Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 46, 28. September 1884

Nr. 46 Die sorstliche Anssteulung. (Schluß.) Um jedoch auch von den entfallenden Holzmassen eine Kenntniß zu erlangen, wird für die ersten Perioden eine Ertragsberechnung vorgenommen, während man sich für die späteren Perioden damit begnügt, ihnen passende Flächen zuzuweisen. Ergibt nun die Ertragsberechnung größere Differenzen, so werden Verschiebungen von einer Periode in die andere vorgenommen, bis sich die Ertrage gleichstellen. Die Fläche bildet aber immer die Hauptbasis des Einrichtungsmasses und wird eine genaue Controle geübt über die abgetriebenen Waldflächen und deren Erträge, so kann man bald an der Hand von sicheren Schlagergebnissen die Haltbarkeit des festgesetzten Abgabesatzes erkennen. Dann verlangt diese Methode die Ausarbeitung eines detaillirten Betriebsplanes, der nicht allein enthält, welche Bestände und in welcher Reihenfolge diese zum Abtriebe kommen, sondern der sich auch erstreckt. Der Vorgang ist in Kürze folgender: Für jede Betriebsklasse wird eine Altersklassen¬ auf die Pflege, den Schutz und die Verjüngung tabelle aufgestellt, aus der zu ersehen ist, wie stark Daten werden aus der Bestandesbeschreibung ent¬ jede Altersklasse der Fläche nach vertreten ist. Die nommen. Jetzt hat man sich klar zu werden über den Zeitraum, über welchen sich die Einrichtung zu erstrecken hat, um den geordneten Waldzustand herzustellen. Dieser Zeitraum ist häufig gleich der Umtriebszeit, es kann aber auch verschieden sein. Diesen Zeitraum theilt man in zweckmäßige Wirth¬ wöhnlich mit römischen Ziffern bezeichnet. lich noch in zwei Decennien und bezeichnet das mit 12. Nun wird der vorläufige Betriebsplan ent¬ worfen, indem die Vertbeilung der einzelnen Be¬ stände in die Perioden vorgenommen wird. Man erste Decennium der 1. Periode mit 11, das zweite Die 1. 20 jährige Periode theilt man gewöhn¬ 100 jährigen Turnus in 5 Perioden, die man ge¬ schaftsperioden, z. B. beim Hochwaldbetrieb im trachtet wo möglich dahin, jeder Periode gleiche Flächen zuzuweisen, da hierin die beste Bürgschaft fur die Herstellung eines normalen Altersklassen¬ Verhältnisses liegt. Weicht jedoch dieses sehr von dem normalen ab, so treten hier Modificationen ein. Bei mangelnden Althölzern erhalten die erster Perioden weniger Fläche und umgekehrt. Die Ab¬ weichungen von der Schlagfläche sollen sich jedod in möglichst engen Grenzen halten. Bei Einord¬ mancherlei Rüchsichten zu nehmen. Die alten ein gängigen Bestände sind zuerst zu nutzen und daher möglichst der 1. Periode zuzuweisen: Es ist aber nung der einzelnen Bestände in die Perioden sind dabei sowohl auch auf eine angemessene Größe der stellung einer geordneten Hiebsfolge zu sehen, die namentlich in Nadelholzrevieren von großer Be¬ deutung ist. Die Schläge sind nämlich der Wetter¬ seite entgegenzuführen, damit die Anhieve durch den vorliegenden Bestand gegen Sturmschaden ge¬ schützt sind. In neuerer Zeit zerlegt man sich den Wald in eine Anzahl von Hiebszügen, die durch breite Schneißen, Thalzüge, breitem Wege 2c. von einander getrennt sind, daher an ihren Rändern einen sturmfesten Windmantel haben. Die Rück¬ sichten auf die Hiebsfolge bedingen oft, daß ein Bestand der mitten im Altholz liegt, aber für den Abtrieb streng genommen noch zu jung ist, mit dem Abtriebe des umgebenden Altholzes auch zur Nutzung kommt, oder daß ein älterer zwischen jüngerem Holze liegender Bestand erst einer spä¬ teren Periode überwiesen werden kann. Auch die anzustrebende Bestandeseinheit der einzelnen Ab¬ theilungen ist hiebei nicht außer Acht zu lassen. an der Hand einer Bestandeskarte geschaffen, aus der besonders die richtige Aneinanderreihung und ihre zweckmäßige Vertheilung zu ersehen ist. Die formelle Darstellung ist am übersichtlichsten in tabel¬ larischer Form, auf die linke Seite kommt das Vorgefundene, als: Grund und Boden und Holzbe¬ stand, auf die rechte Seite kommen die getroffenen Betriebsbestimmungen, u. zw. erhält jede Wirty¬ schaftsperiode eine eigene Rubrik. Die zur Nutzung kommenden