Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 43, 24. September 1884

eime Entblößung von Holzgewächsen nicht gestatten, und hat er deßhalb die Eigenthümlichkeit, daß die voorgenommen wird und daß daher junges und altes Holz bunt durcheinander steyt. In den sud¬ llichen steilen Lagen und in dem oberen Holzgurtel ddes Hochgebirgs ist die Planterung Regel, theils rum ein Abschwemmen und Verstürzen des Bodens zu verhüten, theils um den Schnee festzuhalten. Beim Hochwalde dagegen erfolgt der Abtriev schlag¬ weise, entweder in Kahlschlägen oder in Besamungs¬ schlägen. Bei Kahlschlägen ist gewöhnlich eine künst¬ liche Aufforstung durch Pflanzung nothwendig, während durch die stehenbleibenden Stammbaume Mutzung nur stammweise oder in kleinen Horsten im Besamungsschlage eine naturliche Verjungerung durch den abfallenden Stamm bezweckt wird. Nach erfolgter Verjüngerung werden auch die Stamm¬ bäume vorsichtig entfernt. Beim Niederwalde ge¬ schieht die Verjüngerung der Bestande durch den lusschlag der Stöcke und darf daher das Holz Abtriebe als beim Hochwalde.. am Hoch= und Niederwald; das Oberholz wird gewöhnlich aus Kernpflanzen erzogen, wahrend das Im Mittelwalde haben wir eine Combination Loden treiben. Es kommt daher viel fruher zum nicht älter werden, als die Stöcke noch kräftige Unterhölz sich durch Stockausschlag verjungt. Nach diesem kleinen waldbaulichen Abstecher tritt jetzt die Frage an uns heran, innerhalb welchen Zeit¬ raumes gedenke ich mit dem successiven Abtrieb auf der zu einem Betriebe verbundenen Waldflache einmal herum zu kommen? Man nennt diesen Zeit¬ raum die Umtriebszeit, die gewissermaßen das mittlere Abtriebsalter der Holzbestande angibt. Jedoch kann hievon das Alter des zum Abtriebe kommenden einzelnen Bestandes, das sog. Schlag¬ oder Haubarkeitsalter, mehr oder weniger ab¬ Servituten 2c. in Betracht. weichen. Für die Wahl der Umtriebszeit tommer der Holzbestand, der Standort, Bedarf und Absaß, Guter Standort verträgt einen höheren Um¬ trieb als schlechter, Hochwald verlangt ein weit höheres Alter als der Niederwald, langsam wach¬ sende Holzarten brauchen zu ihrer Ausbildung längere Zeiträume als schnell wachsende, der Begehr nach starken Hölzern bedingt auch eine größere Lebensdauer, sowie auch rechtliche Verpflichtungen vorschreiben, die Umtriebszeit so zu waylen, daß die abzugebenden Waldproducte in vorgeschriebener Menge und Güte erzeugt werden konnen. Für den Buchenhochwald nimmt man gewöhnlich einen Umtrieb von 120 Jahren, für Fichtenhochwald 80—120 Jahren. In den herrschaftlichen Revieren Dambach, Kohlergraben und Kaar, die zu ge¬ mischtem Hochwald, wie Fichten und Buchen ein¬ gerichtet sind, ist die Umtriebszeit auf 100 Jahre festgestellt. Im. eigentlichen Hochgebirge, in dem die Verjüngung oft schwierig ist und 10 bis 20 Jahre vergehen, ehe eine abgestockte Fläche wieder be¬ 120 Jahre. länger und geyt auch für Fichten meistens au Betriebsart und Umtriebszeit einen festen Entschluß gefaßt, so erfolgt jetzt die Theilung desselben in Betriebsclassen, auch Betriebsverbände genannt. In eine Betriebsclasse vereinigt man alle Bestande, die sich für eine gleichartige Bewirtyschaftung eignen; große Verschiedenheiten in Bezug auf Holz-Betriebs¬ und Umtriebszeit dürfen daher nicht vorkommen. pian. telebsganzes, erhalt einen selbstständigen Nutzungs¬ In einem Revier, das z. B. 500 Hektar Buchen¬ Eine Betriebsclasse bildet ein seldstständiges Be¬ Hat man in einem Reviere über die Holzart, waldet ist, nimmt man die Umtriebszeit gerne hochwald und 200 Hectar Eichenschälwald enthalt sind unbedingt 2 Betriebsclassen auszuscheiden, die eine für Buchenhochwald, die andere für Eichen¬ schälwald. Nicht nur die Holz= und Betriebsart, ondern die Umtriebszeit allein kann auch die Aus¬ scheidung von Betriebsclassen zur Folge haben. Danst sind ferner rechtliche Verhältnisse oft ma߬ gevend, wie wir es in den Einrichtungselaboraten des Salzkammergutes sehen. Dort sind manche Mr. 43 Die sorstliche Anssteulung. VIII. (Fortsetzung.) Den Plänterwald finden