Steyrer Ausstellungs Zeitung, Nr. 34, 12. September 1884

Seite 2 Lehrkrafte zuzuwenden uno auch hier unserer Anertennung Ausoruck zu geven. Vor Allem fesselt ein über dem Tische hangender Luster, ein sogenanntes Licht¬ oder Leuchterweibchen, vom Fachschulleyrer Hanns Greil entworfen uno in virtuoser Technik ausgeführt unsere Aufmert¬ samteit. Es stellt in voulstanoig runsilerischer Auffassung eine Dame, vie Taute schlagend und etwa ein Weinnelieo vortragend gedacht, im Costume des XVI. Jayrhundertes dar, deren Korper nach ruckwarts in einen ornamentalen Blatter¬ telch mit Wappenschild uno hierauf in einen Fischleib mit Flossen ender. Die Concep¬ tion der Figur, der Ausoruck der Joee im Verein mit der harmonischen Wir= tung der an Stelle der pasiosen Oelfarven angewendeten Beizen tann auch vem streng¬ sten Urtyeile Stano halten. Der Lehrer für Holzschnitzerei, Franz Wenger, steut neven meyreren ourchwegs seyr guten tleineren Thierstucken uno einem in Naturgroße geschnitzten Hirschropfe, der seiner Naturwahrheit wegen allgemein ge¬ fallt, ein in Birnbaumyolz geschnitztes Relief, „Hirsche im Walde vorstelleno, aus, welches, durch meisterhafte Auffassung und Behandlung ausgezeichner, seines Glei¬ chen sucht. Das an der Wano in dem voryin er¬ wäynten Zirbenraymen vesinoliche Portrar eine vom Zeichenleyrer Franz Paurert verunoet ausgeführte Kreiden=Zeichnung) tüchtige Technit, feine Auffassung uno ver¬ dient ihrer kunstlerischen Durchoiloung halber Beachtung. Zum Avschlusse sei noch oes schon an anderer Stelle oieses Blattes erwäynten Ellipsenzirtels und der Taudsagemaschine construirt vom Vorarveiter E. Fuschl) geoacht. Fur beide „wirtlich prattische In= strumente“, die „uverrascheno einfach uno gelungen“ ausgeführt sino, steyr eine wei¬ tere Verbreitung zu erwarten. So entwickelt sich vor unserem Auge ein Bild des anertenenswerthen Strevens einer zwar noch jungen aber in der Ent¬ wicklung schon weit vorgeschrirtenen An¬ talt, und erfullt mit währer Befriebigung. Das Gesehene weckt unsere Symparhie für eine Schule, die verufen ist, auf Gruno der vorhandenen Arveitsrüchrigten, Sinn und Verstanoniß fur correcte technische Leistungen zu wecken und lauterno einzu¬ wirten auf den Geschmack. Wir schließen oiese Ausfuhrungen mir dem der Fachschule aufrichtig oargeorachten Wunsche: Vivat, noreat, crescat! Die Schulererzeugnisse der 1. 1. Fuch¬ schul=Filiale Neulirchen. Die wirklich träurigen Verhaltnisse der sonst fleißigen und genugsamen Spiel¬ waaren=Producenten der Vichrau, in engstem Zusammenhange steheno, mil der in streng patriarchalischem Geiste ge= führten Hausinoustrie, die Schritt für Schritt als nicht meyr concurrenzfahig, weil den heurigen Anforderungen nicht „Steyrer Ausstellungs-Zeitung“ meyr entsprecheno, von dem Weltmartte zuruckweicht, gaven den gewiß verechrigten Anlaß zur Grundung einer Schule, die durch ihre Tharigreit vereoeinden Einfluß neymen soll auf die Erzeugnisse ihrer Umgebung uno so inoirect besrimmt ist, einer Inoustrie auf die Fusse zu heifen, die, man tann sagen Jähryunderte lang, trotz einer gewissen Inoivioualitar die Be¬ wohner der Vichtau, wenn auch nicht Wohlstano führre, so ooch vor Nory zu vewayren vermochte. Im September 1881, also erst vor orei Jähren erstand in Neutirchen die als Filiale der Fachschule Even¬ ee unter deren Teirung sreyende Anstalt, welche, wie die exponirten Schuler=Arveiten barthun, den Ernst der ihr gesteuren Auf¬ gave von vornyerein richrig erfaßte und bei ihrem schwierigen Stanopuntte trotz ihrer Jugeno Erfolge aufzuweisen har, die zu den besten Hoffnungen verechrigen. Hofrath Exner jagt in einem Berichte über die Erzeugnisse der holzoearbeitenoen Gewerve in der Vichtau, die „seyr com¬ olet ourch Reinolmühl und Neurirchen reprasentirt sino“: „Man versaume nicht, mit diesen Prooucten die Schulerarveiten der Fachschule in Neurirchen, 2 Stockwerre hoher im Ausstellungsgebaube, zu ver¬ gleichen. Wer da nicht zum Freunde der Hachschulackion wiro, — dem ist nicht zu helfen. Uns sei gestätter, noch hinzuzufugen, daß die von der Fachschule Neurirchen aus¬ gestellten Objecte den eigentlichen Vichtauer rooucten, wayren Plevejern unter oer Spielwaare, nicht nur in reiner Weise ver¬ sondern ihrer Schonheit halber gleichbar, geradezu werty sino, neden so mänche Nurnberger Dinge rangirt zu werden, was sie gewiß oyne die geringste Beein¬ trächtigung ihres Werthes aushalten wurden. Dies gilt sowol von oen Spielwaaren in Holz, als auch in Papiermachee. Die exponirten Sachen, von oen Bier¬ wagen, Kanonen uno Karren mit oen vorgespannten Pferden, als Reprasentanten seinerer Waare, vis herav