeit. Die Erfahrungen daraus bilden die Grundlage für alle weiteren Dispositionen im Be- trieblichen Vorschlagswesen.

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