Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 36, 14. September 1884

Seite 2 welches in Steyr einschlug, ein Mädchen tödtete und zwei Männer am Arm lähmte. In dem Hause, wo ich wohne, befinden sich 8 Mädchen, beinahe alle hübsch. Du siehst, daß man zu thun hat. Die Tochter des Herrn von Koller*), bei dem ich und Vogl3) täglich speisen, ist sehr hübsch, spielt brav Klavier, und wird verschiedene meiner Lieder singen. Ich bitte Dich, beiliegenden Brief weiter zu för¬ dern. Du siebst, daß ich nicht gar so treulos bin, als Du vielleicht glaubst. Grüße mir Eltern und Geschwister, Deine Frau und alle Bekannten. Ver¬ gesse ja nicht auf das Stabat mater. Dein ewig treuer Bruder Franz. P. S.“Die Gegend um Steyr ist über allen Begriff schön." Auch 1819 im August war Schubert hier; von Linz aus schreibt er an I. Mayrhofer in Wien 3) „In Steyr habe ich mich und werd mich noch seyr gut unterbalten, die Gegend ist himmlisch.“ Drei Jahre vor seinem frühzeitigen Tode war er noch mit seinem Freunde Vogl zweimal hier, 14 Tage im Mai, worauf er auf 6 Wochen nach Gmunden ging, um im Juli wieder bei den Steyrer Freunden vorzusprechen, voll froher Hoffnungen auf die schönste Zukunft, da seine Compositionen und Lieder allgemein Beifall fanden. Er schreibt darüber unterm 28. Juli von Steyr aus an seine Eltern: „In Oberösterreich findeich allenthalben meine Compositionen, besonders in Klöstern, Florian und Kremsmünster, wo ich mit Beihilfe eines braven Clavierspielers meine vierhändigen Variationen und Märsche mit gunstigem Erfolge producirte. Besonders gestelen die Varia¬ tionen aus meiner neuen Sonate, die ich allein und nicht ohne Glück vortrug, indem mich Einige ver¬ sicherten, daß die Tasten unter meinen Händen zu singenden Stimmen wurden, welches, wenn es wahr ist, mich sehr freut, weil ich das vermalederte Hacken, welches auch ausgezeichneten Clavierspielern eigen ist, nicht ausstehen kann, indem es weder das Ohr noch das Gemuth ergotzt.“ Bis gegen Ende September weilte der Tondichter in Steyr — wie es scheint, das letzte Mal. Kaum 31 Jahre alt, schied einer der genialsten Componisten des Jahr¬ bunderts am 28. November 1828, nichts hinter¬ lassend, als den unerschöpflichen Neich¬ thum seiner ewigen Melodien, die noch beute des Hörers Herz erheben, sein Auge mit Thränen füllen und seine Brust erbeben machen, sei es nun ob ein klangvoller Bariton oder ein klingender Alt sie mit dem Gefühle vorträgt, das den Componisten beseelte: dem Gefühle für Natur und Poesie. *) Gemalin des einheimischen Dichters J. A. Kaltenbrunner, gev. 1804 in Enns, † 1867 in Wien. 2) Opernsänger in Wien. 3) Dichter und Stubengenosse Schuberts, geboren in Steyr 1778, † in Wien 5. Februar 1830. Die sorstliche Ansstellung. Die forstliche Betriebseinrichtung und Ertragsregulirung. VIII. (Fortsetzung.) Boussoleninstrumente sind mehrere von der Herrschaft Steyr und ein solches vom Aerar aus¬ gestellt. In größerem Maßstabe kommen die Auf¬ nahmen im Freien nur in der guten Jahreszei zur Ausführung und werden die Zimmerarveiten mehr auf den Winter verschoben, der dann das ganze Personal in dem Zeichenbureau vereinigt. Jedoch ist es vortheilhaft, daß die Originalkarten durch ständige Zeichner gleich während der Ver¬ messungssaison zu Papier gebracht werden, damit man etwaige Fehler gleich ausmerzen kann und auch in der Lage ist, die räumliche Eintheilung des Waldes, von der später die