wir in Lagen, die „Steyrer Ausstellungs-Zeitung“ Waldungen in größerem Umfange mit Servituten auf Aststreu belastet, weßhalb sie eine ganz beson¬ dere Behandlung erfordern, die zur Ausscheidung wendig ist, daß eine jede Betriebsclasse wirklich ein gelecke, führte. einer eigenen Betriebsclasse, der sogenannten Gras¬ Es sei hier noch bemerkt, daß es nicht noth¬ zusammenhängendes Ganzes bildet. Gemischte Be¬ stände werden nach den Holzarten nicht in mehrere Betriebsclassen getheilt, sondern es heißt dann z. B. eingerichteter Betrien zu gemischtem Hochwald von Buchen und Eichen oder Buchen und Fichten 2c. Die in einem Revier ausgeschiedenen Betriebs¬ classen werden nun den Flächen nach zusammen¬ jestellt, wobei sich auch ergibt, ob eine Abtheilung verschiedenen Betriebsclassen zugewiesen ist, welches nicht sein darf. Sollte dieses dennoch vorkommen, so ist die räumliche Eintheilung noch zu corrigiren. Die Aufgave der Betriebseinrichtung und Er¬ tragsbestimmung im engeren Sinne ist nun auf Grundlage der Maßermittlungen und allgemeinen Betriebsanordnung festzustellen, wie viel kann ich jährlich nutzen und in welcher Weise erreiche ich einen möglichst normalen Waldzustand, d. h. einen solchen, der alle Altersklassen in gleicher Starke aufweist. Zur Erreichung dieses Zweckes gibt es verschiedene Methoden. Der Hauptsache nach unter¬ scheidet man 1. die Schlageintheilung, 2. die Fach¬ werksmethoden, 3. die Normalvorrathsmethoden. zur Nutzung. 4. Die Abschätzung nach Durchschnittsgrößen. 1. Die Schlageintyeilung theilt die gesammte Fläche eines Betriebsverbandes ein, so viele einzelne Jahresschläge als der Umtriev Jahre zahlt und bringt jedes Jahr einen solchen Schlag Hat z. B. ein Betriebsverband 100 Hectar, sei der Umtrieb 100 Jahre, so kommt in jedem Jahre 1 Hectar zum Abtriebe. Setzen wir eine sofortige Wiederbestockung der avgetriebenen Flächen voraus, so liegt es auf der Hand, daß nach Verlauf der Umtriebszeit wir ein ganz normales Alters¬ klassen=Verhältniß haben, wir haben dann 1 Hect. mit 100 jahrigem Holze, 1 Hect. mit 99 jährigem Holze. und 1 Hect. mit 1 jährigem Holze be¬ bestockt. Da jedoch in Wirklichkeit unsere Wälder von dem Normalzustande noch mehr oder weniger abweichen, so sind die Erträge der einzelnen Jahres¬ schläge oft sehr ungleich, bald wird zu viel Holz auf den Markt geworfen und dadurch die Preise gedrückt, bald können die Bedürfnisse nicht befriedigt werden, das jährliche Forsteinkommen bewegt sich in weiten Grenzen und wird auch der Bestand uner ständigen guten Arbeiterschaft sehr gefahrdet. Die Schlageintheilung findet auch daher nur bei Niederwaldbetrieb ausgedehntere Anwendung. 2. Die Fachwerksmethoden nehmen entweder die Fläche oder die Masse oder beide zu¬ das combinirte Fachwerk. a) Das Flächenfachwerk. Man theilt den ganzen Einrichtungszeitraum in mehrere, z. B. 20jährige Perioden, und weist jeder Periode die¬ nach das Flachenfachwert, das Massenfachwerk und gleich als Richtschnur und unterscheidet man dar¬ jenigen Bestände zu, die nach Alter, Beschaffenheit und Lage sich am besten für sie eignen. Die Auswahl der Jahresschläge ist innerhalb der zur Nutzung kommenden Periode eine freie, und nicht im Vor¬ aus bestimmte, wie bei der Schlageintheilung. Auch ungleichen Ertragsanfall mit sich. diese Methode bringt jedoch meistens einen sehr b) Das Massenfachwerk. Auch diese Methode theilt die Umtriebszeit in Perioden, weist jeder Periode die passenden Bestände zu und be¬ rechnet, wie viel Masse in jeder zur Nutzung kommt. Ungleichheiten werden durch Verschievungen aus¬ geglichen. Sie bezweckt eine moglichst gleiche jähr¬ liche Massennutzung und erfordert daher eine mog¬ lichst genaue Aufnahme der vorhandenen Holz¬ vorräthe und des vorhandenen Zuwachses. Auf die Ordnung des Waldzustandes wird hier wenig Rücksicht genommen und da auch die Ermittellung künftiger Erträge sehr problematisch ist, so ist man auch von dieser Methode abgegangen. c) Das combinirte Fachwerk sucht nun die Vortheile des Flächen= und Massenfach¬ wertes miteinander zu