Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 46, 28. September 1884

Nr. 46 Collection entspricht den Anforderungen der Neuzeit in jeder Hinsicht uno ist ge¬ eignet, das gute Renommee dieser Firma noch meyr zu heven. Im selben Raume finden wir auch schone Holbein, von Gembock verferrigte, in ge¬ Buchbinder= und Galanteriearbeiten von Alois Stiasny in Steyr, sowie oiverse Etuis für Gold= und Silverwaaren von Ignaz Granitz in Linz. In dieser Gruppe erregen, oie von Anton Gembock aus Steyr ausge¬ tellten Metall= und Silverwaaren mit Recht die allgemeine Aufmerksamteit. Besonders sorgfaltig gearbeitet uno ourch besondere Formschonheit sich auszeichneno, ist ver nach einer Originalzeichnung von Hans trievenem Metall gearbeitete große Poral. Auch der nach einer Zeichnung von Herrn Petermandl verfertigte tleinere Becher und das Collier aus Silver, eine seyr neit aus¬ geführte Filigranarveit verdienen vesonvers erwaynt zu werden. Herrn Gemoocks ge¬ lungene Arveiten haven das besonvere In¬ teresse Sr. Majestat des Kaisers yerzogs Karl Ludwig erregt, wurde derselbe durch eine eyrenvolle An¬ prache und geaußerten Beifall von Sr. Majestat sowoyl, als auch von oem Erzherzog=Protector ausgezeichner. Wir hoffen, daß Herr Gemoock auf dem betretenen Wege fortfahre, nämlich bei seinen Arbeiten die Werte unserer Vorfahrer als Muster und Vorvilo vor Augen halten und arveiten moge. Die Uhrenfabrit Gevruver Resch in Ebensee betheiligte sich in großem Maßstabe an „unserer Ausstellung. Wir finden Pendeluhren in den oiversesten Aus¬ stattungen zum Hangen und mit Steyrasten versehen, Regulatoren complet uno in ein= zelnen Theilen, zur Veranschaulichung der Fabrikationsmethooe, ausgesteulr. Die jäyrmit der gleichen Tiebe und Sorgfalt weiter und des Protectors Herrn Erz¬ liche Production dieser Firma velauft sich auf 14.000 Stuck Uhrwerte und 4000 sähigreit dieser Fabrik sprechen. Sehr nett neymen, sich auch die ver¬ schiedensten zur Ausstellung gelangten Laub¬ jagearveiten aus, die wir nicht einzein auf¬ zahlen wollen, aver den Berfertigern ver¬ selben das gevuhrende Tov nicht vorent¬ Kasten, welche Ziffern für die Leistungs¬ halten. Sammtliche Herren Aussteller, Heinrich Oliwa, Anton Brenner, Carl Schwenomayer, Gustav Ueblagger, Judendorfer, Johann Knobl, Rafacl Schleifer und Alois Haller parlicipiren an der Anerrennung, welche allgemein uno insvesondere den rheil¬ weise hocheleganten Schaustucken zu Theil wird. Als ein wirtlicher Weister in der Fuhrung der Laubsage reprasentirt sich uns geradezu entzucken. Auf dem Gange im ersten Stockwerre des Industriepalais finden wir noch eine Spe¬ Herr Heinrich Oliwa, dessen Arveiten cialitar in echtem Feigentaffee vertreten, welche ihr unverfalschtes, reines Produck aus den pesten, den sogenannten Kranzfeigen erzeugt und sich eines wohlverdienten Rufes uno un= „Steyrer Ausstellungs-Zeitung“ wertyes erfreut. Es ist dies die Exposition der Firma 35. Rohn aus Linz, für welche deren Vertreter Herr Franz Bruckmuller, velcher sich wahrend der Ausstellung in Steyr aufhalt, die gewunschten Austunfte enttauschen. riheilt. Diese Pyramioen von olauen Pareten versprechen zwar wenig im Anseyen, sind aber desto besser im Innern gegenuber aynlichen Favritaten, welche durch seyr yuo= che Etiquelten fessein uno in der Waare Von der eukinkyistorischenunssteulung tung geyoren vor Allem die verschiedenen XVIII. Zu den Eisenarveiten tleinerer Gat¬ Arten von Eßbestecken, die sowoyl wegen der Klingen als der kunstlerischen Aus¬ uhrung der Hefte Anspruch auf unsere Aufmertsamteit haven. Im Pultkasten neven oen Majoliten seyen wir unter Nr. 319 eine Sammlung von Bauern= und Reise=Bestecken, sowie einige eigentyumliche Taschenfeitel; ein vollstanoiges Besteck aus vergolberem Messing erregt ourch die vi¬ zaxre Joee auf den Griff des Messers, der Gabel und des Toffels ein Feuerstein¬ schloß anzubringen, Aufseyen. Die Bauern¬ beschlagen oder aus Perlmutter. huosch ist ein zusammenlegvares Reise= besteck aus dem Ende des 17. Jahryunoerts mit Schilotrotschalen und gravirten Silver= beschlagen und gerrievenen und gravirten Silverosetten uno ein Dessertbesteck mit jemalten Porzellainschalen. Das gegen= bestecke haben großentheils recht eigen= tyumliche Hefte aus Hirschyorn mit Silver= Seyr überliegende Pult zeigt mehrere Bestecke mir jravirten Perlmukkerschalen (Nr. 321), ogenannte Salzburger=Renaissance, von bedeutendem Werthe. Der Roccocozeir ge¬ horen zwei complete vergoldere Eßvestecke, eines mir Turtisen besetzt, an (Nr. 329), das Dessertbesteck Nr. 320 har wieder gemalte Meißner=Porzellangriffe