Rede sein wird, gleich im Anschlusse an die oben beendete Vermessung durchführen zu können. Das erste Kartenwert, welches angefertigt wird, sind die Aufnahmsblatter, aua Originalkarten oder Grundrisse genannt. Jhre Herstellung soll, wie schon bemerkt, möglichnt wäh¬ rend der Aufnahmen geschehen. Als Maßstav für diese Karten wählt man gewöhnlich das Verhält= niß 1: 5000, d. v. 1em auf der Karte ist gleich 50 Mtr. in der Natur. Ausgedeynte Forste bestehen demnach aus mehreren Blattern. Sind nun die Originaltarten im Concepte fertig, so wird jeyr „Steyrer Ausstellungs-Zeitung“ auf der Karte die räumliche Eintheilung des Waldes entworfen, eine Arbeit, die schon forstliche Kenntnisse erfordert. Durch dieselbe bezweckt man ein selbst¬ ständiges bleibendes Netz von Wirthschaftsfiguren über den einzurichtenden Forst zu legen, das uns bei allen Verrichtungen im Walde als Anhalt dient, das uns eine sichere Orientirung und Ortsbezeich¬ nung sowohl im Walde als auf der Karte gewährt. Die Grenzen dieser Wirthschaftsfiguren, die mar allgemein Abtheilungen nennt, werden durch mehr oder weniger breit aufgehauene Schneißen im Walde, falls sie nicht mit breiten Wegen und offenen Gräben zusammenfallen, und deren Eck¬ punkte durch Steine oder Pflöcke dauernd bezeich¬ net. Es findet also dadurch eine häufige Unter¬ brechung des Waldes statt und gewährt ein gut angelegtes Schneißensystem noch viele Vortheile; es befordert den Absatz, indem es den Wald zu¬ gänglicher macht, Elementarereignisse durch Sturm, Feuer und Insecten können leichter hintangehalten, respective bewaltigt werden 2c. Je nach der Be¬ schaffenheit des Terrains haben sich 2 Systeme herausgebildet. In den Forsten der Ebene nimm man für die Abtheilungen gerne eine regelmäßige Form meistens Rechtecke, während in stark hugeligem und gebirgigem Terrain die Grenzen der Abtheilungen mehr oder weniger durch die Ausformung des Terrains bedingt sind. Scharf ausgesprochene Gräben Bergrücken und Schluchten trennen hier die Ab¬ theilungen, und nur da, wo eine Berglehne zu hoch und ausgedehnt ist oder ein größeres Plateau vorkommt, wird noch ein System von geraden Schneißen eingelegt. Erstere Art der Eintheilung nennt man die regelmaßige oder kunstliche, letztere die naturliche. In den auf der hiesigen Ausstellung befind¬ lichen Karten, die durchweg Gebirgswälder dar¬ stellen, finden wir nur die natürliche Forsteintheilung vertreten. Die Bezeichnung der Abtheilungen, die wohlgemerkt eine bleibende Dauer haben, geschieht in den Karten mit arabischen Ziffern, die durch das ganze Nevier laufen, zum Unterschied von den veränderlichen Unterabtheilungen, die man gewöhn¬ lich mit kleinen lateinischen Buchstaben bezeichnet. Die Größe der Abtheilungen ist auch eine seyr verschiedene; je intensiver die Wirthschaft, desto kleinere Abtheilungen empfehlen sich und umge¬ kehrt. Sie dürfte im Allgemeinen schwanken zwischen 20 bis 60 Hektar. In unserem Hochgebirge z. B wo wir es mit großen ausgedehnten Forsten zu thun haben, wo eine feinere Verwerthung der Hölzer meistens nicht stattfinden kann und wo meistens die Anforderungen holzconsumirender Ge¬ werbe und Hüttenwerke auf große Massen von Brennyolz und Kohle gerichtet sind, wird man die Abtheilungen möglichst groß machen, denn hier kann sich die Wirthschaft nur in einem großeren Rahmen bewegen. (Fortsetzung folgt.) Zuin Sungerfeste in Steyt am 13. und 14. Septemver. „Seio