Nr. 31 ten sich um 8 Uhr Fruh mit ihren Fäynen auf dem Baynyofe zum Empfange der weiters noch erwarteten Sanger. Als die schier enolosen Bähnzuge einliefen uno die angerommenen Sanger die Waggons ver¬ ließen, ließ die Burgergarde einen frischen Marsch ertonen, unter dem sich die Ange¬ rommenen auf dem Plätze, zwischen oem Baynyofe und dem Bahnoirectionsgebaude den anderen Sangern anreihren. Hierauf ergriff der Obmann des Sangerfest=Execu¬ tivcomite's Herr Dr. Angermann oas Wort, um die Festgaste im Namen der Steyrer Gesangsvereine in langerer gelunge¬ ner Reoe, zu bewillkommen, worin er der Freude Ausoruck gab, daß sie so zählreich aus allen Gauen unseres Vaterlanoes, ja selost aus der anderen Reichshalfte erschienen waren, um hier mit den Sreyrern ein uno ihnen ein herzliches „Gruß Gort“ zu orin¬ gen, in das die Steyrer Sanger musiralisch einfielen. Hierauf vegrußte Herr General¬ director W. R. v. Fritsch im Namen des Centralcomité's die lievwertyen San¬ gergaste, um ihnen in vereoren Worten Dank zu sagen dafur, daß sie unsere Aus¬ stellung durch ihre Gegenwart verherrlichen, und ihnen ein Hoch zu vringen, welches bei den Steyrern begeistertes Echo fano. deutsches Sangerfest zu begeyen, Auf diese Begrußungen erwieoerte Herr Milvock, Vorstand des „Froysinn“ in Linz, indem er im Namen der erschienenen Sanger für den uveraus herzlichen und freunoschaftlichen Empfang den aufrichtigen Dant ausdruckte und sowol dem lodlichen Central=Comite, als auch den Steyrer Sängern ein oreifaches Hoch brachte, welches die Sangesgaste in entyusiäsrischer Weise acclamirten. Hierauf setzte sich der Zug unter Vor¬ antritt der Burgercorps=Capelle in Bewe¬ gung und marschirte unter lebhaften Ova¬ tionen des zu beiden Seiten des Weges sich massenhaft drangenden Puolicums und vieler Kranz= und Blumenspencen aus zarter Damenhand zum Rathhause, wo der Herr Burgermeister rais. Raty Poininer, um¬ geven von vielen Gemeinderathen, am Bal¬ cone den Zug erwartete und die Sanger, welche sich mit ihren Faynen im Halorreise vor dem Ratyhause aufgesteult harten, in Namen der Stadt auf das herzlichste ve¬ grußte und sie eintud, ihre Faynen im Rathhause zu deponiren. Nachdem Herr Milvock im Namen der Sanger für diese Begrußung freundlichst gedankt, wurden die Fahnen abgegeven und die Sanger zer streuten sich, um ihre Wohnungen aufzu¬ suchen und sodann die Ausstellung in Augen¬ chein zu neyhmen. Um 12 Uhr versammelte ein gemeinsames Wittagmahl die Sanger im Casino. Ueber dieses, sowie den ganzen weiteren Verlauf des Festes werden wir morgen verichten. Stenographische Kussellung. Schluß.) Wir kommen heute, nachdem wir unseren Rundgang in dem Ausstellungsrayon des Steno¬ graphen=Vereines vollendet haben, nochmals auf den Hauptgegenstand der Ausstellung zurug, nam¬ „Steyrer Ausstellungs-Zeitung“ lich auf den „Stenographentisch“, angefertigt von A. Schrader, welcher Tisch das Centrale der gesammten Ausstellung des Stenographen=Vereines bildet. — Geraume Zeit ist seit Beginn der Aus¬ stellung verflossen und die Meinungen und An¬ sichten haben sich über die verschiedenen Ausstellungs¬ Objecte gebildet, und so auch über die Objecte des Stenographen=Vereines. Das allgemeine Urthe: über dieselben ist ein außerordentlich günstiges und immer und immer wieder kommt die Sprache auf das genannte Meisterstuck des Herrn Schrader zuruck, denn je näher und genauer man dieses mustergiltige, stenographische Ansstellungswerk be¬ trachtet, desto erhöhter wird das Interesse