Seite 2 zianen, oluhenden Alpenrosen und Herbst¬ zeitlosen. Die drei jungen Damen waren Fraulein Therese von Jager, als Burgerin von Steyr, in geblumtem Bro¬ cattleide mit evenso gemustertem Wiever¬ schurze, ein goldgesticktes weißes Tuch um den Hals, die prächtige Goldyauve auf dem Haupte; Fraulein Warie Baumgart¬ ner als Sensenschmieostochterlein aus oem Mollnerthale, mit Seidentleio, weißer Sei¬ denschurze, goldgesticktem Wieder, vlauem, von gestickter Blumenvoroure eingefaßtem Halstuche, den vreittrampigen weißen Ischler¬ hut auf dem Haupte, die blonden Zopfe frei über den Rucken hangeno; sie sprac die Begrußungsworte: Nimm gnädigst, hohe Frau, in diesen Raumen Zum Willkommgruß, aus uns'ren jungen Handen Was uns're Alpen noch an Blumen spenden. - Vielleicht gedenkst Du einst der heut'gen Feier, Dann, bitte — denk an uns, an's treue Steyer. und überreichte das Handvouquet; enolich Fraulein Tyerese Breseimayr als Bauerin des Steyrer Bezirtes, gerleider in ein braunes Brocattleid mit Puff¬ armein, geblumter Schurze, grunem Hals¬ tuche mit gestickter Bordure, eine schwarze, oben durch in Golovoroen avgeschlossene Pelzmutze auf dem Haupte, die Hande mit schwarzen, gologestickten Sammt¬ handschuhen bedeckt, ein gesticktes roty= ammtenes Ridicul und einen prächtigen rothseidenen Regenschirm tragend. Nach¬ dem Ihre taiserliche Hoyeit, die Frau Kron¬ prinzessin mit dem hulovollsten Lacheln Be¬ grußung und Bouquer entgegengenommen und mit jeder der 3 Frauleins freunölichst conversirt und sich nach dem Alter der Damen, der Provenienz der Cosrume uno ob die Frauleins aus Steyr gevurtig seien, ertundigt hatte, schritten Hochstoieseiven oie Treppen empor, wo bereits der schone Marmorrelief aus Enns und dann die zwei Feldschlangen aus dem stadtischen Archive Hochoeren Aufmerksamteit fesselrten. In den eigentlichen Ausstellungsraumen hatten die einzeinen Herren des Comites die Ehre, vorgestellt zu weroen uno die Fuhrung zu üverneymen. In Gruppe IX, historische Portrats und Bilder, wo die Herren Professoren Frant und Maler Stern die Erklarungen gaven, interessirte sich Se. raiseri. Hoheir der Kronprinz besonders für die alresten Bilder; in Gruppe VIII, rirchliche Kunst, fuhrte Herr Prosessor Wever uno staunten Ihre taiserl. Hoheiten üver die Menge der eben so schonen als seltenen Gegenstanoe, und ertundigten sich eingeheno uver oie Ari und Weise, wie dieselben gesammelt woroen. In Gruppe 111 (Waffen) uno VII(Kostume) war Herr Fachvorstano Ritzinger mit ver Erläuterung vetraut; hier erregten vesonoers die mittelalterlichen Waffen vei Sr. raiserl. Hoheit den Kronprinzen uno oie alten Costume bei Ihrer taiserl. Hoheit der Frau Kronprinzessin großes Interesse. In Gruppe 1(vorgeschichtliche und romische Alterthumer, und 1I (Urkunden, Ortsvilder u. w.) jao Herr Pros. Dr. Wiomann uno Herr Statthalterei=Conzeptsprattikant I. Huver die notywenoigen Erlauterungen; Jyre „Steyrer Ausstellungs-Zeitung“ Hoheiten interessirten sich hier besonders fur die Unterschriften ihrer erläuchten Aynen auf den Urtunden, für die Urtunden von Garsten und Gleint, vei deren An¬ blicke Se. taiserl. Hoheit sprach: „Das ware so interessant, wenn man nur Zei hatte, alles genau durchzuseyen“, das Festzugsvild vom Jahre 1880 und ur die alten Burgercorpsvilder, vei oeren einem Se. Durchlaucht Furst Lichnowsti barauf hinwies, daß Kaiser Alexander 1. von Rußlano gerade so in oen Portrats ausseye, wie hier ein Burgercorporal von 1824; auch die Sammlung von alren Buchern wurde mir regem Interesse be¬ trachter, wie nicht minder die Munzsamm¬ lungen uno die seyr instruktiven prahistorischen uno romischen Funooojecte. Im Innungszimmer (Gruppe 1V), wo die Herren Sonnleitner und Polzl die Ehre der Fuhrung genossen, wurden die Taoen¬ Urtunden, besonders die von 1570 bis auf heute fortgeführten Meister= uno Teyrlings= Aufnähmeöucher der Messerer=Zunft, die Innungszeichen, besonders das Flosser=Her¬ vergszeichen, eingeheno besichtigt uno meyr¬ ach von beiden raiserlichen Hoheiten Worte der schonsten Anerrennung für die Aus¬ stellung ausgesprochen. In den Interieurs Gruppe V) näymen Jyre Hoheiten oie Vorstellungen der Herren Franz Holzlyuber und Stiasny entgegen; auch hier gaven le Ihrer Ueverraschung üver oas Gevorene und das Arrangement Ausdruck und Ihre taiserliche Hoheit die Frau Kronprinzessin prach mehrere Male: „Das ist ja wunoervoll!" Auch