Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 43, 24. September 1884

Nr. 43 Jagdstücken decorirt. mit künstlerischem Gefühl und Wärme durchdachten, mit geschickter Hand gegebenen Arbeiten auch die entsprechende Anerkennung finden, dient die That¬ sache, daß schon die ersteren Tage nach Eröffnung der Ausstellung ein großer Theil dieser Arbeiten verkauft und theils wieder nachbestellt wurden. Ein großer Theil der ausgestellten Gegen¬ Als den erfreulichsten Beweis, wie sehr diese mit zierlichen Ornamenten und lustig gedachten stände wurde für die Mustersammlung der neu sönlichkeiten. Vom Kunstgewerblichen zum Profanen über¬ kauft. Des Weiteren ebenfalls von illustren Per¬ errichteten gewerblichen Fachschule in Wien ange¬ loser und solider Ausführung einen Filtrir=Apparat, Wäschewärmer, einen Wärmapparat für hölzerne Gefäße, Wasserpumpe, und schließlich einen Bier¬ kühlapparat, Gegenstromprincip, mit welchen man geyend, hat uns diese Firma noch in gleich makel¬ •30 Hectoliter Bier in 2 Stunden von 20° auf 4° Reaumur abkühlen kann, vor die Augen geführt. Möge dieses in alter Zeit gegründete, von dem jetzigen Besitzer bereits durch 33 Jahre betriebene Geschäft stets als Musterwerkstätte in diesem Fache heimsen. Die Schlosser =Werkstätte von Heinrich erhalten bleiben und noch recht viele Ehren ein¬ Heindl in Steyr, Gleinkergasse Nr. 16, welche für Bräupfannen, Sudkesseln, Trockenosen, Fleisch¬ selchen, Back= und Zimmeröfen und Sparherden übernimmt, hat eiserne, sowie mit Thontacheln die Ausführung jeder Art Feuerungs=Anlagen, als: verkleidete Sparherde und einen Fullofen von ausgestellt, welche wir wegen der practischen Con¬ struction, soliden und gefälligen Ausführung sehr Eisenblech nebst einzelnen Sparherd=Bestandtheilen Firma noch Miniatur=Modelle von Herden und selche exponirt. des Herrn Carl Holderer, Spänglermeister und Nach diesem kommen die Ausstellungs=Objekte Oefen, sowie von einer neu construirten Fleisch¬ loben können. Außer diesen sind von genannter Schieferdecker hier, weiters Herrn I. Stummer, Bauschlosser in Steyr, auf welche wir speciell zu sprechen kommen. In der. Ecke links beginnt Herr Carl Kupetzius, Hafnermeister hier, seine Fabrikate von Thon=Oefen zu exponiren, derer schöne, geschmackvolle, fleißige und stylvolle Arbeit, sowie die in Form sehr günstig gehaltenen färbigen Glasuren zu näheren Berichten freundlich einladen. gehaltenen altdeutschen Kachelofen hervorheben, welcher nach einer im deutschen Zimmer von Georg Vor Allem müssen wir einen in dunklem Grün Hirth enthaltenen Zeichnung modellirt und aus¬ geführt wurde. Bei diesem Ofen loben wir be¬ sonders den gefälligen, kräftigen, klar wirkenden Aufbau. Ein zweiter in dunklem Grün aus¬ gestellter altdeutscher Ofen, nach einem Entwurfe k. k. Staats=Gewerbeschule in Salzburg seyr brav modellirt, findet den gleichen Beifall, ebenso ein dunkelbraun glasirter altdeutscher Ofen nach einem Modelle von Carl Lang, gewes. Bildhauer in Graz Der in Renaissance=Styl gebaute schmelzweiß glasirt Salonofen nach einem Entwurfe des Hrn. G. Ritzinger, von Professor A. Kiebacher, von den Schülern der k. k. Fachvorstand, gearbeitet, dann ein blaugrau glasirter sogenannter Steyrer Ofen mit recht hüb¬ schen Ornamenten, sind als bestens gelungene Aus¬ feuerfesten Material. best renommirte Firma, welcher bereits seit dem Jahre 1862 der jetzige Chef vorsteht, versendet ihre Erzeugnisse nach Steiermark, Ungarn und Külstenland 2c. 2c., welcher Absatz für die Tüchtig¬ keit genannter Firma am Besten spricht. Mit ihrem Chef verdienen aber auch die Mitarbeiter, Herr Carl Kupetzius jun., Ferdinand Rabl und Ignaz Knoll und Andere die vollste Anerkennung, nach¬ dem dieselben eine seltene Fachkenntniß verunden und zwei davon schon über 15 Jahre, mehrere über 10 Jahre bei dem gleichen Meister thatig sind. Wir hoffen, daß auch diese Firma, die ein großes Lager der verschiedensten in das Geschäft einschla¬ genden seyr hübschen Artikel in diversen Sortiments führt, auf dem Markte wie bisher auch fernerhin immer größeren materiellen Erfolg erzielen wird. Wenn wir durch das Haupt=Portal in die Diese schon seit dem Jahre 1834 bestehende, stellungs=Objecte zu betrachten, von vorzüglichen Inoustrie=Halle