Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 38, 17. September 1884

Nr. 38 Element zuführen, sich zu Bächen, Flüssen und Seen vereinen, dem Gewerbfleiße der Menschen ihre unersetzlichen Kräfte darbieten, hier unsere Fluren befruchtend bespülen, dort unser Auge als ein un¬ widerstehlicher Reiz der Landschaft beglücken. Allein, wenn der wohlerhaltene Wald eine nachhaltige, ruhige Speisung der Bache, Flusse und Seen bewirkt, wenn er einen geregelten Abfluf der angesammelten Wässer und ihre ungestorte Be¬ nutzung sichert, so sind andererseits unvermittelte Uebergänge vom Wassermangel bis zum verderb¬ lichsten Ausbruch der Fluthen die unausbleiblichen Folgen der Entwaldung. Es wird da wol oft über das Ziel geschossen und es ist heute veliebt, Hoch¬ wasser=Katastrophen, wie jene des Jahres 1882 von vornherein der Entwaldung zuzuschreiben und über die vom Walde ganz unabhängigen veranlassenden Ursachen kosmischer und tellurischer Natur hinweg zu sehen. Allein es ist noch weit gefährlicher, nicht zuzugeben, daß nur der wohlgepflegte Wald die Thäler unserer Alpen vor den äußersten Conse¬ quenzen solcher Ereignisse zu schutzen vermag. (Fortsetzung folgt) Das Sungersest. Schluß) Um 12 Uhr Mittags versammelten ich, wie wir bereits angedeutet, die Sanger in Eiselmeyr's Casino zum Mittagmaht, welchem der Herr tais. Rath Burgermeister Pointner, meyrere Herren: Gemeinoe¬ räthe und Mirglieder des Centralcomite's anwohnten. Das Diner-verlief in ani¬ mirtester und gemuthvoller Stimmung und jav neuerdings Gelegenheit zu freunoschaft¬ lichstem Verteyre zwischen oen Steyrern und den Sängergasten. Den Reigen ver Toaste eroffnete Herr Burgermeister Georg Pointner mit einem von der ganzen Versammlung mit sturmischer Begeisterung aufgenommenen oreifachen- Hoch-auf Se. Majestat unseren geliebten Kaiser Franz Fosef 1. Hierauf ergriff Generaloirector Herr Wilhelm R. v. Frirsch oas Wort, um im Namen des Centralcomite's der Ausstellung oen lievwertyen Sanger¬ jasten die herzlichsten Symparhien uno die aufrichtigste Freude auszuorucken üver den zahlreichen Besuch, mit welchem sie unsere Ausstellung veeyrten. Reoner wies darauf hin, wie Steyr nicht nur die Stadt des Eisens uno regen Inoustrie¬ fleißes sei, sondern auch eine Staot,-welche lebhaften Sinn für die Musit uno insve= sondere für den edeisten Zweig verselven, für den Gesang hegr. Wir wissen aus der Geschichte Steyrs, daß unter den runst¬ sinnigen Ototaren der -Minnesang bluhte und daß Steyr eine-Zunft der Meister¬ singer hatte, welche sich großen Ansehens erfreute, und in neuerer Zeir war es der Liederheros Frauz Schuvert, welcher oft und gerne und für langere Zeit in Steyr weilte uno hier viele seiner schonsten Lieder componirte, die von hier aus ihren Siegeszug in die musitalische Welt hielten Bravo! Bravo!) Wenn nun die Ausstellung in Steyr ein Ausfluß rastlosen Strevens und Schaffens auf inoustriellem Gebiete sei, so verklart das Lieo andererseits diese realen Bestrevungen mit dem Zauber der Poesie, und in dieser Richtung begrußt Reoner den Besuch unserer Ausstellung durch die Sanger mit lebhafter Befrieoigung und erhebt sein Glas auf das Wohl der eolen liederreichen Gaste. Diese geistvolle Rebe, „Steyrer Ausstellungs-Zeitung“ durchweht von dichterischem Schwunge, deren Inhalt wir leider nur in turzen Worten hier anoeuten konnten, — uote eine zunoenoe Wirtung aus und hell ertlangen die Glaser zum Love und Rühme des deutschen Sanges. Spater erhov sich der Vorstano der Steyrer Liedertafel, Herr Emil Haas, um unter Eitirung des-Wählspruches der „Steyrer Liedertafel“ zu veronen, daß dessen Inhalt wol nie eine schonere nno eryavenere Er= fullung gefunden hatte, ais heure, wo aus May uno Fern deutsche Sanger hieher gerommen seinen, um mit oen Steyrern zu ernster Feier und heiterer Tust veurschen Sang erschallen zu lassen. Es sei schon wiederyolt Gelegenheit gewesen, die Sanger zu begrußen und ihnen fur ihren Besuch zu danten. Mit den Sangern seien aver auch viele liebliche deutsche Frauen und Madchen getommen, was allgemeine Freuoe erregte. (Bravo! Bravo!) „Des Sangers Herz schlagt ja besonoers warm fur alles Schone, Anmurhige und Holde, der Sanger preist im Liede die Dame seines Herzens, er besingt ihr seelenvolles Auge, die Rosen ihrer Wangen, erweckt sie am Morgen mit seinem Liede uno singt sie Abenos in ußen Schlummer. (Bravo! Bravo!) Red¬ ner glaubt daher nicht vlos aus den Her¬ zen der Steyrer Tieverkafler, sondern im Sinne aller Sanger zu sprechen, wenn er sie auffordert, mit ihm das Glas zu leeren auf oas Wohl und den Preis der Damen. Dieser Toast wurde mit sturmischer uccla¬ mation aufgenommen uno Alles orangre sich, mir den anmuthigen Sangesschwestern anzustoßen und ihnen die Huldigung oar¬ zubringen. Auf einmal ging frohe Bewegung durch den Saal: es war der gefeierte Componist Herr Franz Mair aus Wien erschienen, uno ein harmonisches „Gruß Gott“ der Sanger begrußte denselben, welcher in herz¬ lichen Worten seiner Freude Ausoruck gao, dieses schone Fest mitmachen zu ronnen. Spater näym der Vorstano des Man¬ nergesangs =Vereines „Kranzchen“ Steyr, Herr Franz Holzlhuver, das Wort und begrußte im Namen seines Vereines die Sanger, insvesondere in lau¬ nigen Versen den illustren Gast Herrn Hranz Mair. So war im Flüge die Zeit herangeruckt, welche programmgemaß für die Gesammt¬ prove-vestimmt war, uno man hoo oie Tafel in fröhlichster Stimmung auf, zu welcher auch die reichlichen und krefflichen Speisen und Getrante des Herrn Hoteliers Eiselmeyr nicht wenig beigetragen hatten. Wahrend der Gesammtprove wurden von den Fähnenjunkern die Fähnen vom Rathhause zur Biloung des Festzuges au der Promenade abgeholt uno der Zug dieser 19, zumeist geradezu prachtvoll aus= gestatteren, mit vielfachen, golostrotzenden Bandern und Emblemen geschmuckten Fäy= nen, gerragen von schmucken jugenofrischen yähnenjuntern, unter oem Vorantritte ver uniformirten Burgercorps=Weusircapelle, vor ein uberaus malerisches uno farven= reiches Bilo. Nach der Probe in der Turnhalle des Seite 3 Burgerschulgebaubes für die wahrend des Loncertes zum Vortrage gelangenden Ge¬ sammtchore wurde am Franz Josefsplatz der Festzug zusammengesteult. Unter Vorantritt der Musitcapelle des hiesigen Burgercorps, bewegte sich der Zug, den auch noch in der Mitte die hies. Veteranen¬ capelle vegleitete, uver die Promenaoe, den Schloßverg, ourch die Enge auf den Staotplatz uno von hier üver oen Pfarr¬ berg, Franz=Josefsplatz, die Prevenhuver¬ gasse vor dem Ausstellungspalais voruver auf den Ausstellungsplatz. Die Sanger wuroen auf dem ganzen Wege von dem ungemein zahlreich Spalier biloenden Puo¬ licum auf das herzlichste vegrußt und aus den Fenstern von liebenswurdigen Damen mit zahllosen Blumenspenden und Kranzen überschuttet. Groß war der Jubel der Be¬ volterung, groß die Freude der Sanger, uno oie sturmischen Hochrufe, die wayreno der ganzen Dauer des Zuges erschauten, gaben Zeugniß von der Begeisterung ver Sanger über den herzlichen Gruß oer Bevolterung von Steyr. Am Ausstellungs¬ platze bewegte sich der Festzug vis zur Tribune, wo die Faynen der Vereine von liebreizenden Damen, den Fraulein Hoch¬ hauser, Seyschav und v. Weismayr mit Kranzen uno Erinnerungsvandern ge¬ chmuckt wurden, wahrend welchen Actes jeder Verein sein Motko sang und nach welchem sich der Zug aufloste und das yestconcert vegann. Als erste Nummer wuroe oer Chor von Durrner „Sturmbeschworung unter der Direction des Chormeisters der Herrn Joje „Steyrer Tiedertafel Tobisch, gesungen und mächtig war die Wirtung, die verselbe, von achthundert Sangern vorgetragen, erzielte. Den Reigen der Einzeinchore eroffnete der Mannergesangverein „Froysinn aus Linz unter der Leitung des Herrn Tyormeisters F. Arnleitner mit dem Chor „Waldeinsamteit“ von A. M. Storch und erregte in dem nach vielen Tausenden zahlenden Puolicum sofort oas lebhafteste Interesse für die Vortrage der einzelnen Vereine. Groß war die Leistung und wohlverdient der Beifall. Nach diesem ang der in großer Anzahl erschienene Mannergesang=Berein „Gurenverg¬ ouno“ aus Tinz unter der Leitung des Chormeisters Herrn Franz Reiter den Chor „Der Trompeter an ver Katz¬ bach“ von Mohring, mit Pracision, Feuer, uno seiner Nuancirung uno erntete woylverdienten Beifall. Sehr schon und voll¬ ender sang der Mannergesangverein „San¬ geround“ aus Linz den Chor „Rei¬ terlied“ von Otto unter der Leitung des Chormeisters Herrn A. Schreyer, vei welchem wir die accurate und glatte Durchführung besonders hervorheven mussen. Ein schones Bilo kreuer Sangerlieve vor die nachste Aufführung des Chores „Sangesweise“ von Franz Mair mit Orchesterbegleitung und unter person¬ licher Leitung des Componisten vorgetragen von dem suowest=niederosterreichischen Gau= verbande, besteyend aus ven Gesangsver¬

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