von zarter Zeichnung. Gerabezu prachtig sino die Hausfrauen= oder Tragbestecle, welche uns auch auf alten Portrats von Sensenschmied¬ frauen begegnen. Nr. 320 zeigt uns Gurtel, Scheibe und Besteckgriffe mit reichstem Silverfiligran auf Gologruno; seyr au st Nr. 323 mit gravirten Messingheften, mit Pertmukterroserten eingelegt; der Gur¬ tel zeigt eine gegossene im Hochrelief be¬ korirte Silberschnalle. Aeynlich sino vie Nr. 321 und 322 aus Silber mir ver¬ der Salzburger=Renaissance. golderen Unterlagen; Nr. 324 uno 322 gehoren wieder zu den schonen Erzeugnissen In der Nachvarschaft seyen wir ver¬ schiedene Tafelbestecke; besonders wertyvoll ind die 6 Bestecke und 4 Vorlagevestecke (Nr. 336) mit aus Buchsbaumholz ge¬ chnitzten Griffen, Jagoscenen vorstelleno. Nr. 334 ist ein Vorlagevesteck mir Achat¬ griffen uno gravirten, theilweise vergoloe¬ ten Stielansatzen von großer Schonheir der Ausführung; ein Hornloffel dazu liegt auf der entgegengesetzten Pulkseite; das ganze ist angeblich das Eßvesteck des Stefan Fabinger. Perlmükkerhefte mit vergolbeten Kupferbeschlagen, reizeno ausgefuhrt, har oas Besteck Nr. 332. Unter der Collectiv¬ nummer 341 enolich vemerten wir ver¬ schiedene Eßbestecke jungerer Zeit, ganz unzweifelhaft Steyrer Erzeugnisse, oarunter Seite 3 eins ourch eigentyumliche fankastisch ourch= brochene Form der Klingen auffalleno. Unter Nr. 317 finden sich eine Anzahl Loffel vereinigt von dem altesten gemalten Bauernloffel ois zum elegantesten Silver¬ loffelchen. Hervorzuheven sino wegen ihrer Seltenheit zwolf Hornloffel, bei denen der Abschluß des Stieles durch die Silber¬ Statuette je eines Apostels gevildet wiro, daher Apostelloffel; eine zweite Gatrung Apostelloffel sind aus Zinn gegossen. Die Schale zeigt das Apostelvilo gravirt. Auch gegossene uno gravirte Silverloffel ver¬ chiedenen Charatters verdienen Beachtung, ganz besonders aber eine Cassete mit 6 in Silberfiligran zeigen. Gleitrische Chebermittter. Stuck Kaffeeloffel, deren Stiele Ornamente „Träumerei“ von Schumann auf seinem Violon¬ cello entzückend, die Seele wird so weit dabei; was das Leben Schmerz mit sich bringt, wird in dem Augenblick verschwinden, und jenes Herz, das nur Lust und Freude in sich fühlt, wird in dem Mo¬ Der junge Künstler spielte aber auch die mente fast aufjubeln, wird durch die Schönheit der schwärmerischen Melodie sich in eine andere noch bessere Welt versetzt glauben! — Der kleine Salon, daneben befindliche großere Gesellschaftssaal war mit einer Gesellschaft der vornehmen Welt besetzt, die aufmerksam den Tönen lauschte. In dem kleinen in welchem der Künstler spielte, war dunkel, der neben dem Künstler. Als er das Spiel geendet Salon befand sich nur noch die Tochter des Hauses sie ihm für den großen Genuß: „Ich finde keine Worte dafür, es war so wundervoll!“ Der Kunft¬ ler aber nahm ihre kleinen Hände in die seinen — sie zitterten — und erzählte ihr in kurzen ge¬ preßten Worten, wie er sie liebe, schon von Jugend an, wie all' sein Ringen und Streben nur dahin jerichtet war, berühmt und reich zu werden, und und das Instrument auf die Seite stellte, dankte können. Er, der arme Musikant bat sich durch das dornenvolle Leben siegreich durchgerungen zu der Stufe, auf welcher er jetzt steht. „Und liebst du mich auch?“ war die inhaltsschwere Frage. Da sühlte er ihr blondes Köpschen an seiner Schulter, seiße Thränen perlten über ihre rosigen Wangen - „Und du zweifelst noch?!“ war die Antwort. Der Künstler zog sie nun rasch an seine Brust und ie tauschten den süßen Kuß der ersten Liebe —! Sie glaubten sich ungesehen in dem kleinen dunklen Salon, das arme Kind dachte nicht in seiner Gluck¬ seligkeit an die Glühlichtrosen in seinem Haare, welche in dem Moment, als der Künstler das Mädchen an seine Brust zog, hell den Salon be¬ leuchteten. Durch den Druck wurde nämlich der kleine Taster in Contact gebracht, der Strom geschlossen und das kleine electrische Licht leuchtete, so gut wie zwei Normalkerzen in dem Salone... nicht entgangen. — Ich glaube die Sache wird gut Licht acht, rasch ist der Strom geschlossen! Tagesnenigleiten vom Feste. Die Wiener=Sperialitaten=Gesell¬ schaft, bestehend aus dem als weiblicher Gesangstomiter unuvertrefflichen, ruhmlichst oerannten Fraulein Josephine Schmer, wer erinnert sich nicht der riesigen Er¬ Steyr, 21. September. Ernst Hromada. ausgehen, vor allem aber gebt auf das elektrische Ein Mutterauge sieht scharf; ihr ist die Scene einstens vor sie treten und um sie werden zu folge, die Josephine Schmer in Wien ge¬

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2