dafür und desto anheimelnder werden für den Fach¬ genossen, für den wissenschaftlich Gebildeten, sowi¬ fur den Laien die herrlichen Formen dieser in unserer Zeit mit mächtiger Kraft sich immer mehr und mehr einbürgernden Schriftart Gabelsberger's. Aber auch sonst ist diese Arbeit, welche Meister Schrader lieferte, eine herrliche, schon in Bezuz auf die vollendete Technik in dem einschlagigen Fache. Gewiß hat der Stenographen=Verein Steyr sehr gut gethan, als er für sein Project den Aus¬ führer suchte, den seit Jahren hier renommirten Meister für diese Arbeit zu gewinnen, denn — ab¬ jesehen von dem bedeutenden Kostenpunkte für die Vorarbeiten dieses Wertes, — standen nebst der In¬ telligenz für die Durchführung desselben dem Meister auch die nöthigen Hilfsquellen und Kräfte zur Verfugung und mit vollem Rechte glauben wir nebst dem intellectuellen Schopfer dieses Werkes Herrn Schrader, auch dessen würdige Hilfs kraft, den in seiner berühmten Werkstätte seit 23 Jahren thätigen und sehr bescheidenen, dabei aber einer Sache vollkommen mächtigen, noch der alten Meisterschule entstammenden, biederen Arbeiter, der seine volle Kraft dem Werte widmete, Herrn Josef Huber, in unserem Berichte nicht übergehen zu sollen, sondern auf diesen wackeren Arbeiter, der so lange Zeit in Einem Etablissement arbeitet, die Aufmerksamkeit einer löblichen Jury lenken zu müssen, denn jede gediegene Arbeit, von wem ste auch kommt und in wessen Auftrag und mit welcher Unterstützung sie auch ausgeführt wird, ist des ver¬ dienten Lobes und Lohnes würdig. Und so schließen wir die Berichte über diesen Theil mit den Worten unseres hohen Protectors, Sr. k. Hoheit Erzyerzogs Carl Ludwig: „Ich halte dafur, daß die Stenogra¬ phie im Dienste der Industrie sich even so fruchtbring end verwerthen laßt, wie sie auf dem Gebiete des schrift¬ lichen Verkehres unentbehrlich ge¬ worden ist“, und mit den huldvollen Worten unseres erhabenen Monarchen: „Diese Art der Verwerthung der Stenographie auf industriellem Gebiete ist eine höchst originelle Idee!“ Moge sie dem gewerblichen Leben neue Impulse zu regem Schaffen leihen, dann hat der Steno¬ graphen=Verein Steyr in seiner bescheidenen Wir¬ kungssphäre die Opfer an Zeit, Mühe und Fleiß nicht umsonst gebracht. —- Doch kann er den herr¬ lichen Erfolg nicht unbedingt auf seine Rechnung schreiben, sondern muß ihn auf das liebenswürdige Entgegenkommen der Damen übertragen, die zur Ausstattung und zum Gelingen des Ganzen so geistvoll und reichlich deitrugen. Hoch die Damen! Der Walo in seinen Beziehungen zur materiellen uno heistigen Culkur. Portrag, gehalten im Turnsaale der Burgerschule zu Steyr am 9. September 1884 aus Anlaß der Jahresversammlung des oberosterr. Forstvereines. (5. Fortsetzung.) Die Wirkung der Waldstreu in Bezug auf die Erhaltung, Nutzbarmachung und den regelmaßigen Kreislauf des Wassers ist also geradezu immens. Von den Millionen Wenschen, welche den Wald betreten, haben wol nur wenige eine Ahnung oavon, mit wieviel Banden ihre Existenz an ihr gekettet ist! - Sie erquicken sich an den beleben¬ den Luftwellen, die ihnen da entgegenströmen; sie uberlassen sich den Stimmungen, in die das geheim¬ Seite 3 nißvolle Rauschen der Baumkronen sie einwiegt; sie bewundern den schwellenden Moosteppich, von ernsten Buchen im dämmerigen Lichte überschattet. Aber das innerste Wesen des Waldes ist ihnen fremd. Doch lassen Sie mich jetzt zur climatischen Seite des Waldeinflusses zuruckkehren. In wiesern die Wälder