Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 47, 30. September 1884

Seite 6 Abtheilung. Besondere Aufmerksamteit mussen wir dem geradezu reizenden Portrate des einheimischen Dichters Franz Blumauer und seiner Familie schenten (Nr. 279), welches der Besitzer, Dr. Beer gewidmet hat. Ein Muster altdeutscher Stickerei ist das mit rother Seide gestickte Tuch (Ner. 293); ein reicher Rand umgiot oas Ganze; in den Ecten seyen wir die berannten vier in Wien, großmuthig der Staor Steyr Evangelistensymbole mit oen Namen der Evangelisten auf Spruchvanver; in. der Mitte einen stilisirken Adler uno oie Worte: RSVLA. GESLIN. 1010. Facher, Kamme und Taschchen birgt die gegenuverliegenve Abtheilung des Pultes; gewiß ein Meister¬ Wappen. Zunachst diesen seyen wir Spitzen und Hatelmuster aus alterer Zeit unter Nr. 213, odann Hinnteller, wie im nebensteyenoen Schrante diverse Zinngeschirre, woruver vereits ein Aufsatz erschienen ist. Dr. Hans Wiamann. in diesen Blattern von fachrunoiger Feoer stuck ist der Kamm Nr. 240. mir.orer über die culturhistorische Ausstellung unseres ver¬ ebrten Mitarbeiters Dr. Hans Widmann nicht Leider können wir die vorzüglichen Arkikel vollständig bringen, hoffen jedoch, daß dieselben langen werden. Die Ankon Pelermanoische Messersammtung in Staot Sleyt. (Schluß.) Lesern einen kleinen Ueberblick über die Peter¬ mandl'sche Sammlung durch Aufzählung und Beschreibung einzelner Objecte desselben bieten würden. Wir scheuen uns aber gar nicht einzu¬ gestehen, daß uns dies schwer werden mochte, ja in Rücksicht auf den beschrankten Raum geradezu zinmöglich. Womit beginnen, womit enden, wenn man nur einzig die Masse bedenkt. Ueber 1500 Nummern zählt die Sammlung!! Und smanche Nummer besteht aus zwei, drei, ja auch funf Stücken. Welche Nummern hievon sind interessant: kann man fragen u. man muß diese Frage beantworten mit der Gegenfrage: Welche Nummern wären nicht interessant? Nicht interessant, sei es in Bezug auf Es wäre nun angezeigt, wenn wir unseren vom Antor in einer Brochüre zur Ausgabe ge¬ Alter, Schönheit, Material, Gediegenheit, mercan¬ tilen oder historischen Werth. Die Sammlung ist ein Ganzes, das durchlaufende Leilmotiv ist immer das Schneidewerkzeug Messer, sei es in der Ver¬ größerung des Dolches, des Schwertes oder der geschliffenen Wurf= und Stichwaffe, sei es in der Scheere, sei es in der Verkleinerung der Taschen¬ nesser, der Miniaturmesser oder Trennmesser hirurgischen Messer oder gar der Spielerei von Uhrketten, deren Glieder aus Miniaturmesserchen jestehen. Es ist in der Sammlung System und Nethode dem Gegenstande und der Aufstellung nach, das gibt derselben erst ihren wahren Werty, wie a alles menschliche Wissen und Handeln erst durch ras vom Menschen hineingetragene methodische ystem zur Bedeutung gelangt. Nur aus diesem Hrunde war es daher möglich, daß diese Samm¬ ung heute die Lehrmittel=Sammlung einer „Schule st. Freilich läßt sich nun Vieles über Syntem und Methode sowol in Bezug des Sammelns, als in Beziehung der Aufstellung sagen. Mancher Theo¬ etiker wird in einer Messer=Sammlung nichts von Scheeren oder Wurf= und Stichwassen, oder gar vernieteten Gegenüberstellung zweier Messer der reten, ihm die Scheere für eine Gegenuversteulung