eintreten, so seyen wir in der Mitte „Steyrer Ausstellungs-Zeitung“ der Stirnseite uns gegenüber zwischen den Firmen Kupetzius und Sommerhuber ein großes imposantes Portal, welches die herrlichen Bildhauer=Arbeiten der Firma Franz Stark in Linz zur An¬ fähige Firma und ihre schönen stylvollen Gyps¬ und Cement=Arbeiten aus Eiselmeyr's Casino=Saale, sowie aus den neuerlichen Arbeiten im Ausstel¬ lungs=Palais; besonders im Vestibule und Stiegen¬ schauung vringt. Wir kennen bereits diese leistungs¬ tararischem Marmor allgemeine Anerkennung findet. In der Industrie=Halle hat Herr Franz Stark reizende Sphinxen, Kinderbüsten, Medaillons aus hause, von welchem der schöne Wandbrunuen von Gyps, dann vorzüglich ausgeführte Früchte und ausgestellt. kommen wir zu den Thonöfen der Firma Josef Sommerhuber in Steyr, deren Mannigfaltig¬ An der Stirnseite der Industrie=Halle rechts schön und stylvoll componirter Bauornamente Blumen aus Carara=Mamor, sowie Bruchstücke keit und Neuheit der Formen und Farben der Oefen, sowie die sorgfaltige, reine und stylvolle in Anspruch nimmt. Ausführung die Aufmerksamkeit jedes Besuchers wir einen im dunklen, warmen Grun und in Form reizend gehaltenen Kachelofen (Zeit: 15. Jahrhun¬ dert), welcher nach einem im germanischen Museum in Nürnberg befindlichen Originale mit besonderem Verständniß imitirt ist. Dieser Ofen wurde von obenswerth bezeichnet. Weitergehend bietet uns diese Firma, welche in der Geschäftswelt einen ausgezeichneten Ruf hat, einen in Folge seiner originellen Form, sowie bezüglich der jervorragenden Fach= und Kunstkennern seyr Als besonders vorzüglich gelungen bemerken Benützung der Glasuren genial durchgeführten diesem Ofen ist weiß, auf welcher dann mit blauer Majolika=Glasur= originelle Blumen und reizende Friesen in Art, wie man selbe auf alten Bauern¬ Bauernofen auf eisernen Füßen. Die Glasur auf krügen, Schüsseln 2c. findet, mit gutem Verständniß gemalt sind. Die Zeichnung zu diesem Oefen stammt von Herrn Gustav Ritzinger, k. k. Fachvorstand, welchen wir schon wiederholt auf unserem Rund¬ gange als Forderer des guten Geschmackes bei den Arbeiten unserer rührigen Geschäftsleute finden. Weiters erwähnen wir noch zwei im Renaissance¬ Styl sehr schön gebaute Kamine, der eine mit Kachel=Aufsatz, stahlgrun glasirt, der zweite in dem mann gebaut, welche von dem Fleiße und Können dieses Arbeiters das beste Zeugniß geben. Ferner find noch ausgestellt drei braun und grün glasirte altdeutsche jetzt sehr modernen Elfenbeinweiß. Beide Kamine sind von dem Hafnergehilfen Herrn Michael Rotten¬ Kachelofen, dann ein blaugrau glasirter sogenannter Steyrer Kachelofen von origineller, schoner Form und Glasur und in gleich tadelloser Ausführung. vereits vor 300 Jahren gegründet wurde, neben Möge dieser rührigen Firma, deren Geschäft dem moralischen Erfolge auch die wohlverdiente För¬ derung durch reichliche Bestellungen nicht ausbleiben. Sahan, Hafnermeister hier, eine reiche Collection sehr fleißig gearbeiteter schwedischer und altdeutscher Oefen und Kammne in diversen Farben ausgeführt. Wir freuen uns, auch bei dieser Firma, seit der letzten Ausstellung im Jahre 1880, einen größeren Aufschwung wahrzunehmen. Herr S. Sahan bringt uns Farben, welche gewiß nur nach vielen Proben in solcher Reinheit zu erzielen sind und welchen bei richtiger Zusammensetzung und Vertheilung auch der Effect nicht ausbleiben wird. Wie eben bei allen Kunstgewerben, so fordert auch die Hafnerei eine technische Schule. Wir sind überzeugt, wenn diese rührige Firma, die in ihrem Chef auch den besten Arbeiter hat, neben ihrem Fleiß und Wollen auch die Milhe nicht scheut, alte Muster zu studiren und nach solchen zu arbeiten, daß sie in kürzester Zeit auch den Formen= und Farbensinn, der schöne Anlagen bekundet, ganz ausgebildet haben wird. Rechts anschließend bringt Herr Sylvester Die Topferei des Herrn Leopold Schleiß in Hmunden bringt uns nebst der allseitig bekannten Bmundner Specialitat die grün geflammten Ge¬ Schalen von besonderer Reinheit und Güte, auch eine reiche Collection Nutz= und Decorations=Geschirre als: Vasen, geformte und glatte Teller, Schüsseln, Humpen, Schreibzeuge, Wasch=Service 2c. in schönen Formen, neu und theils nach altem Orginale