herzlichst gegrußt! eole Sangesoruder uno lieowerihe Gaste aus allen Gauen, wo man die liebliche Kunst des Tiedes Islegt. Moger ihr in unserer Mitte nur reine Freude finden uno Fröhliche uno ver= gnügte Stunden verleben. Die gastfreund¬ lichen Bewöhner unserer alten Eisenstaot uno deren liebreizende Umgebung mogen ihr Möglichstes beitragen, die geehrten Sangesgenossen in jener heiteren Stimmung zu erhälten, die eine Burgin uno Stif= terin ist, daß die Worte „auf Wieversehen nicht eine Form der Höflichtei, sondern der innige Wünsch des Herzens werden. Bisher sind folgende Gesangvereine zur Theilnähme am Sangerfeste rheils cor¬ porakio, kheils deputario angemeloet: Amsteiten mil 20 Sangern, 2. Bao Nr. 30. Hall mit 20, 3. Enns mit 14, 4. Eienerz mit 15, 5. Floriosoorf vei Wien mit 20, o. Freistadt mir 19, 1. Grunvurg mit 20, 8. Heiligenstaot mit 10, 9. Hollenstein mir 10, 10. bos mik 10, 11. Inzersoorf vei Wien mir o, 12. Kratzau in Boymen mit 10, 13. Kremsmunster mir 12, 14. Linz: „Froysinn" mit 00, 10. „Gutenvergouno“ mir 40, 10. „Sangerouno“ mir 125,11.St. Martin mit 20, 18. Maue rtirchen mit 20, 19. Mauthausen mir 20, 20. Monosee mit 14, 21. Melt mit 20, 22. Dedenvurg mit 50, 23. Ottatring vei Wien mit 10, 24. Perch¬ koldsoorf mit 8, 20. Pochlarn mir 10, 26. Rieo mit 12, 21. Sierning mit 30, 28. Schwanenstaot mir 8, 29. Steyr „Liederrafel“ mit 40, 30. „Kranzchen“ mit 40, 31. Scheivos mit 20, 32. Vocklaoruck mik 10, 33. Waiohosen a. o. Yvvs mil 19, 34. Sien: „Bieoersinn“ mit 20, 50. „Tanotraßer Mannerchor“ mit 20, zusammen mit 804 Sangern. Von einigen Gesangs¬ Vereinen ist noch die oetaillirte Anmelbung ausstanoig. An dem Concerte berheiligen sich: Bei den drei Gesammt=Choren a) „Sturmbeschworung“ von Durrner, 0) „Der Jager Abschied“ von Menoelssoyn, c) „Das beutsche Lied“ sammtliche Sanger. — Ein= zeine Chore tragen vor: 1. Tiedertafel von Bad Hall. 2. Froysinn aus Linz. 3. Hutenvergouno aus Linz. 4. Sangerouno aus Linz. 5. Lievertranz aus Oedenburg. 6. Der suowest=nieverosterreichische Gau= vervano. 7. Tiedertafel Wels. S. Manner= Gesangverein „Kranzchen“ in Steyr. 9. „Viebertafel“ in Steyr. Die Liedertexte zu diesen Vortragen weroen am Concert=Tage am Ausstellungsplatze vertauft werden. Wir sind in der Tage, hievei die er¬ reuliche Nachricht mirzurheilen, daß ver allbelievte und hervorragende Compositeur rFranz Mair Burgerschul=Director uno Cyormeister des Mannergesang= Vereines „Schuvertound" in Wien, vei dem Festconcerte den von ihm com¬ ponirten Chor „Sangesweihe", welcher von dem suowest=niederosterreichischen Gauverbano, mit Begleitung der St. Polt¬ ner Staormusik zum Vortrage gebracht werden wiro, personlich oirigiren wiro, was oas Festconcert um so inte= ressanter gestalten ourfte uno einen wei¬ teren klaren Beweis liefert, wie seyr oas Sangerfest in Steyr vei allen Sanges¬ uno Stammesgenossen Anklang finder. Programm für das Sangerfest in Steyr am 13. uno 14. Septemver d. 35. — Am 13. Septemver: Anrunft der verschieoenen Vereine und Empfang derselvben am Bäynhofe. Für jene Sanger, welche vereits am 13. Septemver Nach¬ nittags in Steyr sino, wiro um 4 Uhr Nachmittag ein Spaziergang üver den Tavor und Dachsberg auf den Aus¬ tellungsplaß arrangirt. Zusammenkunft hiezu bei den Cafe s Tanosieol und Huver am Hauptplatze Punkt 4 Uhr Nachmittags. Abenos finder um 8 Uhr in der Schwe¬

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