von Gabeln oder Löffeln wissen wollen, es wird ber ein noch größerer Theoretiker gegen inn auf¬ „Steyrer Ausstellungs-Zeitung“ zweier Messer mit beschränktem Spielraum um eine Achse erklären, die Waffen als geschliffene oder spitze Messer von eigenthümlicher Form und Gabeln und Lösseln wird der Kunsthistoriker wegen schöner übereinstimmender Ornamente und Formen nicht wissen wollen und der Exporteur kann bei Bestecken zum mindesten die Gabel nicht entbehren. Dies in Betracht des Sammelns. Aber auch in Bezug der Aufstellung können divergirende Ansichten geltend gemacht werden. hronologischer Folge ihres Entstehens gereiht werden, oder soll man nur auf den Ort der Production oder Provenienz achten und so ein geographisch=industrielles Princip geltend machen, oder soll ein Custos die Sammlung nach den internationalen Princip, wenn wir so sagen dürfen, ordnen, das Messer nur an und für sich betrachten von den primitivsten Anfängen der Messer=Pro¬ duction bis zur complicirtesten? Gegen alle allge¬ meinen Principien des Sammelns und Aufstellens lassen sich Einwendungen erheben, materieller, sachlicher und selbst räumlicher Natur, darum is es eine gewöhnliche Erscheinung in den Galerien und Museen, daß fast mit jedem neuen Custos in die Sammlung neue Principien des Ergänzens und der Ausstellung einziehen. So wird es wahr¬ scheinlich auch der Anton Petermandl'schen Samm¬ ung ergehen, wir können aber nach den bisherigen Leistungen und Erfolgen Petermandl's mit seiner Sollen die einzelnen Stücke der Sammlung in vollauf und dankbar zufrieden sein. eint mit der k. k. Fachschule und Versuchsanstalt zu Ruhm und Nutz unserer Stadt und des Staates wirken und gedeihen. Unseren Lesern konnen wir aber weiter nichts empfehlen, als diese in ihrer Art einzige und überaus reichhaltige Sammlung selbst zu besichtigen, sich ein Urtheil vom eigenen Standpunkte aus zu bilden und dann zu erwägen, ob wir in unseren Ausführungen und den Lobes¬ erbebungen für den Schöpfer und den jetzigen freigevig oder ovjectiv wortkarg waren. Tagesnenigleiten vom Feste. Der feierliche Schluß unserer Aus¬ tellung finder heute Nachmittags um 4 Uhr tart, wovei der Reichsratys= uno Tanodie Festreoe halten wiro. Uever meyrfache Anfragen- 1heilen wir mit, daß heure wie gewoynlich oer 10 Uhr Abenos beginnt. Der letzte Sonnlag der Ausstellung, der, wie üverhaupt die letzten Tage, vom chonsten Weiter begunstigt war, wurde auch am starksten vesucht. Es- waren an diesem Tage einschließlich der Functionare und Aussieller 2c. wol gegen 20.000 Menschen am Ausstellungsplatze erschienen. Das Gedrange um den von den Belocipe¬ disten gesteaten Rennplatz war riesig, oas Schauspiel, das sich vor, ein glanzenoes uno uveriraf das Interesse an demselven wei enes, welches sich beim Weitreiten ge¬ zeigi haite. Wir. konnen den lieven Gasten, freie Eintritt in den Ausstellungsplatz um tags=Abgeoronete Herr Franz Wickhof Steyr, 30. September. Custos dieser Sammlung Anton Petermandl. zu So möge denn diese seltene Sammlung ver¬ Aufstellung, die auch das räumlich Schöne beachter, Methode des Sammelns und seiner systematischen owie den hiesigen Belocipedisten nur ein uno ihnen Namens oes Central-Comue's und der Bevolterung den warmsten Dank vrin¬ gen. Ueber das höchsiinteressante Starien selbst verichten wir an anderer Stelle. Nach Schluß des Rennens bestieg Meister Brunner ungetheiltes ausgezeichneres Lov spenden oas Seil uno prooucirte sich mir gewoynter Bravour. Geradezu phaniomenäl war jedoch die Treffsicherheit, mit der Brunner Nr. 41 unzäylige Luftvallone selbst in seyr weiter Enifernung mit sicherer Hand zum Fallen brachte; tein Schuß ging feyl. Die Bewun¬ derung und das Staunen des Publicums war „Das ist ja der Teufel selbst!" so groß, daß ein naiver Zuseyer mit ver¬ stortem Gesichte sich vetreuzte und ausrief: In spaten Stunden stieg Brunner noch einmal auf das Seil und entzuckte die Zuseher durch taunenswerthe Piecen aus der hoheren Gym¬ nastit. Wahrend dieser Zeit beyauptete das Gros des Puplicums, also von 2 Uhr ange¬ angen vis 10 Uhr Nachts, die einmal gefaßte Position. Niemand wollte weichen. Die Vergnugungslocale waren gepfropft voll. Das Orpheum veram seine verdiente Gel¬ eine Position einmal aufgegeven, fur den tung. Wem es vorgestern gelungen, einen gun¬ stigen Platz zu verommen, der mußte schon Uhr am Platze sein, und wer war sie verloren. Wir wollen nicht von den heiteren Iniermezzo's uno Weystifica¬ lionen sprechen, welch letzteren selbst Potentaten zum Opfer fallen konnen, geschweige ein armes Meenschentind; wir constatiren nur das heitere Leven uno die vergnugten Stunden, die dieser Tag so reichlich ge¬ bracht. Die Aufregung mancher. Gemutyer jatte sich nach der Vormittags feierlichst Ende gui, — Alles gur. publicirten Pramurung endlich einmal gelegt und der herrliche Stoff der Bierhallen uno der echte und gute Wein der Weintosthalle und Esarda machte vermeintliche Undiul vergessen. Gerheiltes Leio, halves: Leid, uno der Wein ist und macht ooch so mitheisäm. Heute, am Schlußtäge der Ausstellung, concertirt Avenos in Saxleyner's Orpheum die von uns vereits in der letzten Nummer Der alten und der neuen Zeit Epochen taten zum letzten Male. genannte Sangergeseuschaft „Wienerspeciali= Zam Schlusfe. Entschwunden sind des Fleißes Prüfungswochen Von Steyers und Umgebungs Bürgerschaft, Erzeugniß ward zur Eisenstadt geschafft. Im Wett=Turnier ward mancher Preis erstochen, — Bekanntlich stahlt beim Wettkampf sich die Kraft — Des Blitzlichts Kampf erwies sich siegerhaft. Der Damm des Duntelzwielichts ward durchbrochen, Sowie die Zeit erschuf der Erde Schichten, So auch der Fortschritt siegt nur allgemach. Das Duntel wird sich durch die Forschung lichten, meter = 2½ Mal die Bahn. Ehrenpreise: Ein Sodann dem Schweiße folgt der Segen nach. Wie stetig ringend sie die Bahn sich brach. Die Zeit der Prufungswochen Werth wird richten: Belbeipeben=Fähren in Steht am 28. Septemver 1884. Kesultate: Beim Eroffnungs=Mennen (Distanz 1 Kilo¬ Preis im Werthe von 20 fl., gegeven vom Bichcle¬ Club Micheldorf, und 1 große silberne Medaille dem Ersten. Ein Ehrenpreis im Werthe von 18 fl., gegeven vom Bicycle=Club Steyr, und 1 kleine silverne Medaille dem Zweiten, 1 silberne Medallle dem Dritten. Offen für oberösterreichische Junior¬ Bicyclisten, welche erst nach dem 1. Jänner 1805 das Fayren erlernt und noch keinerlei Preise er¬ rungen yaven) eryielt: Herr Caspar Zeilinger,

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