Bestände werden mit ihren Flächen in die Rubrik der betreffenden Nutzungsperioden eingesetzt, bei allen Anordnungen bedient man sich K, Lichtung L, Ausläuterung Asl. 2c. Abkürzungen z. B. für Durchforstung D, Naumung Die Entwerfung de =Betriebsplanes kann nur Jahresschläge, als besonders auch auf eine Her¬ „S'oyrer Ausstellungs-Zeitung“ Ertragsberechnung, die sich jedoch gewöhnlich nur auf die ersten Perioden erstreckt. Die Ausführung Der Entwerfung des Betriebsplanes folgt die Hectar, sein Zuwachs sei per Hectar 7 Fm. und als Abtriebsergebniß rechnet. derselben geschieht in der Weise, daß man für alle Bestände, die einer Periode zugewiesen sind, den Zuwachs bis zur Mitte der Nützungsperiode nach¬ bot und die jetzige Masse dem berechneten Zuwachs Hätte z. B. jetzt ein Bestand 400 Fm. per käme derselbe im 14zum Abtrieb, so ist der Ab¬ triebsertrag 400 + 7 X 3 = 430 Fm. Die Ertragsberechnung wird nun mehr oder weniger ungleiche Ecträge in den einzelnen Perio¬ den ergeben, die jedoch bei umsichtiger Entwerfung des Betriebsplanes nie groß sein werden. Um nun auch in den ersten Zeiträumen gleiche Massenertrage zu erzielen, wird dann eine Flachenverschiebung die Aufgabe am leichtesten. Es ist Massenerträgniß zu erzielen? Eine Gleichung lost 30000 + x. (400 + 5 X 6) Der Nutzungsertrag für jedes Decennium wäre in diesem Falle = 30748 Fm., mithin das jährliche Etat 3075 Fm. Im Hauptwirthschaftsplan werden nun die janzen Ergebnisse zusammengestellt, er hat eine ähnliche Einrichtung wie der Betriebsplan, nur ist massen und die berechneten Erträge enthält. Mit der Vollendung des Wirthschaftsplanes er erweitert, indem er auch die vorhandenen Holz¬ = 31600 — x. (400 + 15 X 6) 30000 + 430 x = 31600 — 490 x. 920 x = 1600 X = 1.74 Hectar. werks, vollendet. Nach dem combinirten Fachwerke sind einge¬ wäre nun unsere Arbeit bis auf die Anfertigung, beziehungsweise Vervollstandigung des Karten¬ einzusehen sind. richtet die herrschaftlichen Reviere Dambach, Kohler¬ graben und Kaar, die in der forstlichen Ausstellung Aus dem combinirten Fachwerk hat sich in neuester Zeit ein anderes Verfahren entwickelt, die sogenannte sächsische Bestandeswirthschaft, auf die näher einzugehen der Raum leider nicht gestattet. Fedoch sei hervorgehoben, daß sie ein besonderes Gewicht auf die wirthschaftliche Reife der Bestände legt und jeden Bestand in dem Alter zu nutzen trachtet, in welchem die Wertyszunahme desselben unter den üblichen Zinsfuß sinkt. Um freier wirth¬ als z und umgekehrt. Es sei z. B. = 2 + ihr ist das jahrliche Etat (e) die österreichische Cameraltaxation, nach welcher in durch eine einfache Formel zu finden. wachs (w z) mehr oder weniger abweicht. Waldzustandes als letztes Wirtyschaftsziel. Dem das 1. Decenninm gewöhnlich nicht hinaus. schaften zu können, wie es oft die Nachfrage, Be¬ schaffenheit der Bestande verlangt, verlegt sie den Wald in eine Anzahl kleinerer, gegen Elementar¬ ereignisse selbstständigen Wirthschaftsfiguren, Hiebs¬ zuge genannt. Sie bilden eigene Schlagtouren. Die Anordnungen in dem Betriebsplane gehen über 3. Die Mormalvorraths=Methoden. Wir betrachten die Herstellung des normalen normalen Waldzustande entspricht ein normaler Vorrath (nv) und normaler Zuwachs (n z), von denen der wirkliche Vorrath (w o), wirklicher Zu¬ Die Ermittlung des normalen Vorrathes und Zuwachses, sowie des wirklichen Vorrathes- und Zuwachses sind daher in erster Linie nothwendig. Ohne Aufstellung eines speciellen Betriebsplanes und ohne Durchführung einer Ertragsberechnung uchen diese Methoden den jährlichen Abgabesatz Zu den Normal=Vorrathsmethoden gehort auch Oesterreich lange Zeit gewirthschaftet wurde. Nach v-ny worin z den jährlichen Gesammtzuwachs und u die Umtriebszeit bedeutet. Ist der w v größer als der n v, so wird mehr geschlagen werden ronnen Z= 720 Fm. wy = 30500 Fm. nothwendig, falls es nicht moglich ist, diese Ungleich¬ heiten durch die Zwischenerträge zu reguliren. Ein Beispiel erläutert die Sache am besten. In einem zu einem Betriebsverbande vereinigten Reviere hätte die Ertragsberechnung fur das 1'30000 