schirre, als: Krüge, Weidlinge, Schusseln und imitirt, (auf weiche mit Geschick und Verstandniß Blumen, Ornamente, Wappen, Figurinen, Land¬ Seite 3 schaften 2c. in Art der alten Bauern=Majoliken ge¬ malt sind. Es ist diese Töpferei die Einzige, bei welcher besonders die zu Ende des 18. Jahrhunderts so in Blüthe stehende Geschirr=Fabrikation mit solchen Majoliken im fortwährenden Betriebe und gleicher Productionsweise sich 5is auf heute er¬ halten hat. Besonders schön sind die 4 Teller mit den Wappen von Ober= und Niederosterreich, Steiermark und Tirol, welche mit reizenden Orna¬ menten umgeben, polychrom vorzüglich durchgeführt sind. Ebenso eine hohe schlanke plastische Kanne mit Henkel von edler Form mit einem Roccoco=Fantasie¬ Bilde in Blau, ferner einige Platten mit Ansichten färbig, und eine Platte, ein Seestück, wieder in Blau. Bereits alle verwendeten färbigen Glasuren sind von Ischl, Gmunden 1620, Scharnstein 2c. mehr¬ Versuchs=Anstalt in Wien zu wenden. die Ankon Pelermanoische Wessersammtung in Stadt Steyt. Die Anton Petermandl'sche Messer=Sammlung ist ein integrirender Bestandtheil unserer Ausstellung. Leider konnte sie der beschränkten Raumverhältnisse wegen weder in der cultur=historischen Ausstellung noch in der Villa Werndl, wie anfänglich bestimmt, Stahl=Industrie, welcher sie durch die Fürsorge intergebracht werden. Sie verblieb daher in ihrem eigentlichen Heim, in der kais. königl. vereinigten Fachschule und Versuchs=Anstalt für Eisen= und des k. k. Cultus= und Unterrichts=Ministerium vor zwei Jahren einverleibt worden ist. In mancher Beziehung mag diese von Vortheil sein, indem keiner Sammlung das Wandern zu Nutz gereicht und der zweckentsprechenden Aufstellung einer großen Sammlung in neuen Localitäten immer Schwierig¬ keiten entgegenstehen, die nicht gleich überwunden verden können, andererseits dürften aber manche Besucher unserer Ausstellung des Genusses und der Belehrung, welche diese Sammlung in reichem Masse gewährt, verlustig geworden sein, trotz unserer täglichen Erwähnung derselben an der Spitze unseres Blattes. Es ist aber für einen Fremden schwer, sich in einer für ihn neuen Stadt bis in die entlegenen Straßen zurecht zu finden, und rußerdem dürfte es Wenige geben, die sich von einer Messer=Sammlung eine Vorstellung machen könnten, ehe sie die einzig in ihrer Art dastehende Anton Petermandl'sche gesehen und von ihm er¬ läutern gehort haben. Nur ein in den prähistorischen Studien gut Bewanderter, oder ein feiner Kenner des Ornamentes und seiner Geschichte, sowie ein in der Eisen= und Stahl=Technologie genau Ver¬ sirter und allenfalls in Bezug auf die modernsten Erzeugnisse ein mercantil Erfahrener wird sich der dem Worte Messer=Sammlung irgend eine Vor¬ stellung machen können, die meisten Menschen werden aber geneigt sein, eine Messer=Sammlung ur eine seltsame Liebhaberei zu halten, wenn sie nicht weniger gebildet eine solche Sammlung für eine Narretei erklären und den Sammler geradezu als Narr behandeln. Ist es denn einen Columbus, Galilei, Boucher des Perthes mit seinen Forschungen zur Paläontologie des Menschen, Heinr. Schliemann mit seiner Auffassung der homerischen Gedichte und seinen Ausgrabungen anders ergangen. Diese Männer sprachen weltbewegende Ideen aus, die, wie man meinen sollte, auch beim erstenmale Horen zu denken geben sollten. Wie mußte es da¬ her erst jenem ergehen, der sich gegen diese Ideen in das Kleinlichste verlor, in Messer — Messer, die wir in der Tasche tragen, mit denen wir täg¬ lich speisen, mit denen der Metzger hankirt und die Magd zum Verdruß der Hausfrau das Holz ofr spaltet U. s. w. u. s. w. — es war zu lächer¬ lich. Da aber zufalliger Weise jener sonderdare Schwärmer sonst ein guter und braver Mann war, den man allgemein schätzte, so nannte man ihn nur den „Schleifer=Toni“, malte ihn in possirlichen schon, die technische-Behandlung der Formen und Zeichnungen vorzüglich und ociginell zu nennen. Wie bekannt, ist bei den Majoliken besonders ein schönes Gelb sehr schwer zu erhalten, was wir unter dem vielen Guten dieser ausgezeichneten Firma, auch hier vermissen. Wir empfehlen Herrn Leop. Schleiß, sich diesbezüglich an die k. k. Keramische

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