zur Balgwaare uno den kleinen Pferden erfreuen sich aul= gemeinen Beifalls. Als ebenso vortrefflich mussen die Teistungen der Schuler auf dem Gebiere der Holzoreherei anerkannt werden, die nett in der Zeichnung, auch was die Arbeit anbelangt, kaum praciser ausfuhroar II0. Auch zwei Arbeiten des leitenoen Tey¬ rers K. Klug, von denen oie eine, ein Blumenrisch, nicht nur in der Zeichnung, sondern auch in der Ausführung recht gelungen, die andere, eine Gruppe, „Schnee¬ wirtchen“ vorstelleno, in ihrer Naiverat janz gure Wirkung erzielt, sino unter dem Titel „Fächschule“ mit ausgesteult uno ver¬ vollständigen im Bereine mir den Schuler¬ zeichnungen das Bilo der Anstalt. Resumireno konnen wir sagen, daß alles das Gesehene unsere voulkommene Befriedigung wachgerufen und uns in An¬ berrächt des Schicksales der Vichtauer Holzwaarenerzeuger zwingt, dem Wünsche Nr. 34 Ausoruck zu geben, daß auch diese endlich die Intentionen einer hohen Regierung erfassen, und der Erfahrung eingeoenr, daß Jährzeynte dazugehoren, eine fuhloare Besserung herbeizuführen, start der jetzigen mehr die künftige Generation im Ange beyalten, turzihre verannre Passivitat — um nicht zu sagen Terhargie, aufgeben mogen und dies meyr in ihrem eigenen, als im Interesse der Schule, die freilich, wie jede andere eines Entgegenrommens von Seite der Bevolterung beoarf. Von der eleitrischen Anssteulung. (Schluß.) Wie bei allen bisherigen Elektricitäts=Ausstellun¬ gen das elektrische Licht vorherrschend vertreten war und das meiste Interesse für sich in Anspruch nahm, so ist es auch bei der Ausstellung in Steyr; daraus erklärt sich der stärkere Besuch der Abend¬ ausstellung. Man muß aber auch eingestehen, daß dies sehr lohnend ist. Hiebei wird hauptsachlich der Bogenbeleuchtung die Aufmerksamkeit zugewendet. Ziehen wir nun diese in Betracht, so mussen wir mit Vergnügen constatiren, daß hier ein unzweifel¬ hafter Fortschritt gegenuber den bisherigen Aus¬ stellungen zu verzeichnen ist; diese erfreuliche That¬ sache ist darin, begründet, daß unter den Bogen¬ lampen nur zwei, und zwar der besten Systeme von elektrischen Lichtregulatoren vertreten sind (Krizik und Klostermann), die, aus einer Fabrik hervorgegangen, mit bewunderungswürdiger Prä¬ cision ausgeführt, die gute Function erklärlich machen; wenn also Ausführung und System gut sind, muß die Leistung eine ebenfalls gute sein, vorausgesetzt, daß auch die Stromerzeuger von selber Qualität sind; und hier trifft glücklicherweise Alles zusammen. Herr Werndl hat Alles daran jesetzt, um die Patente der besten Lampen und Maschinen zu erwerben und die Erzeugung im großen Maßstabe, somit billig und solid, durchzu¬ führen; daß ihm dies vollkommen gelungen, beweist eben diese Ausstellung. Die auffallende Gleich¬ mäßigkeit und daher Schönheit des Bogenlichtes, welche Se. Excellenz der Herr Handelsminister-an¬ läßlich seiner Anwesenheit in Steyr so lobend er¬ wähnte, verzeichnet deutlich die hier gemachten Fortschritte. Zu dem Gelingen haben auch die fachmannisch durchgeführten Installationen beigetragen, so daß wir in der Lage sind, die Ausstellung in allen ihren punkten als eine sehr gelungene zu bezeichnen. Was die Fülle des Lichtes betrifft, so ist die¬ selbe als eine den bestehenden Verhältnissen an¬ gepaßte zu nennen. Die gute Vertheilung der lampen, die gleichmäßig beleuchtete Bodenfläche 2c., gibt Zeugniß von der Routine der Installateure und glücklichen Wahl der Aufstellungspunkte für die Lampen. Im Ganzen sind 210 Vogenlampen in Function. Zur Beleuchtung des Hauptausstellungs=Ge¬ bäudes (Werndl=Villa) werden mehr als 400 Glühlampen verwendet, wovon 250 Stück die Fir ma Heß, Wolf und Comp. in Wien geliefert hat. Der Ausstellungsraum beträgt 65.510 Olla¬ dratmeter, wovon 11.000 Quadratmeter verbaut, 25.000 Quadratmet. den Parkanlagen gewidmet sind. Es sind mehr als 4000 Objecte ausgestellt. Um uns nicht einer Unvollständigkeit schuldig zu machen, wollen wir noch auf ein Ausstellungs¬ poject aufmerksam machen, das mit Rucksicht auf seine Bestimmung und seine Eigenthumlichkeit er¬ wähnt zu werden verdient; es ist dies die „elel¬ trische Locomotiv=Beleuchtung“, System Sedlaczek¬ Wikulill, welche auf der Maschine der r. r. General¬ Direction der österreichischen Eisenbahnen („Erfürt“ Nr. 131) aufmontirt ist, und die Kraft zum Be¬ triebe aus dem Kessel dieser Locomotive erhalt. Der „Bautechniker" ergeht sich nun in einer aus¬ führlichen Würdigung dieser Epoche machenden Er¬ studung, über deren Wesen wir bereits in einer früheren Nummer der „Ausstellungszeitung" be¬ richtet haven.

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