verbinden und ihre Nach¬ theile zu- beseitigen. Wie beim Flächenfachwert wird zunachst jeder Periode eine gleiche Flache zu¬ dem in seiner Bestockung und seinen Erträgen mehr gleichmäßigen und in seiner Verjungung einfachen Perioden vertheilt. Fortsetzung folgt.) gewiesen und werden dann die Bestände in die Seite 5 der Woltenbildung. Der Verdunstungsproceß bewirkt, daß die aus Für diesen Einfluß spricht auch das Gesetz dem Boden- aufsteigenden Verdunstungsblaschen alsbald in eine kaltere Luftschichte gelangen, wo sie ich verdichten. Eine Wolke bildet sich nun, sobald die Luft bis zur Sättigung mit Wasser gefullt ist oder wenn eine Abkühlung und hiedurch eine Ver¬ immer schwebender -Regen. Wenn nun eine solche, dichtung der Bläschen erfolgt. Eine Wolke ist also wasserschwere Wolke sich dem Walde nahert, so wird sie sich aus zwei Grunden entladen: einmal gelangt sie über dem Walde in eine kaltere Luftsäule, dann Verdunstungswasser zu. als ober dem Freilande, und der Niederschlag wird ausgiebigerer sein. Es wird mir wol erlassen sein, meine Herren, hier noch weiter auszufuhren, welche Bedeutung dieser Eigenschaft des-Waldes in Bezug auf ma¬ terielle Cultur dort zukommt, wo die Niederschlage vermöge der localclimatischen Eigenart ungleich¬ in waldreicheren Gegenden in der Regel auch ein Es wird also ober dem Walde eher regnen, aber stromt ihr aus dem Walde eine großere Menge Ich erinnere Sie, meine Herren und Damen, gesammten materiellen Cultur, wol kurz fassen. an die Rolle, die dem Walde an den Kusten des erinnere Sie an die Aufgabe, die er auf den Hohen Meeres, auf der Scholle der Dunen zufallt, ich ler, an den Ufern unserer Flüsse und Strome zu Wildbache, auf den steilen Abhängen unserer Tha¬ nicht festhalt, Hier verseucht der Boden, den der wenn der Wald mit seinen Millionen Armen sie Bach, den die Reservoire des Waldes nicht mehr Thal. zugeln, mit der verheerenden Muhre das bluhende Wald nicht mehr beschirmt, dort überfluthet der Ich fürchte, Sie zu ermuden, wenn ich weitere historische Beispiele für den einschneidenden Einfluß Ich könnte auf Sicilien und Sardinien Sie weisen, die einstigen Koralkammern Italiens, deren herr¬ liche Ebenen heute von dem Schutte der Fiumaren welches in seinen Alpendistricten einen ungleichen . Kampf um den Wiedergewinn der Bodens kämpft, den die Wildbache des entwaldeten Gebirges ver¬ die leider auch in Oesterreich nicht fehlen. Genug an dem. Aber auch aus der neuen Welt, deren Urwalder uns unerschopflich schienen, dringt der Klageruf über parcielle Entwaldung und deren traurige Folgen, schon nach Europa. Mehr darauf bedacht, vergängliche Reichthümer anzu¬ haufen, als einen dauernden Wohlstand, beruhend auf gesichertem Landbau, zu begrunden, hat man die Wälder unvewacht gerodet, und wenige Jahr¬ hunderte haben genügt, auch in Amerika Zustande zu schaffen, denen gegenüber die moderne Gesetz¬ gebung die schwierigsten Probleme zu lösen hat. Ich komme zur Erorterung der Beziehungen, schlungen haben; ich konnte auf Belege hinweisen, unserer geistigen Cultur andererseits bestehen. Wenn wir uns die Frage vorlegen, was wäre der Erdball ohne das Meer? so ist eine halbwegs welche zwischen Baum und Wald einerseits und zu legen. Stande, nur die Bedingungen einer andern zurecht befriedigende Antwort darauf nicht denkbar; denn es gibt eben nur eine Weltordnung, die die vollkommenste ist, und wir Menschen sind nicht im überdeckt sind; ich könnte von Frankreich sprechen, des Waldes auf die materielle Cultur anfuhre. erfüllen hat. Dort wird das angeschwemmte Land ein Spiel der Wellen, eine Beute der Sturme, unserer Gebirge, in den Sammelgebieten unserer mäßig über die Vegetationsperiode vertheilt sind, Fall ist. hinsichtlich der Bedeutung des Waldes für die Er¬ haltung der Bodenkraft, für die Bewahrung unserer Nach all' dem bereits Gesagten kann ich mich wie dies z. B. in der Aequinoctial=Regenzone der Der Wulo in seinen Beziehungen zur materiellen und geistigen Cultur. (6. Fortsetzung.)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2