Fm., für das 13 31600 Fm. ergeben. Zur Ausglei¬ chung eignet sich ein Bestand von 5 Hectar Größe und per Hectar 400 Fm. Masse und 6 Fm. jähr¬ lichen Zuwachs. Wie viel muß ich von diesem Be¬ stande vom 1* in's 14 verschieben, um ein gleiches so ergibt sich e— 720 4 30500 — 28800 e = 741 Fm. Auch noch heutigen Tages wird bei der Einrich¬ tung der osterreichischen Reichsforste der Abgabesatz nach dieser Formel berechnet, jedoch werden nach dem heutigen Verfahren detaillirte Betriebsplane aufge¬ stellt und nähert sich dasselbe mehr oder weniger dem combinirten Fachwerk, während früher die Ausarbeitung von Betriebsplänen nicht im Wesen der Methode lag. Alle neueren Einrichtungen, die in der ärarischen Abtheilung der forstlichen Aus¬ tellung aufliegen, sind in dieser Weise bearbeitet. Es gibt nun noch mebrere Methoden, die in ähn¬ nv = 28800 Fm. u = 80 Jahre. Seite 5 licher Weise als die österreichische Kameraltaxe ihre beleuchtet werden können. 4. Die Abschatzung nach Durchschnittspreisen. die oft viel Geld kosten, ein beiläufiges Urtheil Methode empfehlen. deren Einrichtung sich bereits bewährt hat, so kann man den Durchschnittsertrag solcher Forste direkt falls mit einigen Modificationen. tenden Forstes lassen im Vergleich mit den Be¬ standesverhältnissen häufig erkennen, ob die bis¬ Auch die seitherigen Vorträge des einzurich¬ auf den abzuschätzenden Forst übertragen, nothigen¬ Hat man Forste mit ähnlichen Verhältnissen, über den Hiebssatz gewinnen, so kann sich diese Will man ohne umständliche Vermittelungen, Aufgabe zu losen suchen, hier jedoch nicht naher in derselben Höhe beibehalten werden kann. Hierher gehört auch noch die Schätzung nach betrachtet wird, u. s. w. Noch vor Schluß der Arbeit mögen hier einige dem Durchschnittszuwachs, der als Jahresnutzung herige Nutzung zu hoch oder zu niedrig war oder Worte über das anzufertigende Kartenwerk Platz finden. Mit der Originalkarte und Bestandeskarte sind wir bereits bekannt. Bezüglich letzterer sei hier erwähnt, daß sie noch mancherlei Vervoll¬ ständigungen erhält. So wird z. B. der Gang des Hiebes gerne durch Pfeile angedeutet, die in den nächsten Zeiträumen zum Abtriebe bestimmten Be¬ stände werden durch Einschreiben der Perioden¬ ziffern gerennzeichnet 2c. Außer diesen Karten werden noch sogenannte Wirthschaftskarten ange¬ fertigt, die genaue Copien der Originalkarten sind und die dem Wirthschafter zum Gebrauche über¬ geben werden. Sie dienen ihm bei allen geome¬ trischen Arbeiten im Walde als sichere Basis. Die Originalkarten selbst werden im Archive deponirt. Karten reichlich ausgestattet. richtung mit der größten Sorgfalt durchgeführt ist, so liegt es doch nicht im Bereiche der Mög¬ lichkeit, alle Bestimmungen so zu treffen, daß sie sich als unveränderlich erweisen. Es wird stets mehr oder weniger in der Schätzung der Holzmassen, namentlich bei ungleichalterigen und ungleich be¬ stockten Beständen, gefehlt werden; eintretende Ele¬ mentarereigmisse alteriren oft sehr das Ganze u. s.w. Deßhalb ist man besonders in neuerer Zeit davon abgekommen, Bestimmungen für die fernece Zukunft zu treffen, man legt vielmehr auf die valdige Revision und Prüfung der Einrichtung ein großes Gewicht und nimmt nach deren Ergebnissen passende Abänderungen vor und trifft wieder neue Anordnungen für die nächste Zeit. Die Revisionen kehren gewöhnlich alle 10 Jahre wieder und sind Werkes Steyr, im September 1884. Der Walo in seinen Beziehungen zur materiellen und heistigen Cultur. (Schluß.) Auch das Christenthum hat seine eigenartigen Wald= und Baumsagen. Als der Gottessohn noch auf Erden wandelte, beugten sich die Baume vor ihm, nur die Espe nicht. Ewige Unruhe ward hre Strafe, sie zittert und bebt nun bet jedem leisesten Windhauch. In alle Welt zerstreut sind die Enkel und Urenkel dieses übermüthigen Ge¬ schlechtes, ewig levend in der majestatischen Reihe F. A. jewissermaßen eine Fortsetzung des Einrichtungs¬ Wenn nun auch eine forstliche Betriebsein¬ Unsere forstliche Ausstellung ist mit Wirthschafts¬

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