die orei hier weilenoen costumirten Burgersmaochen wurden wieder¬ jolter Aufmertsamteit gewurdigt. Bei dem Abschieoe aus der culturhisto¬ rischen Ausstellung dankte oas ourchlauchtigste Kronprinzenpaar Herrn Tomitz huld¬ voust. Se. t. uno r. Hoyeir Kronprinz Rudolf reichte Herrn Tomitz die Hand mit Worten des Toves über die Ausstellung ageno: „Ich gratulire Jynen! Ihre tais. Hoheir Frau Kronprinzessin Stefanie, am Arme des durchläuchrigsten Kronprinzen Rudolf, begaven sich zu Fuße unter dem unbeschreiblichen Juvel oes ein dichtes Spalier biloenden Publitums nack der Staotpfarrtirche, woselbstHochstbieselben vom hochw. Herrn Staotpfarrer Aichinger uno der ubrigen Geistlichteit der Pfarre eyrervietigst empfangen wuroen. Die Kirche war vom Publitum seyr oicht besetzt und empfing oas ourchlauch¬ ligste Kronprinzenpaar mit ehrerbierigsten Verneigungen. Nach turzem Gevete vesich¬ tigte das yoye Paar die neuen Seiten= altare uno die Sebastianscapelle mir oem alteyrwurdigen Taufbecken. Unter sturmi= chem Hoch der Menge vegav sich das ourch¬ läuchrigste Kronprinzenpaar nach Object IA der Waffenfabrit. Hier vom Verwalrungs¬ rathe, mir Furst Lichnowsty uno Generalbirector Wernol an der Spitze, empfangen, sielt Fürst Lichnowsty an das ourchlauch= tigste Kronprinzenpaar eine Ansprache fol¬ jenden Inhalts: „Eure r. uno r. Hoheiten: Die osterreichische Waffenfabrit, als deren Prasibent seit ihrer Begrundung ich die Nr. 41 Eyre yave, in riefster Devotion mich aller¬ unterrhanigst vorzustellen, ist hochgeehrt uno yochoegluckt, daß es t. t. Hoheiten gefällig ist, ihre Bemuhungen in Augen¬ chein zu neymen. Eure taiserliche Hoheit werden gewiß gnadigst verücksichtigen, daß unser Unterneymen auf eigene Kraft basirt ist und einen echt osterreichischen Charatter tragt, daß wir die Wissenschaft fordern und unseren Arbeitern Brod geven wollen, auf daß sie heute oder morgen ihrem ur¬ prunglichen Zweck zuruckgegeven, im Stande sino, Sr. Majestat dem Kaiser, dem theuren Vaterlande uno unserer tapferen Armee dienen zu konnen. Eure taiserliche Hoheir jatten die Gnade, im verflossenen Jayre oas Protectorat der Wiener Ausstellung hulovoust anzuneymen. Unter den oowaltenoen Umstanden wurde es uns mit er¬ hoytem Stolze erfullen, aus dem Wcunde Eurer raiserlichen Hoheit wohlgefalliges Urtheil zu verneymen. Geruhen Hochstdieselben unseren aufrichtigsten uno innig= ten Dant für den uns auszeichnenden Be¬ uch entgegen zu neymen. Se. t. und r. Hoheit Kronprinz Rudolf geruhte hulovollst zu erwidern: „Es freut mich seyr, daß ich die Gelegenheit habe, nochmals mit meiner Frau hieyer nach Steyr zu kommen, um mich von den Be¬ trebungen der Waffenfabrit zu unterrichten. Es freut mich, daß so patriorische Manner ich an die Spitze des Unterneymens ge¬ tellt haven, ganz besonders dante ich Ihnen, Herr Wernol, der Sie sich um Oesterreich chon so viele Verdienste erworven haven, oaß Sie sich an die Spitze einer Unter¬ neymung gestellt, die wir als die Fort¬ setzung der Wiener elettrischen Ausstellung betrachten. Meine Erwartungen sino noch übertroffen worden und oante ich insve¬ ondere der Bevolterung der Stadt Steyr, welche dies Wert, mit Aufopferung uno Muhen verbunden, inscenirte. Se. t. uno t. Hoheit Kronprinz Rudolf dantte schließlich in seinem uno im Namen des Vaterlandes uno sprach die Hoffnung aus, daß unter der vewäyrten Leitung auch der neue Zweig der Waffenfabrit gebeihen werde. Se. t. Hoheit Kronprinz Rudolf oruckte hierauf dem Fursten Lichnowsty uno Herrn Wernol innig die Hano. Darauf wurden die Herren Director, Holuo, Bureauchef Langer uno Vor¬ stand der elettro=technischen Abrheilung Oberlieutenant Strachowsry Jyren kaiserlichen Hoheiten vorgestellt und besich= tigre das Kronprinzenpaar die Fabrits¬ raume oes Objectes IX mit den varin aufgesteuten Dynamos, welche für die Gluylichter des Aussrellungspalais den Strom liefern. — Vom Ovjecte IX begaven sich die yochsten Herrschaften unter Fuhrung des Herrn Generaloireckors Wernol und des Verwaltungsrathes der osterreichischen Waffenfabrik in das Object VIII, die eigentliche elettro=rechnische Abtheilung, wo die Dynamomaschinen uno Lampen montirt uno controtirt weroen. Ihre taiserlichen Hoyeiren inreressirten sich lebhaft für die verchieoenen Arveiren, namentlich das Herstellen der Kohlenongel für Glühlampen, das
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