auf die Temperatur und Feuch¬ tigkeit der Luft, auf die Niederschlage, auf die Temperatur und Feuchtigteit des Bodens, auf den Wasserstand der Flusse Einfluß nehmen, ist zwar wissenschaftlich noch nicht bis zu dem Ergebniß von Leyrsatzen erharter, allein die Resultate vieler Beobachtungen und na¬ nentlich jene der k. bayrischen Versuchsstationen, sowie die auf Thatsachen gegrundete Erfahrung setzt uns in die Lage, die Mehrzahl dieser Fragen o ziemlich präcise zu beantworten. Vergleichen wir die Lufttemperatur im Walde und im Freilande. Nach den neuesten Untersuchun¬ gen ist die mittlere Jahrestemperatur der Luft im Walde um 10% niedriger als die des Freilandes. Wenn Sie an einem heißen Sommertage end¬ lich den Wald erreichen, so wird Ihnen dies sehr bald zur Empfindung werden. Sie nehmen den Hut ab, ein herrlich erquickender Luftzug umspult 5hre Stirne. Mit Wonne saugen Sie den bele¬ benden Hauch des Waldes ein, die Brust hebt sich reier, in gierigen Zugen schlürfen die Lungen. Im Sommer wird die Luft im Walde in der Regel um 2° R. kühler sein, als im Freiland, und diese Differenz wird vom Moraen gegen Mittag zunehmen, von Mittag gegen Abend kleiner werden. Nehmen Sie an: ein Oedland, ein Acker, ein Wald lägen unter der gleichen geographischen Breite, die Sonne fiele unter demselben Winkel auf sie ein, sie befanden sich auf gleicher Höhe über dem Meeresspiegel, sie hätten mit einander auch die vollkommen ebene Lage gemein. Wie wird sich die Wärme der Luft über ihnen verhalten? — Die Sonnenwarme wird auf die öde Sandfläche direct einwirken, der Boden wird bis zum Maximum erhitzt werden und die rückstrahlende Wärme wird die Temperatur der untersten Luftschichte erhohen. Das Wasser, welches sich im Boden vorsindet, wird bald luftformig werden; aber die Kalte, welche bei der Verdunstung immer entsteyt, wird die Glut nur vorubergehend mildern. Im Walde aber werden, wie schon bemertt, die Sonnenstrahlen durch das Laubdach aufgefangen. Die Baumtronen sind als schlechte Warmeleiter wenig geeignet, die empfangene Wärme fort zu pflanzen. Unten, über dem Waldboden, trifft die warme Luft mit einer taltern Schichte zusammen und steigt im Kampfe mit dieser nach oben, wo¬ durch ein Auf= und Abstromen entsteht, welches stetige Luftbewegung erzeugt und Sie beim Ein¬ tritte in den Wald so erquickend empfangt. Im Walde befindet sich während des Som¬ mers die kaltere und schwerere Luft, und da diese das Bestreben hat, nach den wärmeren Orten ab¬ zufließen, so entsteht — strahlenförmig vom Um¬ sang des Waldes ausgehend — ein am Boden yingleitender Luftstrom, welcher die Temperatur in der Umgebung des Waldes bis auf eine gewisse Enifernung herabmindert. Wie weit, das ist nach der Beschaffenheit des Waldes und der gegensei¬ tigen Lage von Wald und Freiland verschieden. Liegt der Wald höher, als das Wies= und Fels¬ land, so ist das Herabsinten der kaltern Luftschichten umso begreiflicher, es wird also im Hochgedirge sich dieser Einfluß seyr weit fühlbar machen. (Fortsetzung folgt.) Tagesneuigleiten vom Feste. Steyr, 10. Septemder. Heute Mittags ist der Flugelaojurant Corverten=Capitan v. Woylgemury hier eingetroffen, um mit dem Prasioium oes Ausstellungs=Comite's das Programm ur den Aufenkhalt des durchläuchtig= ten Kronprinzenpaares festzustellen. Der osterreichische Berein zur He= bung der Gesunbheilspfiege krifft am 20. uno 21. September zum Besuche der Ausstellung in Steyr an.
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